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Der Autor dieser Schilderungen ist der Sohn des langjährigen Regimentsadjutanten und Bataillonskommandeurs Hauptmann Wolf Jan Dose, der nach Berichten von Regimentskameraden die Regimentsgeschichte "Die 187er im Felde" zusammen gestellt und herausgegeben hat. Dem Autor, der selber Teilnehmer bei den Kämpfen in der Normandie war, danke ich an dieser Stelle für die Veröffentlichung und wünsche seinen interessanten Seiten einen regen Zuspruch. Insbesondere ist aber noch darauf hinzuweisen, daß dieser Abschnitt über den Rumänienfeldzug die Fortsetzung des 1.Teils der Regimentsgeschichte der 187er "Das Infanterie-Regiment 187 in den Vogesen" darstellt. Er ist ebenfalls sehr empfehlenswert und auf der bekannten Seite "Vogesenkämpfe 1914-1918" von Alexander Kallis nachzulesen. |
Das Infanterie Regiment 187 wurde während des Krieges im Mai 1915 mit Kompanien aus verschiedenen Regimentern gegründet und war bis zum Ende August 1916 in den Vogesen an unterschiedlichen Kampfplätzen eingesetzt. Anfang September 1916, nach dem Kriegseintritt Rumäniens, wurde das IR 187 auf den neuen Kriegsschauplatz verlegt. Als Fortsetzung zu den beschriebenen
Vogesenkämpfen
des Regiments folgen nun die Schilderungen der Einsätze in
Rumänien.
Hierfür habe ich die Aufzeichnungen von Hauptmann Dose, Musketier
Redlin, Oberleutnant Risch, Leutnants d. Res. Neumann I, Neumann II,
Petersdorf,
Specht, Meier, Wittmack, Wessig und Offizierstellvertreter Speckmann im
Buch „Die 187er im Felde“ verwendet und mit gescannten Aufnahmen aus
den
Kriegsalben meines Vaters ergänzt. Die zitierten Gefechtsberichte
und Tagesbefehle habe ich wörtlich übernommen und zur
Kennzeichnung
in kursiv geschrieben. Alle Skizzen stammen von Hauptmann Dose, I.R.
187.
Die Daten des Königlich Preußischen Infanterie Regiment 187 in Rumänien Die Daten der einzelnen Einsätze und
Ruhestellungen
wurden auch dem Fotoalbum entnommen und sind wie folgt:
Allgemeine Kriegslage Am 29. August 1916 hatten Hindenburg und Ludendorff, dem ausdrücklich volle Mitverantwortung als erste Generalquartiermeister übertragen war, die Geschäfte des Chefs des Generalstabes und damit die Führung der Obersten Heeresleitung übernommen. Die Verhältnisse, die sie vorfanden, waren außerordentlich schwierig und ernst, Das Stärkeverhältnis der beiden feindlichen Armeen war etwa 6 Millionen bei den Mittelmächten und 10 Millionen bei der Entente. Auf den verschiedenen
Kriegsschauplätzen sah es
folgendermaßen aus:
Durch den Eintritt Rumäniens in den Krieg drohte die Umfassung des Südflügels. Gegenmaßnahmen wurden nicht ergriffen. Da das ungarische Bahnnetz äußerst dürftig und durchweg nur eingleisig war, war die Gefahr um so drohender. Im letzten Augenblick wurden schwache Truppen hingeworfen und aus den Bergarbeitern der Kohlebergwerke Bataillone gebildet. Dass diese Bataillone absolut nicht leistungsfähig waren, wurde ersichtlich, als sie in der Gegend von Petrozseny eingesetzt waren. Nach der rumänischen Kriegserklärung schoben sich im Norden Rumäniens russische, im übrigen rumänische Truppen über die Grenze. Die Gebirgsübergänge fielen. Kronstadt und Perozseny wurden schon am 29. 8. besetzt. In Hermannstadt rückten Patrouillen ein, Orsowa wurde genommen. Blieben unter diesen Umständen die Rumänen und Russen in ununterbrochenem Vorgehen, so war die Heeresgruppe Erzherzog Karl umfaßt, der Weg nach Ungarn und zu den Verbindungen nach der Balkan-halbinsel stand den Rumänen offen. Damit wäre das eigene Schicksal besiegelt gewesen. Die Aufgabe, die sich für die Oberste
