Die Wirtschafts-Chronologie

Diese kurze Übersicht stellt die wesentlichen wirtschaftlichen Ereignisse während des Krieges dar. Sie basiert vorwiegend auf den Daten, die Dr. Karl Helfferich, seiner Zeit Staatssekretär des Reichsschatzamtes, anschließend des Inneren und Vizekanzler, in seinem Buch "Der Weltkrieg" (Ausgabe 1925 in einem Band bei Schille, Karlsruhe) veröffentlicht hat.

Erklärt sei hier noch kurz der Begriff "Moratorium", da er ggf. nicht jedem Leser geläufig ist. Er bedeutet "einen gesetzlichen oder vereinbarten Zahlungsaufschub für einen Schuldner", in den u.a. Fällen ist er immer gesetzlicher Natur.


 
Staatssekretär 
Dr.Helffrich (rechts)
im Gespräch mit 
Gottlieb von Jagow (mitte)
und dem Reichskanzler 
von Bethmann-Hollweg (links).

 
1914
3.August 
Schließung der deutschen Börsen. - Der französische Finanzminister verfügt ein Moratorium für Kontokerrent- und Lombarddarlehen bis zum 31.August.
7.August
Bundesratsbeschlüsse zur Vorbeugung eines allgemeinen Moratoriums.
9.August
Gründung der Reichszentrale für Arbeitsnachweise.
10.August
Englisches Gesetz zur Bekämpfung der Lebensmittelpanik.
11.August
Die serbische Skuptschina nimmt ein zweimonatiges Moratorium an.
13.August
Errichtung der Kriegsrohstoffabteilung. - Zentralstelle für Heeresverpflegung gegründet.
15.August
Panamakanal für den Verkehr von Schiffen mit nicht mehr als 30 Fuß Tiefgang freigegeben.
1.September
Verlängerung des bestehenden englischen Moratoriums.
10.September
Gesetz über vorübergehende Erleichterungen auf dem Gebiet des Patent-, Gebrauchsmuster- und Warenzeichenrechts.
17.September
Verlängerung des bestehenden belgischen  Moratoriums durch das deutsche Generalgouvernement.
30.September
Deutsches Zahlungsverbot an England.
8.Oktober
Ergebnis der 1.deutschen Kriegsanleihe: 4 460 701 400 Mark bei 1 177 235 Einzelzeichnungen.
20.Oktober
Deutsches Zahlungsverbot an Frankreich.
28.Oktober
Bundesratsverordnung über die Höchstpreise.
1.November
Gründung der Kriegsgetreidegesellschaft (endgültige Form 28.6.15 als Reichsgetreidestelle).
5.November
Festsetzung von Höchstpreisen für Hafer.
23.November
Festsetzung von Höchstpreisen für Kartoffeln.
24.November
Ergebnis der 1.österreichisch-ungarischen Kriegsanleihe: 3376 Millionen Kronen.
1.Dezember
Ergebnis der 1.englischen Kriegsanleihe: 400 Millionen Pfund Sterling.
5.Dezember
Verträge des Reichs mit den Stockstoffwerken Ludwigshafen und Knapsack.
10.Dezember
Festsetzung von Höchstpreisen für Metalle.
19.Dezember
Vereinheitlichung der Höchstpreise für Gerste. - Der belgischen Nationalbank wird das Recht, Noten auszugeben, vom Generalgouverneur entzogen.

