Musketier Heinrich Wilhelm Neeb

* 9.12.1895
+ 1.7.1916

gefallen in der 10.Kompagnie des
9.Badischen Infanterie-Regiments Nr.170
bei Gommecourt 
am 1.Tag der Schlacht an der Somme


 
Im Sommer 1915 rückte auch Heinrich Wilhelm Neeb aus Naunheim in's Feld. Einberufen wurde er zum III.Bataillon des Infanterie-Regiments 170 nach Donaueschingen. In einer Feldpostkarte vom 4.Juli 1915 an seinen Vater in Naunheim berichtet er u.a., daß die Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Heuberg ansteht. Im Spätsommer dieses Jahres kam er dann mit der 10.Kompagnie an die Front. Bei Bapaume nahm er mit seinem Regiment an den Stellungskämpfen teil, die sich über den Winter bis zum Frühjahr 1916 hinzogen.

Ab April 1916 liegt das Regiment dann bei Gommecourt zuerst noch in einer relativ ruhigen Stellung. 


 
Schützengraben und Unterstand der 170er bei Gommecourt an der Somme

 
Ab dem 24.Juni jedoch nimmt das feindliche Artilleriefeuer fast stündlich zu und steigert sich schließlich bis zum gefürchteten Trommelfeuer - eine große Schlacht kündigt sich an!
Zur Entlastung der immer noch von den Deutschen Truppen bedrohten Front bei Verdun bereiten Engländer und Franzosen eine groß angelegte Offensive an der Somme vor. Versteckt in ihren Schützengräben und Unterständen, fast ohne Verpflegung und Verbindung, erwarten die deutschen Soldaten den Angriff.
Täglich überprüfen die Engländer mit Flugzeugen den Fortgang der Zerstörung der deutschen Stellung. Luftbilder helfen ihnen dabei.

 
Dieses Luftbild wurde am 30.Juni 1916, einen Tag vor dem Todestag, von einem englischen Flugzeug aufgenommen. Es zeigt die mittlerweile völlig mit Kratern übersäte Landschaft und die Schützengräben des InfReg 170 sowie im rechten Teil das jetzt gänzlich zerstörte Dorf Gommecourt. 

 
Das siebentägige Trommelfeuer schwerster Kaliber veränderte die Landschaft so stark, daß man noch nach über 75 Jahren die Ausmaße der Zerstörung erahnen kann.

 
Die Gegend um Gommecourt ist auch
noch im Jahre 2001 gezeichnet !

 
Am 1.Juli erfolgte dann - für die deutschen Verteidiger fast schon erlösend - der Infanterieangriff des Feindes. Starke englische Kräfte brechen aus ihren Stellungen hervor und stürmen auf die fast eingeebneten deutschen Gräben zu.
Die Regimentsgeschichte berichtet darüber:

"Gegen 7 Uhr morgens setzt besonders heftiges feindliches Trommelfeuer aller Kaliber ein. 8 Uhr morgens starke Rauchentwicklung beim Gegner. Gleich darauf englischer Infanterie-Angriff starker, weit überlegener Kräfte auf dem gesamten Abschnitt. Der Feind dringt an der nördlichen Grenze in unsere Gräben ein. Es entwickeln sich heftige Handgranatenkämpfe. Der Feind verstärkt fortwährend seine Angriffstruppen. 4.30 nachmittags schießt auf Veranlassung unseres Kommandeurs eine Feld-Haubitz-Batterie auf die Gräben vor Abschnitt N 3, welcher ein sofortiger Gegenangriff von Teilen unseres Regiments (9., 10., 11. und 12.Kompagnie) sowie einigen Pioniergruppen folgt. Der Gegenangriff hat vollen Erfolg, um 6 Uhr abends ist das Regiment wieder im Besitz seiner ganzen Stellung, etwa 200 englische Gefangene werden gemacht."

Bei diesem Gegenangriff - zwischen 4.30 und 6.00 Uhr nachmittags - fiel in der 10.Kompagnie zusammen mit anderen treuen Kameraden auch der Musketier Heinrich Wilhelm Neeb.


 
Diese Skizze, herausgegeben vom Reichsarchiv, zeigt u.a. den Weg der 10./InfReg 170 beim Gegenangriff und somit auch den genauen Todesort des Musketier Heinrich Ludwig Neeb.

 
Die Regimentsgeschichte des InfReg 170 bezeichnet den 1.Juli 1916 als ihren Ehrentag. Die Verteidigung von Gommecourt war also die bedeutenste Waffentat, die dieses Regiment im 1.Weltkrieg vollbracht hat.
In einem Regimentsbefehl vom 2.Juli dankt der Kommandeur, Major v.Ihlenfeld, für die Leistungen und gedenkt auch den Umständen, bei denen der Musketier Neeb gefallen ist. Wörtlich schreibt er:

"... Mit großer Tapferkeit hat das Regiment seine Stellung gehalten, zeitweise verlorene Teile wurden im schneidigen Gegenangriff zurückerobert!..."

Und weiter:

"... Ich spreche dem Regiment meinen Dank und meine volle Anerkennung aus für das zähe Aushalten in der Stellung unter allerschwierigsten Verhältnissen und für die tapfere Abwehr des feindlichen Sturmes!..."

Traurig ist, daß die sterblichen Überreste vieler Soldaten damals aufgrund der ständig andauernden schlimmen Kämpfe nicht geborgen werden konnten. So ruht der Musketier Heinrich Wilhelm Neeb noch heute unbekannt, aber nicht vergessen, in französischer Erde.


Zurück zur
Ehrentafel Naunheim
Zurück zur
Namensliste "N"
Startseite