Heeresleitung
ergab, war folgende:
Dadurch wurde es erforderlich, dass die Frontlinie nach Süden, etwa längs der Maros, verlängert wurde. Die Heeresgruppe Mackensen, wenige deutsche und bulgarische Truppen, faßten außerdem von Bulgarien her in der Dobrudscha an. In Siebenbürgen übernahm Erzherzog Karl mit dem General von Seeckt als Chef des Stabes den Oberbefehl. Seine bisherige Heeresgruppe gab er ab. Ihm wurde unterstellt in den Karpathen das 7. k.u.k. Armeeoberkommando, in Siebenbürgen die k.u.k. 1. Armee unter General v. Arz bei Maros-Vasahely, rückwärts bis Klausenburg und die 9. deutsche Armee unter General v. Falkenhayn zwischen Karlsburg und Mühlbach, mit schwachen Teilen südlich bis Orsowa. (Diese schwachen Teile waren zum wesentlichen das Inf. Reg. 187.) Während der Aufmarsch dieser Armeen durchgeführt werden sollte, gingen k.u.k. Truppen am Tatarenpaß an der Bukowinagrenze zurück. Drei deutsche Divisionen mußten dahin abgegeben werden. Damit war der Aufmarsch natürlich verzögert und die Truppen in Siebenbürgen ganz erheblich geschwächt. Ludendorff schreibt in seinen Kriegserinnerungen hierzu: „Ich entsinne mich der Bitterkeit, die mich gegenüber der k.u.k Truppen damals überkam...“ Das von den 187ern gebildete Urteil über die k.u.k Truppen stimmte damit überein. |
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Als nach Überwindung unendlicher
Schwierigkeiten
Ende September der Aufmarsch beendet war, sollten die beiden Armeen in
Siebenbürgen antreten und zwar die k.u.k. 1. Armee in
östlicher
Richtung nördlich Schäßburg vorbei, die 9. Armee mit
der
Masse auf Hermannstadt – Kronstadt. Ein Blick auf die Karte ergibt
hierbei
ohne weiteres die Notwendigkeit der Sicherung der rechten Flanke. Es
konnte
schon der Aufmarsch der Divisionen der 9. Armee in der Gegend von
Mühlbach
vom Vulkan- und Szurduk-Paß her aus der Gegend von Petrozseny
umfaßt
werden. Da hiermit gerechnet werden mußte, war es von
größter
Bedeutung für die sichere Durchführung des Auf- und
Vormarsches,
dass die bei Petrozseny befindlichen Rumänen wieder über das
Gebirge zurückgeworfen werden.
Die 9. Armee sollte die zunächst die bei Hermannstadt stehenden 2 – 3 rumänische Divisionen schlagen, dann sollten beide Armeen, die k.u.k. 1. Armee und die 9. Armee, nach Osten antreten. Das Al-penkorps schob sich bis zum 26. 9. im Rücken des Feindes bis an den Roteturmpaß heran. Die 9. Armee griff dann beiderseits Hermannstadt an. Der Kampf dauerte bis zum 30. 9. und endete mit einem vollen Erfolg. Das Alpenkorps übernahm hierauf die Deckung des Roteturmpasses, während General von Falkenhayn sofort in östlicher Richtung antrat. Die Rumänen wurden südlich Fogaros geschlagen und über den Geisterwald, Kronstadt in einem glänzenden Anlauf bis zum 10. 10. in das Gebirge zurückgeworfen. Hiermit war das zunächst gesteckte Ziel erreicht. Bei den nachfolgenden Operationen mußte versucht werden, sich Rumänien zu bemächtigen, einmal um die Front zu verkürzen und somit Kräfte zu sparen, zum anderen, um sich die reichen Getreide- und Ölvorräte Rumäniens zu sichern, die wegen der wirtschaftlichen Lage des Reiches dringend erforderlich waren. Es war daher beabsichtigt, die Heeresgruppe Erzherzog Karl von Siebenbürgen her, die Heeresgruppe Mackensen in der Dobrudscha auf Galaz vordringen zu lassen und