 
1915
13.Januar
Zentraleinkaufsgesellschaft gegründet.
26.Januar
Beschlagnahme der Getreidevorräte in Deutschland durch Bundesratsbeschluß.
31.Januar
Verordnung über die Verwendung der Mehlvorräte.
1.Februar
Errichtung der Reichsstickstoffwerke. - Verträge mit den bayerischen Stickstoffwerken und den Lonzawerken.
2.Februar
Unterbindung der Wollausfuhr aus Amerika nach Deutschland.
15.Februar
Bundesratsverordnung über Einschränkungen der Malzverwendung in den Bierbrauereien.
23.Februar
Beschlagnahme der Getreide- und Mehlvorräte in Österreich-Ungarn.
9.März
Beschlagnahme der Getreidevorräte im Reich, die bei einzelnen Besitzern 10 Doppelzentner übersteigen.
21.März
Ergebnis der 2.deutschen Kriegsanleihe: 960 Millionen Mark bei 2 691 060 Einzelzeichnungen.
25.März
Verlängerung des bestehenden ungarischen Moratoriums.
26.März
Einführung eines schärferen Schutzzolltarifs in Rußland.
17.April
Verlängerung des französischen Moratoriums auf Handelspapiere.
27.April
Englisches Ausfuhrverbot für Rohbaumwolle und Maschinen zur Bearbeitung von Metallen.
2.Mai
Schaffung einer "Wirtschaftskommission" durch den Generalgouverneur von Belgien.
24.Juni
Bundesratsverordnung über den Verkauf von Fleisch und Fettwaren durch die Gemeinden.
26.Juni
Anordnung einer Bestandsaufnahme von Verbrauchszucker.
12.Juli
Bekannmachung über die Errichtung von Vertriebsgesellschaften für den Steinkohlen- und Braunkohlenbergbau.
13.Juli
Ergebnis der 2.englischen Kriegsanleihe: 600 Millionen Pfund Sterling.
14.Juli
Ergebnis der 2.österreichisch-ungarischen Kriegsanleihe: 3820 Millionen Kronen.
23.Juli
Festsetzung von Höchstpreisen für Brotgetreide, Gerste und Hafer. - Errichtung einer Reichsfuttermittelstelle.
1.August
Russischer Städtetag beschließt Einsetzung eines Hauptausschusses für die Versorgung des Landes.
20.August
Reichstagsverhandlung über Stickstoffhandelsmonopol. - Ausmahlungsverhältnisse für Brotgetreide auf 75% festgesetzt.
21.August
Österreichisch-ungarisches Moratorium für Zahlungen nach dem Auslande verlängert.
22.August
England erklärt Baumwolle zur Bannware.
31.August
Ablauf des inneren Moratoriums in Österreich-Ungarn.
22.September
Ergebnis der 3.deutschen Kriegsanleihe: 12 030 Millionen Mark bei 3 996 418 Einzelzeichnungen.
25.September
Bundesratsverordnung zur Errichtung von Preisprüfungsstellen.
28.September
Aufnahme einer englisch-französischen Anleihe von 2 Milliarden in Amerika.
1.Oktober
Verlängerung des bestehenden russischen Moratoriums auf eibn weiteres Jahr.
2.Oktober
Verbot des Verschrotens von Getreide zu Futterzwecken.
9.Oktober
Errichtung der Reichskartoffelstelle.
21.Oktober
Festsetzung von Grundpreisen für Butter.
28.Oktober
Bundesratsverordnung zur Beschränkung des Fleisch- und Fettverbrauchs.
4.November
Bundesratsverordnung über Milchpreise und Milchverbrauch, über Preise für Schlachtschweine und Schweinefleisch.
19.November
Ergebnis der 3.österreichisch-ungarischen Kriegsanleihe: 6173 Millionen Kronen.
8.Dezember
Einführung von Butter- und Fettkarten.
9.Dezember
Ergebnis der 1.französischen Kriegsanleihe (Emprunt de la victoire): 15 139 Milliarden Francs.
16.Dezember
Verordnung über die Bereitung von Kuchen und über die Herstellung von Süßigkeiten und Schokolade.

