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+ 24.4.1915 gefallen als Gruppenführer
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Zum 1. Oktober 1906 wurde der in Hassloch bei Wiesbaden geborene Lehrer Ludwig Neumann nach Naunheim versetzt. Zusätzlich zu seinem Lehreramt wird er auch der Dirigent des örtlichen Gesangvereins. Bis zum Kriegsausbruch im August 1914 hat er dieses Funktionen wargenommen. |
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Ludwig Neumann bis 1914 unterrichtet hat |
Es muß als ein besonders
glücklicher Umstand
angesehen werden, daß es noch im Jahre 2002 eine Zeitzeugin in
Naunheim
gibt, die von den Vorgängen der damaligen Zeit erzählen kann.
Frau Katharine Adam, im Jahre 1907 in Naunheim geboren, war 1914 Schülerin der 2.Klasse, die von Ludwig Neumann unterrichtet wurde. Sie berichtet: |
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im Sommer 2002 |
"Der Dorfschullehrer Neumann war eine
Respektsperson.
Er war zwar streng, aber trotzdem mochten die Kinder ihn, auch wenn er
die etwas wilderen Buben ab und zu "gezisselt" hat. Die Mädchen
waren
artiger. Er hat damals
alle Fächer unterrichtet, so z.B. Schreiben, Lesen, Rechnen und Singen. Als der Krieg ausbrach, da mußten die Männer fort in's Feld, und auch der Lehrer Neumann wurde Soldat. Mit der Hilfe der Eltern haben wir dann später Päckchen gepackt und den Soldaten geschickt. Auch für den Lehrer haben wir das gemacht. Wenn ein Soldat aus unserem Dorf gefallen war, dann wurde in der Kirche vom Pfarrer eine Andacht gehalten. Wir Kinder mußten damals viel auf dem Feld helfen. Das war auch für uns nicht leicht." |
Als Unteroffizier der Reserve rückte
Ludwig Neumann
in das am 9.September 1914 in Kassel neu aufgestellte
Reserve-Infanterie-Regiment
Nr.234 ein. Etliche andere Kameraden aus seinem Heimatdorf Naunheim
begleiteten
ihn, z.B. Heinrich Becker (+ 24.5.15), Heinrich Rühl IV. (+
6.5.15),
Wilhelm Schmehl (+ 30.5.18) und Friedrich Schäfer (+ 22.9.15),
aber
auch aus den umliegenden Gemeinden rückten Männer bei den
234ern
ein, z.B. aus Frankenbach Ludwig Donges (+ 20.2.16) und Heinrich
Kleinschmidt
(+ 19.4.17), aus Werdorf Wilhelm Haag (+ 1.10.18), aus Hermannstein
Karl
Hedderich (+ 1.12.15), aus Kölschhausen Wilhelm Moritz (+
30.9.18),
aus Rodheim Ludwig Platt (+ 24.5.17) und auch aus Wetzlar der erst 17
jährige
Kriegsfreiwillige Alfred Schmidt, der schon am 11.11.14 in der ersten
Flandernschlacht
gefallen ist.
Am 12.Oktober rückt das Regiment dann aus. 2 Tage Bahnfahrt nach belgisch Flandern, und dann Tagesmärsche von bis zu 25 km steht den Männern bevor. Am 20. schließlich erreichen sie Westrozebeke. Hier stoßen sie auf heftigen Widerstand, es entbrennt ein verlustreicher Kampf. Dennoch kann auch das Dorf Poelcapelle noch genommen werden, die Vorpostenstellung liegt nun mit der Front nach Langemark. In den nächsten Tagen finden die blutigen Kämpfe im Raum um den Houthoulster Wald statt. Geschickt verzögern die englischen Truppen das Verstürmen der jungen deutschen Regimenter. Endlich, anfang November, tritt eine kutze Ruhephase ein. Die Division, zu der das Regiment 234 gehört, wird herausgezogen und etwas weiter südlich neu eingesetzt. Gegen Ende des Jahres erstarren die Kämpfe dann in Matsch und Kälte. Über die Weihnachtszeit schreibt die Regimentsgeschichte: "Das Weihnachtsfest kam heran und mit ihm eine schier überwältigende Fülle von Liebesgaben, Kassel und Göttingen schickten waggonweise Pakete, mit großer Mühe und Sorgfalt für jeden einzelnen Mann zusammengestellt." Die ersten Wochen des neues Jahres wurden
dazu genutzt,
die Stellungen auszubauen und zu verbessern. Dann aber wird es wieder
ernst.
Ein großer Angriff ist in Vorbereitung.
Der Morgen des 24.April zieht herauf. "St.Julien sollte genommen werden!", so schreibt die Regimentsgeschichte. Doch schon auf den Höhen von Keerselaere empfängt die Deutschen ein wahnsinniges Infanterie- und MG-Feuer, der Angriff muß vorübergehend eingestellt werden. |
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Dann aber beschießt die deutsche
Artillerie
den Ort, und die Infanterie kannt sich langsam näher
heranarbeiten.
Nun werden auch die Jäger-Kompagnien mit zum Sturm angesetzt, es
nähert
sich die Entscheidung. Dieser Angriff sollte ein blutiger Tag für
die Naunheimer Soldaten werden.
An der Spitze der 2.Jäger-Kompagnie fällt als einer der ersten der Kompagnieführer, Leutnant Paul Heep aus Wetzlar. Und mit ihm wird auch der Jäger Karl Mulch aus Naunheim tödlich verwundet, er verstirbt zwei Tage später in einem Feldlazarett. Dann wird in der 6.Kompagnie der 234er Heinrich Rühl schwer verwundet, er stirbt am 6.Mai im Lazarett Euskirchen. Schließlich, als die ersten Gruppen in den Ort eindringen, fällt auch der Unteroffizier Ludwig Neumann. Um die Verwundeten und Gefallenen kann sich zu diesem Zeitpunkt keiner kümmern. Erst gegen 7.00 Uhr abends, als St.Julien sicher in deutscher Hand ist, kann das Gefechtsfeld abgesucht werden. |
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Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde Ludwig Neumann seinerzeit auf einem der vielen Soldatenfriedhöfe in Flandern beigesetzt. Doch manche von diesen wurden während den Rückzugskämpfen 1918 gänzlich zerstört, auch die späteren Umbettungen sind nicht alle ordnungsgemäß verlaufen. So finden wir heute kein Grab mehr von ihm. Aber es ist anzunehmen, daß er dennoch unbekannt auch heute noch in Flanders Erde ruht. |
Ehrentafel Naunheim |
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