zwar Erzherzog Karl gegen den Sereth, v. Mackensen gegen die Donau. Damit wäre die Walachei abgeschnitten gewesen. Eine Fortsetzung der Angriffe bei der k.u.k. 1. Armee und der 9. Armee hatten aber keine durchgreifenden Erfolge. Die hartnäckigen Kämpfe bei Predeal brachten wohl örtliche Erfolge. Infolge der Ermattung der Truppe, der plötzlich einsetzenden unfreundlichen Witterung, Frost und Schneesturm und der schwierigen Nachschubverhältnisse trat der erhoffte Erfolg nicht ein. Der Plan mußte also aufgegeben werden. Weitere Kräfte wurden den anderen Fronten entzogen und herangeführt. Am 11. November überschritt dann General Kühne das Gebirge beim Vulkan- und Szurdukpaß und am 23. November v. Mackensen die Donau bei Zimnicea. Das Ziel des Vormarsches war die Linie
Donaumündung
– Sereth – Trotus. Hierbei sollte sich zuletzt der rechte Flügel
der
Heeresgruppe Erzherzog Karl (die 9. Armee war inzwischen aus dem
Verband
ausgeschieden und unterstand dem Befehl von Mackensen) dem Angriff
anschließen.
Aber die Kraft der Truppe reichte hierzu nicht ganz aus, außerdem
drängte Zeit und Witterung zur Beendigung des Feldzuges. So gruben
sich die Truppen in der erreichten Linie Donau – Sereth – Putna –
Kammlinien
der Waldkarpathen ein. Damit endete der Feldzug gegen Rumänien im
Januar 1917.
Am Szurduk– und Vulkanpaß Bei der rumänischen Kriegserklärung lag das Regiment zur Verfügung der Obersten Heeresleitung in Colmar im Elsaß. Der Abtransport begann sofort. Es war schon beim Verladen mit ziemlicher Sicher-heit bekannt, dass das Ziel der ferne Südosten war, denn es war zur Einweisung ein Generalstabsoffi-zier der Division nach Budapest vorausgefahren. Die Verladung erfolgte am 30., 31. August und 1. September 1916. Der Transport führte über Karlsruhe, Stuttgart, Augsburg, München, Salzburg, Linz, Wien, Budapest, Arad nach Marosillye. Schon in der Gegend von Arad kamen uns zahlreiche Flüchtlinge entgegen. Es war ein trauriges Bild. Meist in offenen Loren standen in bunter Reihe Vieh, Haus– und Kücheneinrichtungen, Kinder, Lebensmittel usw. |
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Gleich nach der Ankunft in Marosillye
wurde das Regiment
auseinander gerissen und es ist auch nur selten geschlossen unter dem
Befehl
seines Regiments–Kommandeurs gewesen. Meist war es das III. Bataillon,
das fremden Befehlen unterstellt war. Es wurde auch jetzt nach
Herkulesbad
nördlich Orsowa entsandt, um den dortigen Paß und damit den
Aufmarsche der eigenen Truppen zu sichern. Der Regimentsstab erhielt
Befehl,
den Eisernen-Tor-Paß zu sichern, zunächst, um
Truppenausladungen
bei Karansebes zu decken. Es handelt sich nicht um den Eisernen
Tor–Paß,
den Donaudurchbruch bei Orsowa, sondern um eine Straße, die sich
von Hatzeg in östlicher Richtung durch einen recht erheblichen
Höhenzug
nach Karansebes zieht. Als Truppen erhielt der Regimentsstab das II.
Bataillon,
das schon vorher dorthin geleitet war, dann die 1. M.G.K. (v.
Bülow),
später noch zwei Honvedbataillone. An Artillerie war die 5.
Batterie
F.A.R. 231 zugeteilt. Bald kam aber die Weisung, dass der Paß
nach
beiden Seiten zu sichern wäre. Der Paß war nämlich die
Verbindung zwischen der k.u.k 143. Brigade, die bei Orsowa stand, der
auch
das III. Bataillon unterstellt war und der k.u.k. 144. Bri-gade, die
das
Kohlebecken Petrozseny hatte aufgeben müssen und an den
diesseitigen
Ausläufern des Gebirges ein weiteres Vordringen der Rumänen
zu
hindern suchte.