 
1916
8.Januar
1.Sitzung des Beirates für Volksernährung.
15.Januar
Abfahrt des ersten Balkanzugen von Berlin und München.
17.-18.Januar
Mitteleuropäische Wirtschaftskonferenz in Dresden.
25.Januar
Festsetzung von Höchstpreisen für Gemüse.
1.Februar
Beschlagnahme der Bekleidungsstoffe.
7.Februar
Verordnung über die Einfuhr von Kartoffeln.
9.Februar
Neuregelung der Preise für Schlachtschweine und Schweinefleisch und der Versorgung mit frischem Schweinefleisch.
2.März
Bekannmachung über die Preisfestsetzung bei Enteignung von Kartoffeln.
20.März
Errichtung der Reichsbekleidungsstelle.
22.März
Ergebnis der 4.deutschen Kriegsanleihe: 10 767 Millionen Mark bei 5 279 645 Einzelzeichnungen.
27.März
Errichtung der Reichsfleischstelle.
4.April
Verordnung über die Benutzung von Grundstücken städtischen Charakters zu landwirtschaftlichen und gärtnerischen Zwecken.
12.April
Festsetzung von Höchstpreisen für die Kriegsdauer in Frankreich beschlossen.
15.April
Errichtung der Reichsbranntweinstelle.
18.April
Errichtung der Kriegswirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungsgewerbe.
1.Mai
Preisfestsetzung für Fische.
22.Mai
Errichtung des Kriegsernärungsamtes.
23.Mai
Ergebnis der 4.österreichisch-ungarischen Kriegsanleihe: 6520 Millionen Kronen.
29.Mai
Runderlaß an die Regierungspräsidenten gegen die ausschließliche Versorgung einzelner Landesteile mit Lebensmitteln zuungunsten der Großstädte und Industriegebiete.
8.Juni
Verbot des Abteufens von neuen Kalischächten.
14.-17.Juni
Wirtschaftskonferenz in Paris.
29.Juni
Beschränkung von Neu- und Erweiterungsbauten von Zementfabriken.
6.Juli
Verbot der Einfuhr entbehrlicher Gegenstände.
10.Juli
Handels-U-Boot "Deutschland in Baltimore angekommen.
21.Juli
Verordnung betreffend Seifenfabrikation und -handel.
3.August
Bestellung eines Reichskommissars für Übergangswirtschaft (Senator Dr. Sthamer).
7.August
Einfuhrverbot für Tabak.
23.August
Denkschrift des Vereins deutscher Eisenhüttenleute die Munitionserzeugung betreffend. - U-"Deutschland" zurück.
26.August
Einführung der Reichsfleischkarte.
20.September
Deutsch-schweizerisches Warenaustausch-Abkommen.
25.September
Gründung des russischen Zentralkomitees für Lebensmittelversorgung in Petersburg.
5.Oktober
Ergebnis der 5.deutschen Kriegsanleihe: 10 699 Millionen Mark bei 3 809 976 Einzelzeichnungen.
12.Oktober
Errichtung von Ernährungsämtern in Österreich und Ungarn.
21.Oktober
Besprechung des Staatssekretärs Dr.Helffrich mit den bundesstaatlichen Regierungen über die Fragen der Volksernährung.
1.November
Errichtung des Kriegsamtes.
9.November
Ergebnis der 2.französischen Kriegsanleihe: 11 1/3 Milliarden Francs.
15.-16.November
Lebensmitteldebatte im englischen Unterhaus.
2.Dezember
Annahme des Hilfsdienstgesetztes im Reichstag. - Erhöhung der Mindestsätze der Unterstützung von Familien in den Dienst eingetretener Mannschaften.
3.Dezember
Ergebnis der 5.österreichisch-ungarischen Kriegsanleihe: 6767 Millionen Kronen.
14.Dezember
Verordnung betreffend Stempelpflicht ausländischer Wertpapiere.

