Musketier Friedrich Strauch

* 28.9.1893
+ 31.12.1914

gefallen in der 2.Kompagnie des
9.Badischen Infanterie-Regiments Nr.169
bei Auchy les La Bassee


 
Als im Herbst 1914 Friedrich Strauch, wie viele seiner damaligen Altersgenossen, zu den Fahnen rückte, da tobte der große Krieg schon seit einigen Wochen in Frankreich, Belgien und an der Ostfront. Die Garnisonstsadt, die ihm nun für seine Grundausbildung eine vorübergehende Heimat bieten sollte, war Lahr in Baden. Sein Regiment war das 9.Badische Infanterie-Regiment Nr.169. Schon öfters war es vorgekommen, daß junge Männer aus Naunheim ihren Wehrdienst in badischen Regimentern abgeleistet hatten, so z.B. auch die im Weltkrieg gefallenen Heinrich Rühl und Wilhelm Schmehl.

Bei Wind und Wetter ging es nun auf den Übungsplatz. Für die schöne Landschaft des Schwarzwaldes hatten die Männer wohl selten einen Blick. Marschieren, Schießen und Instruktionsstunden wechselten sich nun ab. Schließlich näherte sich die Ausbildungszeit ihrem Ende, für den Monatswechsel November/Dezember war ein Ersatztransport an die Front vorgesehen. Zu ihm sollte auch der junge Naunheimer gehören. Doch kurz vor dem Ausmarsch fand noch ein freudiges Ereignis statt: am 30.November heiratete Friedrich Strauch seine Verlobte Katharina Bill, die nach Lahr angereist war. Sowohl seine Frau als auch die damals einjährige Tochter sollten ihren Mann und Vater nie wiedersehen...


 
Friedrich Strauch (sitzend 3. von rechts) im November 1914
im Kreise seiner Gruppenkameraden in Lahr (Baden)

 
Am 31.November rückte der Ersatztransport dann ab. Zuerst zu Fuß zum Bahnhof, dann ging es mit der Eisenbahn nach Frankreich hinein. Immer weiter in Richtung Norden fuhr der Zug es, und schließlich wurde in den ersten Dezembertagen zwischen Lens und Lille das Ziel erreicht. Schon seit Oktober lag das Regiment bei La Bassee, und dorthin rückten nun die Männer ab. Nach ermüdendem Marsch bei schlechten Wetter wurde endlich die Truppe erreicht und der Ersatz auf die Kompagnien aufgeteilt. Friedrich Strauch wurde dem I.Bataillon und hier der 2.Kompagnie zugewiesen.

Der Dienst bestand überwiegend im Stellungsausbau, der durch das immer schlechter werdende Wetter stark erschwert wurde. Der strömende Regen verwandelte den Lehmboden in eine einzige Schlammwüste, und mancher gerade ausgehobene Graben stürzte ein, bevor er abgesichert werden konnte. Das Regiment hatte befohlen, daß immer ein Bataillon vorne in der Stellung sein sollte, eines in Bereitschaft und das dritte schließlich zurückgezogen in Ruhe liegen sollte. Regelmäßig wurde abgelöst. So konnten die Strapazen einigermaßen gerecht verteilt werden. Schließlich zwangen die schlimmen Wetterumstände dazu, daß Deckungswälle aufgeschüttet werden mußten, um einen einigermaßen brauchbaren Schutz gegen feindliche Sicht und Feuer zu haben.


 
Der Verlauf der deutschen Stellung im
Dezember 1914 bei Auchy les La Bassee

 
Wenn auch die Kampftätigkeit nicht sehr groß war, so hörte sie doch nie ganz auf. Immer wieder gab es örtllich begrenzte Angriffe der Engländer. Am 16.Dezember kam es zu größeren Kämpfen, in die auch das links anschließende Regiment 170 verwickelte wurde. Der Angriff wurde aber abgewiesen, und der junge Ersatz hatte nun seine Feuertaufe hintersich.

Schließlich kam Weihnachten, und große Mengen von Päckchen aus der Heimat - die sogenannten "Liebesgaben" - trafen bei dem Regiment ein. Dies zeigte den Männern, daß die Lieben zu Hause keinen vergessen hatten. Aber auch in diesen Tagen mußte die Stellung besetzt bleiben, und immer wieder zeigte sich der Engländer durch kleinere Angriffe.


 
Aufgeschütteter Deckungswall im Stellungssystem
des Infanterie-Regiments Nr.169 bei Auchy les La Bassee

 
Am 31.Dezember war auch die 2.Kompagnie mit Friedrich Strauch zum Grabendienst eingeteilt. Unter Ausnutzung des Morgennebels griff der Feind an und konnte überraschend in die deutsche Stellung eindringen. Schnell eilten die Reserven heran, und nach kurzem aber schweren Kampf wurden die Engländer wieder aus den Gräbern herausgeworfen. Aber dieses Gefecht hatte nicht nur dem Feind, sondern auch den 169ern Verluste gebracht. Im Durcheinander des Kampfes und der teilweise zerstörten Stellung wurde Friedrich Strauch zuerst nicht gefunden, die Meldung an das Regiment lautete daher vermißt"! Später jedoch, als seine Kameraden den Bereich des Kampfes abgesucht hatten, wurde er gefunden. Genau einen Monat, nachdem der junge Naunheimer Lahr verlassen hatte, war er gefallen.

 
Die Todesanzeige von Friedrich Strauch 
im "Wetzlarer Anzeiger" vom 03.Mai 1915

 
Friedrich Strauch wurde seinerzeit durch seine Kameraden bei La Bassee auf einem provisorisch von dem Regiment 169 eingerichteten Soldatenfriedhof beigesetzt. Im Laufe des Krieges wurde aber auch dieser Ort zum Kampfgebiet, und so ist es nicht mehr festellbar, was aus diesen Gräbern geworden ist. Möglicherweise ist er nach dem Kriege in ein Kameradengrab auf einen der großen deutschen Soldatenfriedhöfe im Raum Lille umgebettet worden, wo er eventuell noch heute unter den Unbekannten ruht.

Zurück zur
Ehrentafel Naunheim
Zurück zur
Namensliste "St"
Startseite