Eigenartig mutete das Leben und Treiben in der urwüchsigen Gegend an. Die Frauen sah man nur barfuß mit einer Spindel in der Hand, die sie mit großer Geschicklichkeit unermüdlich in Bewegung hielten. Auch die Männer erinnerten in ihren malerischen Hirtentrachten an längst vergangene Zeiten. Alles war weit von der uns gewohnten Kultur entfernt. Die Häuser waren zum Teil die allererbärmlichsten Hütten ohne jede Inneneinrichtung. |
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Um kein falsches Bild von
Siebenbürgen aufkommen
zu lassen, soll hier gleich vorweg erwähnt werden, dass auch das
Gegenteil
von den vorstehend geschilderten Zuständen vorgefunden wurde. Die
deutschen Dörfer zeichneten sich durch peinliche Sauberkeit,
breite
gepflegte Straßen, stattliche, massive Häuser und Scheunen
aus.
Ja selbst die Sprache war absolut deutsch und fast akzentfrei, so dass
sich die Soldaten bei den Quartiersleuten wie zu Hause fühlten.
Quartiere
selber waren aber absolute Ausnahmen, da die Soldaten sich meist mit
einem
Biwak, d. h. einer Ruhestätte, wo man von der Nacht
überraschte
wurde, begnügen mußten.
Am 8. September erhielt der Regimentsstab, die 5. und 7. Kompanie mit 2 M.G. der 1. M.G.K. und die halbe Batterie den Befehl zur sofortigen Verladung, um nach Puj abtransportiert zu werden. Der Regiments-Kommandeur, Major Scheuermann, mit dem Adjudanten, Oberleutnant Dose, fuhren im Kraftwagen voraus zum Gefechtsstand der k.u.k. 144. Brigade in Mezölivadia. Die Rumänen hatte mit starken Kräften angegriffen, die k.u.k. Truppen, darunter ein aus Bergleuten der Kohlebergwerke gebildetes Regiment, sollten die verlorenen Stellungen wiedernehmen. Major Scheuermann sollte die Führung über die als Reserve zur Verfügung gestellten Kräfte übernehmen. Es war dies außer den vom Eisernen Tor mitgebrachten Truppen noch das I. Bataillon, das bisher beim Gros der Division in der Gegend von Diva gewesen war, mit dem M.G. Zug Grothues und die 6. Batterie des F.A.R. 231. Da der Angriff der k.u.k. Truppen zunächst planmäßig verlief, war ein Einsatz von Reserven nicht nötig. Am Nachmittag wurde jedoch die 3. und 4. Kompanie unter Führung des Bataillonskommandeurs, Hauptmann Biel, nach Nagybar als Reserve vorgeschoben. Die beiden anderen Kompanien blieben unter Führung von Hauptmann Thomsen in Mezölivadia. Das ½ II./187 traf mit der Bahn erst am Nachmittag in Puj ein und blieb hier. Den weiteren Verlauf des Tages schildert am besten der Gefechtsbericht von Hauptmann Biel, in dem es heißt: „Um 3 Uhr nachm. ging ich mit der 3. und 4.
Komp. durch
das von der feindlichen Artillerie stark bestrichene Tal des Streiu mit
dem Auftrag vor, mich am Nordwesteingang von Nagybar als Re-serve
für
die Talsperre einzunisten. Da dieser Punkt unter heftigem
Artilleriefeuer
lag, ging ich in Deckung hinter die Hänge der Höhe 773. Dort
kamen flüchtende k.u.k. Truppen verschiedener Bataillone mit der
Meldung,
sie seien links umgangen, Höhe 773 sei in Besitz des Feindes.
