Gefreiter Jakob Neeb

* 2.11.1885 
+ 17.12.1914

gefallen in der 9.Kompagnie des 
Reserve-Infanterie-Regiments Nr.83 
während des Feldzugs in Nordpolen
bei Antosin


 
Wie bei vielen seiner Regimentskameraden lag die Wehrdienstzeit von Jakob Neeb schon einige Jahre zurück, als
er am 02.August 1914 zu Kriegsausbruch nach Marburg a.d.Lahn in das dort neu aufzustellende III.Bataillon des
Reserve-Infanterie-Regiments Nr.83 einrückte. Gar mancher aus seinem Heimatdorf Naunheim war damals mit
ihm in der gleichen Truppe. Zusammen machten sie den Vormarsch durch Belgien und Nordfrankreich im
Sommer 1914 mit. Im Herbst lagen sie dann bei Servon westlich der Argonnen. Hier fiel der erste seiner
Naunheimer Kameraden, Ludwig Dokter V. am 26.September! 
Weiter ging es nach Flandern in Belgien. Bei den schweren Kämpfen um Wytschaete waren unter den vielen
gefallenen Kameraden wiederum zwei aus seinem Heimatort, Jakob Bernhardt (am 8.) und Ludwig Dokter (am
9.November), die er den Soldatentod sterben sah. 

Nach diesen Kämpfen stand eine lange Bahnfahrt quer durch Deutschland an. Seine Einheit wurde von der West-
an die Ostfront verlegt. In Nordpolen waren schwere Kämpfe zugange, Verstärkung war angesagt.

Am 29.11.1914 hält der Zug in Lille in Nordfrankreich. Von hier kommt eine Feldpostkarte, die eventuell sein
letztes Lebenszeichen ist. Jakob Neeb schreibt an seinen Nachbarn:

"Habe Euren Brief erhalten und daraus ersehen, daß Ihr mir ein Paket mit Hackfleisch abgeschickt habt, habe es
aber noch nicht empfangen. Wir fahren heute Sonntag Nacht mit der Bahn weiter ungefähr 2-3 Tage lang, wohin
weiß ich noch nicht, werde es Euch aber so bald wie möglich mitteilen, wo wir sind.
Herzlichen Gruß sendet Nachbar Jakob Neeb"

Das leibliche Wohl stand also immer noch im Mittelpunkt!


Die letzte Feldpostkarte von Jakob Neeb - abgesandt aus Lille
am 29.11.1914 während der Fahrt an die Ostfront - an seinen
Nachbarn in Naunheim, den Metzger Heinrich Staudt II

In der Regimentgeschichte lesen wir: 

"Nach fast viertätiger Bahnfahrt über Luxemburg-Trier-Bebra-Halle-Berlin-Posen-Thorn-Alexandrowo treffen die
Bataillone schließlich am 3. und 4.Dezember in Wloclawek ein, wo ausgeladen wird." 

Noch am gleichen Tag beginnt der Vormarsch auf den schlechten, sandigen polnischen Wegen. Dann aber
bekommt das Regiment doch noch einige Tage Ruhe. Schließlich geht es aber am 11.Dezember weiter vorwärts, und schon am 12. werden die Truppen in die ersten schweren Gefechte verwickelt. Hart wird um eine Höhe bei Wszeliwy, auf der eine Windmühle steht, gekämpft. Erst ein Sturm des III.Bataillons, bei dem sich Jakob Neeb befindet, bringt den gewünschten Erfolg.


 
Gestürmte russische Gräben bei Antosin

 
Am 14.Dezember wird nach weiteren Kämpfen der Ort Antosin eingenommen. Hier wird das III.Batillon zu einem Sturmangriff auf die Höhe 94 angesetzt. Unterstützt durch württembergische Artillerie dringen die Hessen auch hier vor und nehmen die russische Stellung im ersten Anlauf. 

Die Regimentsgeschichte schreibt hierzu:

"Teile des III.Batailons sind rechts vorgegangen und haben im Sturm die Höhe 94 erreicht. Mehrere 100 Gefangene und 3 Maschinengewehre werden eingebracht." 

Am 16.Dezember wird dann bei Tagesanbruch festgestellt, daß der Russe seine Stellung endgültig geräumt hat. Nun wird umgegliedert und am Nachmittag soll der Vormarsch weitergehen. Doch das Nachbarregiment Nr.168 steht bereits um 3 Uhr nachmittags schon wieder im Gefecht. So wird zuerst einmal Unterkunft bezogen. 

In der Regimentsgeschichte lesen wir dann: 

"Am 17.Dezember wird der Vormarsch fortgesetzt, doch erhält das Regiment um 9 Uhr vormittags schon heftiges
Artillerie- und Infanteriefeuer, so daß ein Weitermarsch zunächst nicht möglich ist, und  die Bataillone sich beiderseits der Marschstraße eingraben müssen." 

Um 11 Uhr schließlich beginnt der Angriff auf die russische Stellung. Trotzdem der Widerstand nicht sehr stark
ist, gibt es Gefallene zu beklagen. Zu disen gehört auch Jakob Neeb, der nur noch tot vom Gefechtsfeld geborgen werden kann. Es ist zu vermuten, daß er mit einigen Kameraden sein Grab bei Antosin gefunden hat. Ob es heute
noch existiert, darüber hüllt die Geschichte den Mantel des Schweigens.


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