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+ 18.11.1917 gefallen in der 9.Kompagnie des
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Ludwig Lamm leistete seinen Wehrdienst etwa in den Jahren 1912 - 1914 ab. Er hatte damals das seltene Glück, fast "vor der Haustür" in Garnison zu liegen. Sein Regiment war in Gießen stationiert, nur wenige Kilometer von seinem Heimatort Naunheim entfernt. Heute kaum noch verständlich ist die Tatsache, das damals Gießen in Hessen, Naunheim jedoch schon in Preußen lag. |
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während seiner Dienstzeit in Gießen bei den 116ern |
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(heute stehen hier die Gebäude der Deutschen Telekom) |
Bei seiner Einheit handelte es sich um eine alte und traditionsreiche Truppe, das Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm II. (2.Großherzoglich Hessisches) Nr.116. Der damalige Deutsche Kaiser war Chef des Regiments, eine Ehrenstellung, auf die die Soldaten sehr stolz waren. Daher trugen sie auch nicht die Nummer "116" auf der Schulterklappe, sondern das gekrönte "W II.", die offiziellen Initialen ihres hohen Herrn. Der Großherzog von Hessen als Landesherr hatte seinerzeit den Kaiser gebeten, diese Chefstelle zu übernehmen, und der hatte freudig geehrt zugesagt. |
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mit dem gekrönten Namenszug von Kaiser Wilhelm II. |
mit dem gekrönten Namenszug von Großherzogin Alice von Hessen |
Vermutlich im Sommer 1914, also nur wenige
Wochen
vor Kriegsausbruch, muß die Dienstzeit zu Ende gewesen sein. Denn
als auch Ludwig Lamm zu den Fahnen gerufen wurde, kam er zu einem
anderen
- auch hessischen - Regiment. So rückte er wohl von Darmstadt aus
in's Feld. Seine neue "militärische Heimat" war nun das
Infanterie-Leib-Regiment
Großherzogin (3.Großherzoglich Hessisches) Nr.117.
Diese
Truppe trug getreu ihrem Namen ein gekröntes "A", das von dem
Namen
"Alice", einer verstorbenen hessischen Großherzogin
herrührt.
Diese - eine Tochter der englischen Königin Victoria - war die
erste
Chefin des Regiments, daher auch der Name "Leib-Regiment
Großherzogin".
Mit den 117ern machte Ludwig Lamm, inzwischen zum Gefreiten befördert, nun den Krieg mit. 1914 war er bei dem großen Vormarsch durch Frankreich dabei und 1915 kämpfte er u.a. bei Roye, Damery und Chaulnes. Im ersten Halbjahr 1916 machte er die schweren Kämpfe um Verdun mit, um nach einer kurzen Ruhezeit mit seinem Regiment auch in der Somme-Schlacht eingesetzt zu werden. Im Jahre 1917 war er bei den Stellungskämpfen in der "Siegfriedfront" vor St.Quentin eingesetzt. Als in der zweiten Jahreshälfte die großen englischen Angriffe in Flandern begannen, wurden - nach einer Ruhezeit von 10 Tagen - auch die Hessen an diesen neuen Brennpunkt des Weltkriges gerufen. In einer ersten großen Schlacht wird
am 4. Oktober
1917 bei Cheluvelt ein englischer Großangriff erfolgreich
abgeschlagen.
Daraufhin kommt das Regiment wieder in Ruhe. Es wird, nahe der
belgisch-holländischen
Grenze, um den Ort St.Nikolas herum in Quartier gelegt.
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Regimentskommandeur Oberst Klotz im Oktober 1917 in St.Nikolas. An der Spitze (vorne links) der Batillonskommandeur Hauptmann v.Armin, es folgt die 9.Kompagnie, in der sich auch der Gefreite Lamm befindet. |
Doch Anfang November ist diese schöne
Zeit vorbei
und das Regiment rückt wieder nach vorne. Die Regimentsgeschichte
berichtet:
"Am 6.November begann die Ablösung. Die 25. (großherzoglich hessische) Division wurde der "Gruppe Ypern" unterstellt, deren Abschnitt sich von Paschdaele bis Becelaere erstreckte." Die Truppe wurde zuerst Reserve der
Obersten Heeresleitung
und bezog in Meulebeke Ortsunterkunft, wo die Ausbildung nochmal
intensiviert
wurde. Ab dem 11.November wurde es jedoch ernst, die Regimenter
rücken
auf Befehl weiter vor. "Das Regiment bezog als vorgeschobene
"Eingreifstaffel
Alice" nochmals Unterkunft, vor uns lag nur noch die 44.Reservedivision
in Stellung. Eingehend waren die Vorbereitungen, Maßnahmen und
Erkundungen
für das Verhalten als Eingreifgruppe getroffen..... |
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von Flandern am Ortsrand von Paschendaele |
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nur noch Trümmer ..... |
Am Vormittag des 15.Novembers steigerte
der Gegner
sein Artilleriefeuer zum Trommelfeuer auf die vordere Linie, aber auch
die deutschen Geschütze schwiegen nicht. Nachmittags dann wurde es
wieder etwas ruhiger.
Wegen der furchtbaren Geländebedingungen und dem permananten Granatfeuer auf den Stellungen ließ der Regimentskommandeur als zwei Tage ablösen. So kam in der Nacht vom 16./17. das I. Bataillon in Reserve und das II. wurde Kampfbataillon. Das III. rückte vor in den Bereitschaftsraum. Am Abend des 18.Novembers, so bereichtet die Regimentsgeschichte, lag schwerstes Feuer auf den Stellungen der 117er. In dieser Nacht soll nun das III. Bataillon das II. in der vordersten Linie ablösen. In den letzten Stunden dieses Tages rücken die Kompagnien vor, ungeachtet des weiter fortdauernden Artilleriefeuers des Feindes. Auch die 9.Kompagnie mit dem Gefreiten Lamm ist dabei. Nachdem die Stellung erreicht ist, wird festgestellt, daß schon erhebliche Verluste eingetreten sind. Freiwillige Kameraden suchen nach Verwundeten und Gefallenen. Unter den Letzteren finden sie auch den Gefreiten Lamm. Sein Leichnam kann geborgen werden und wird in einem der vielen Soldatenfriedhöfe der damaligen Zeit beigesetzt. |
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die letzte Ruhestätte des Gefreiten Ludwig Lamm |
Nach dem großen Kriege, in den 20er-Jahren, werden die vielen kleinen Friedhöfe aufgelöst, und die sterblichen Überreste der Soldaten in großen Friedhöfen neu bestattet. So ruht der Gefreite Ludwig Lamm noch heute auf dem Soldatenfriedhof in Menen (Belgien) Block C Grab 1094. |
Ehrentafel Naunheim |
Namensliste "L" |
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