Wenn überhaupt im Zusammenhang mit
dem 1.Weltkrieg
über die Kämpfe in den Kolonien gesprochen wird, so ist
meistens
von den Taten des Generals v.Lettow-Vorbeck und seiner Truppe in
Deutsch-Ostafrika
die Rede. Allenfalls fallen noch ein paar Worte über Tsingtau. Wir
wollen hier ganz bewußt an die Menschen erinnern, die nicht in
diesem
Rampenlicht stehen. Über 1 1/2 Jahre hat sich Kamerun gehalten,
fern
der Heimat und ohne Nachschub, in tropischen Klima und teilweise
für
uns Europäer so unwirklicher Landschaft.
Allein die geographische Lage war von
vornherein äußerst
schwierig. Ringsum war es von Gegnern umgeben, im Nordwesten von
Britisch-Nigeria,
im Süden und Osten von Französisch-Äquatorialafrika und
an der Südostecke stieß es außerdem noch mit dem
Belgischen
Kongo zusammen. Dem Gouverneur Dr.Ebermaier stand unter dem Befehl des
Majors Zimmermann, einen erfahrenen "Afrikaners", eine schwache Truppe
zur Verfügung, die sich aus ca. 1600 Eingeborenen und 1500 Mann
Polizeitruppe
zusammensetzte. Im ganzen betrug die Streitmacht etwa 3200 Farbige mit
etwa 200 Weißen als Führer. Im weiten Umkreis waren diese
Truppen
gegen den von allen Seiten zu erwartenden Feind verteilt. Es war
geplant,
sie im weiteren Verlauf nach dem Hochland im Inneren zusammen zu ziehen.
Bereits Ende August 1914 brachen
Engländer, Franzosen
und Belgier fast gleichzeitig von allen Seiten in Kamerun ein,
stießen
aber überall auf erfolgreichen Widerstand, wenn es ihnen auch an
einzelnen
Stellen gelang, langsam vorwärts zu dringen.
Im September 1914 erschienen die ersten
englischen
Schiffe an der Küste vor dem Hafenplatz Duala. Es gelang den
Engländern,
sich in Besitz dieses wichtigen Punktes zu setzen und von dort, wenn
auch
äußerst langsam, längs der Bahn in Richtung auf Jaunde
vorzudringen. Dorthin verschob sich nunmehr der Schwerpunkt der
Verteidigung,
die Gegend von Jaunde wurde zum Brennpunkt des Kampfes. Ein
Gegenstoß
Zimmermanns gegen die Engländer wurde zwar abgeschlagen, hatte
aber
doch den Erfolg, dem Gegner längeren Aufenthalt zu bereiten.
Im Laufe des Jahres 1915 verschlimmerte
sich die Lage
der Deutschen in dem Bergland von Jaunde zusehends. Zwar hielt die
eingeborene
Bevölkerung treu zu den Deutschen. Aber die Munition ging zu Ende.
Im Oktober und November umklammerten die Franzosen von Osten, die
Engländer
von Norden und Westen immer enger die deutsche Stellung. Unterdessen
war
im Norden der Kolonie bereits im Sommer der wichtige Punkt Garua
gefallen,
der Gegner drang von hier aus weiter nach Süden vor.
Im Dezember 1915 wurde die Lage so
bedrohlich, daß
Major Zimmermann erwarten mußte, völlig abgeschnitten zu
werden.
Er faßte den Entschluß, sich nach der in der
Südwestecke
Kameruns an der Küste liegenden kleinen Kolonie Spanisch-Guinea
durchzuschlagen.
Im Februar 1916 trat die kleine Schar in guter Ordnung hier auf das
neutrale
Gebiet über. Die Europäer wurden nach Spanien, die
Eingeborenen
nach der gegenüber Kamerun liegenden Insel Fernando Po gebracht.
Ganz
im Norden Kameruns hielt sich in einer einsamen Bergfestung noch eine
einzige
deutsche Kompagnie bis zum März 1916, wo sie sich dann auch den
Engländern
ergeben mußte.
Es muß als ein Zeichen eines
besonderen Vertrauensverhältnisses
gewertet werden, daß ein Teil des Volksstammes von Jaunde
freiwillig
seine Heimat verließ und sich dem Abmarsch in das spanische
Gebiet
anschloß. Nichts widerlegt mehr die im Versailler Diktat
erfundene
Lüge, daß Deutschland nicht imstande gewesen sei, zu
kolonisieren,
und deshalb seiner Kolonien hätte beraubt werden müßen.
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