Jäger Karl Mulch

* 17.6.1893
+ 27.4.1915

gestorben in einem Feldlazarett in Iserghem
an seiner in der 2.Kompagnie des
Reserve-Jäger-Bataillons Nr.23
bei den Kämpfen um St.Julien (Flandern)
am 24.4. erhaltenen schweren Verwundung


 
Als die ersten Truppen im August 1914 gegen Frankreich und Rußland aufmarschierten, da rückte Karl Mulch in die alte Reichsstadt Goslar im Harz ein. Hier war die Garnison des Jäger-Bataillons Nr.10. Und dieses hatte nun die Aufgabe, ein neues Reserve-Jäger-Bataillon aufzustellen, daß die Nummer "23" erhielt. Zu diesem gehörte nun auch der Naunheimer.
In der Batailonsgeschichte lesen wir etwas über die ersten Tage und die Umstände, unter denen die neue Truppe zusammentrat:

"Da der Platz in den Kasernen nicht ausreichte, wurden die Kompagnien in Bürgerquartieren, d.h. in Gasthaussälen innerhalb und außerhalb der Stadt untergebracht und mit Hochdruck wurde die Weiterausbildung, besonders das Schießen, betrieben."

Ende September bis Anfang Oktober 1914 wurde das junge Bataillon auf den Truppenübungsplatz Ohrdruf in Thüringen verlegt. Hier wurde die Gefechtsausbildung durchgeführt und die letzten noch fehlenden Ausrüstungs- und Bekleidungsgegenstände empfangen. Schließlich kam der 11.Oktober, und das Bataillon rückte ab an die Front.

Die nächsten Wochen und Monate waren hart. Schwerste Kämpfe im Oktober und November in Flandern um Langemark und Poelcapelle hatten hohe Verluste zur Folge. Schließlich kam der Winter, und in Schlamm, Regen und Kälte lag das Bataillon Ypern gegenüber in notdürftig hergerichteten Schützengräben. Bis zum März 1915 dauerten diese Stellungskämpfe, dann hatte wenigstens der Wettergott ein einsehen, und es wurde wärmer.

Für den April plante die Oberste Heeresleitung, nun in einem großen Angriff Ypern endgültig einzunehmen. Erste Erfolge traten ein, aber noch immer wurden wichtige Punkte vom Feind gehalten. Einer davon waren die Trümmer des Ortes St.Julien, in denen sich zuerst Franzosen zur Verteidigung eingenistet hatten.

Am 22.April 1914 wird das Bataillon dem Reserve-Infanterie-Regiment 234 für einen Angriff unterstellt, auch Gas wird eingesetzt. Um 6.00 Uhr nachmittags beginnt der Sturm, rasch werden die ersten feindlichen Stellungen genommen. "Die Stimmung der Truppe ist glänzend" schreibt
die Bataillonsgeschichte. Ein großer Sieg war erfochten worden, aber noch war das Ziel - Ypern - nicht erreicht.

In der Bataillonsgeschichte lesen wir weiter:

"Der 23. April und die Nacht zum 24. dienten der Ordnung der Verbände. Das Bataillon wurde aus seiner Stellung herausgezogen und als Brigadereserve hart südwestlich Langemark bereitgestellt."


 
Der Angriff (Pfeile) der 234er und und der 23er Jäger
am 24.April 1915 auf St.Julien

 
Die deutsche Führung wollte den Erfolg weiter ausnutzen, und so wurde am 24.April morgens um 5.00 Uhr der Angriff fortgesetzt, nun direkt auf St.Julien. Wieder waren zuerst die 234er die Spitzentruppe, die Jäger folgten als Reserve. 

Daß dieser 24.April 1915 ein blutiger Tag für Naunheim werden sollte, konnte keiner der Männer zu diesem Zeitpunkt ahnen.

Als die Musketiere des Regiments 234 auf hartnäckigen Widerstand stoßen, werden zur Verstärkung zwei Kompagnien der 23er Jäger eingesetzt. Es waren dies die 1. und 2.Kompagnie, bei der letztgenannten war auch der Jäger Karl Mulch dabei. 


 
Die Kirche von St.Julien nach dem Angriff

 
In der Bataillonsgeschichte berichtet der Gefreite Kauert, ein Kamerad aus der 2.Kompagnie:

"Schweres Infanteriefeuer schlug uns entgegen, als wir auf die Keeselaerehöhe sprungweise vorgingen. Dauernd schrien neue Verwundete auf. Endlich wurde der feindliche Graben gestürmt. Wir wurden dann weiter nach rechts gezogen in Richtung St.Julien. Hier lagen wir wieder stundenlang im heftigsten Granatfeuer."

Es zeigt sich, daß nun Kanadier den Ort verteidigen. Nachdem aber deutsche Artillerie St.Julien mit Granaten eingedeckt hatte, näherte sich die Entscheidung. Der Jäger Dieckmann schreibt in der Bataillonsgeschichte:

"Signale ertönten wie auf dem Exerzierplatz - Seitengewehr pflanzt auf! - Dann zum Sturmangriff!"

Es ist dies der entscheidende Moment, wo die beiden Jägerkompagnien zur Unterstützung des schwer ringenden Reserve-Infanterie-Regiments 234 eingreifen. 

Doch was hatte sich dort schon furchtbares ereignet. Der Naunheimer Dorfschullehrer Unteroffizier Ludwig Neumann war beim ersten Sturm auf St.Julien bereits gefallen, und auch Heinrich Rühl war schwerst verwundet worden, er stirbt am 6.Mai im Lazarett Euskirchen. Nun stürmen die Jäger. An der Spitze der 2.Kompagnie fällt als einer der ersten der Kompagnieführer, Leutnant Paul Heep aus Wetzlar. Und dann wird auch der Jäger Karl Mulch schwer verwundet. Die 23er Jäger und die 234er stürmen den Ort, um die Verwundeten kann sich zu diesem Zeitpunkt keiner kümmern.  Erst gegen 7.00 Uhr abends, als St.Julien sicher in deutscher Hand war, kann das Gefechtsfeld abgesucht und die Verwundeten geborgen werden. Karl Mulch wird noch in ein Feldlazarett nach Iserghem gebracht, hier verstibt er jedoch am 27.April an seinen schweren Verletzungen.


 
Der deutsche Soldatenfriedhof Menen in Flandern (Belgien),
die letzte Ruhestätte des Jägers Karl Mulch

 
Er wird zuerst auf dem dortigen Friedhof beigesetzt. Nach dem Kriege, als in Belgien und Frankreich große Soldatenfriedhöfe angelegt werden, wird sein Leichnam umgebettet. So ruht er heute auf dem Friedhof in Menen (Belgien) Block L Grab 3242, bei ihm seine Naunheimer Kameraden Heinrich Dokter, Ludwig Lamm und Friedrich Schäfer, sowie über 20 weitere Männer aus dem Kreis Wetzlar.

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