 
1917
15.Januar 
Bundesratsbeschluß über Festsetzung von Kursen für Wertpapiere.
18.Januar
Der österreichische Ministerpräsident Clam Martinitz und der ungarische Ministerpräsident Graf Tisza in Berlin zur Besprechung kriegswirtschaftlicher Fragen. - Ernnenung eines Reichskommissars für Stickstoffragen.
16.Februar
Ergebnis der 3.englischen Kriegsanleihe: 1 000 312 950 Pfund Sterling neues Geld.
17.Februar
Rede des Staatssekretärs Dr. Helffrich in der 45.Vollversammlung des deutschen Landwirtschaftsrates über die Bedeutung der Landwirtschaft im Kriege.
24.Februar
Bekannmachung über die Regelung des Verkehrs mit Kohle.
2.März
Beginn der Debatte der italienischen Kammer über die wirtschaftliche Notlage Italiens.
5.März
Interpellation im russischen Reichsrat über die katastrophale Verkehrsnot.
13.März
Einführung von Fleisch-, Fett-, Zucker-, Mehl- und Brotkarten in Italien.
24.März
Verbot der Einfuhr von Auslandswaren in Frankreich.
2.April
Beratung in der französischen Kammer über die Einführung von Höchstpreisen für Getreide.
5.April
Verbot der Einfuhr von Auslandswaren in Italien.
9.April
Einführung des Staatsmonopols für den Getreidehandel in Rußland.
10.April
Plan des amerikanischen Schiffahrtsdepartements, eine Flotte von 1000 Holzschiffen zu 3000 Tonnen zu bauen.
15.April
Bestandsaufnahme des Brotgetreides in Frankreich.
18.April
Ergebnis der 6.deutschen Kriegsanleihe: 13 122 069 600 Mark bei 6 768 082 Einzelzeichnungen.
2.Mai
Debatte in der französischen Kammer über die Lebensmittelversorgung. - Aufruf des Königs von England an das Volk zur Verringerung des Brotverbrauchs.
4.Mai
Bestandsaufnahme der Getreide-, Mais- und Mehlvorräte in Italien.
1.Juni
Ergebnis der 6.österreichisch-ungarischen Kriegsanleihe: 7689 Millionen Kronen.
8.Juni
Die amerikanische Ausfuhr wird unter Regierungskontrolle gestellt.
14.August
Erhöhung der Lebensmittelrationen (Mehlprodukte) in Österreich.
16.August
Lloyd George weist im englischen Unterhaus auf die Notwendigkeit größter Sparsamkeit im Verbrauch der Lebensmittel hin.
22.August
Gründung einer schwedisch-russischen Handelskammer.
25.August
Der russische Finanzminister Bernatzki verlangt Arbeit bis zum Höchstmaß aller Kräfte, Rußland sei sozialistische Regime noch nicht reif.
4.September
Beschluß des englischen Gewerkschaftskongresses zugunsten des Freihandels nach dem Kriege.
5.September
Einführung der Kohlenkarte in Österreich-Ungarn.
28.September
Die russische Regierung nimmt den Entwurf eines Zuckermonopols an.
20.Oktober
Ergebnis der 7.deutschen Kriegsanleihe: 12,5 Milliarden Mark bei 5 213 373 Einzelzeichnungen.
23.Oktober
Bildung eines Reichswirtschaftsamtes.
8.November
Ergebnis der 2.amerikanischen Anleihe: 4617 Millionen Dollar.
20.November
Herabsetzung des Malzkontingentes der Bierbrauereien auf 10%.
1.Dezember
Ergebnis der 3.französischen Kriegsanleihe: 10 276 Milliarden Francs.
4.Dezember
Festsetzung der Brotration in Frankreich.
21.Dezember
Beratung des Ernährungsamtes über Maßregeln zur Bekämpfung des Schleichhandels.

 
1918
2.Januar
Ergebnis der 7.österreichisch-ungarischen Kriegsanleihe: 9644 Millionen Kronen.
18.Januar
Hungerrevolte in Petersburg und Moskau.
24.Januar
Ernennung des Reichsausschusses zur Widerherstellung der deutschen Handelsflotte.
3.Februar
Der Zentralexekutivausschuß in Petersburg beschließt die Annulierung der Kriegsanleihen.
16.Februar
Alle Ein- und Ausfuhr in Amerika unterliegt ab diesem Datum der Kontrolle des Kriegshandelsamtes.
25.Februar
Einführung der Fleischkarte in London.
1.März
Beschlagnahme der holländischen Handelsflotte durch den Vierverband.
2.Mai
Ergebnis der 3.amerikanischen Freiheitsanleihe: 4 170 019 659 Dollar.
4.Mai
Deutsch-holländisches Wirtschaftsabkommen.
18.Mai
Ergebnis der 8.deutschen Kriegsanleihe: 15 001 425 400 Mark.
22.Mai
Deutsch-schweizerisches Wirtschaftsabkommen.
18.Juli
Ergebnis der 8.österreichisch-ungarischen Kriegsanleihe: 5763,4 Millionen Kronen.
20.Juli
Ergebnis der englischen Siegesanleihe: 708 Millionen Pfund Sterling neues Geld.
1.November
Ergebnis der 9.deutschen Kriegsanleihe: 10 434 Millionen Mark bei 2 717 657 Einzelzeichnungen.

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