Daraufhin
setzte ich einen Zug der 4/187 unter Führung der Leutnants Struck
und Göllner gegen Höhe 773, einen Zug der 3/187 unter
Führung
von Feldwebel-Leutnant Jacobsen im Anschluß rechts gegen die
geräumten
Gräben der k.u.k. Truppen nördlich von Nagybar an. Um 6 Uhr
abends
waren die Stellungen in unserem Besitz, um 7 Uhr auch Höhe 955.
Hierbei
wurden 2 rumänische Gefangene v. Reg. 18 gemacht. Eigene Verluste
2 Leichtverwundete. Mit dem Bau einer Stellung wurde sofort begonnen.
Gegen
9 Uhr abends traf ein Ordonanzoffizier des Oberst Stavinski mit dem
Rückzugbefehl
für sämtliche Truppen beim Bataillon ein. Mit dem
größten
Widerwillen trat das Bataillon einen wohlgeordneten Rückzug an,
ohne
vom Feinde verfolgt zu werden und ohne auch nur ein
Ausrüstungsstück
zu verlieren. Nachhut 3. Kompanie. Das Bataillon sammelte sich in
Me-zölivadia
und traf gegen 4 Uhr morgens in Puj ein, wo Quartier bezogen
wurde.
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Warum ein allgemeiner Rückzugsbefehl
gegeben
wurde, war nicht ersichtlich, zumal der Gegner auch in den
nächsten
Tagen nicht folgte. Da die höhere Führung offenbar mit den
Entscheidungen
der k.u.k. 144. Brigade nicht einverstanden war, wurde die 187. Inf.
Division
mit der weiteren Leitung der Operationen zur Deckung der rechten Flanke
der 9. Armee beauftragt. Die Division brachte das Inf. Reg. 189, ein
bayrisches
Jägerregiment und erhebliche Teile der Artillerie der Division
mit.
Zunächst drückte das I. Bataillon die Linie wieder bis in die
Höhe von Nagybar vor, und zwar die 1. und 2. Komp. südliche
der
Straße Puj – Mezölivadia – Nagybar unter dem Befehl von
Hauptmann
Thomsen, die 3. und 4. Komp. nördlich der genannten Straße
unter
dem Befehl von Hauptmann Biel. Der Rumä-ne schanzte auf den
unseren
Kompanien gegenüberliegenden Höhen eifrigst. Der Angriff auf
diese Stellung war von der Division auf den 14. September festgesetzt.
Die 1. und 2. Komp. unter Führung von Hauptmann Thomsen waren dem
I.R. 189 unterstellt, das südlich der Straße Puj – Nagybar
angriff.
Der Stab des II. Bataillons mit der 6. und 8. Komp. trafen erst im
Laufe
des Tages mit der Bahn vom Eisernen Tor kommend in Puj ein und
wurden
von hier aus durch Fußmarsch zur Hauptkampflinie vorgezogen. Im
Gefechtsbericht
des Regiments über den Verlauf des Kampfes heißt es:
„Das Artilleriefeuer begann erst um 8,35 Uhr vorm., da die Beleuchtungsverhältnisse vorher nicht günstig waren. Um 9,15 Uhr ging von Gruppe Biehl die Meldung ein, dass die Höhe östlich „zu Pe-trosz“ Mann an Mann vom Feinde besetzt sei. Obwohl die Meldung an Brigade und Artillerie sofort weiter gegeben wurde, feuerte die Artillerie nur ganz vereinzelt Schüsse auf die genannte Höhe. 11,30 vorm. ging nochmals vom Batl. dieselbe Meldung ein mit der Bitte, dorthin stärkeres Artl.-Feuer zu legen. Obwohl immer wieder bei der Brigade, bei der Division und direkt bei der Artillerie verstärktes Feuer auf die Höhe 627 und den Rücken nördlich davon verlangt wurde, wurde diesem Verlangen nicht entsprochen. 12,05 nachm. ging die Meldung ein, dass Leutnant Jansen, 4/187, durch Bauchschuß, G.G. (Gewehrgeschoß) gefallen sei. 12,30 nachm. ging die Nachricht von der Brigade ein, dass 2 Bataillone I.R. 189 bereits zum Angriff vorgegangen seien und dass das Artille-riefeuer nunmehr auf Höhe 627 und nördlich davon verlegt werden sollte. Um 1,30 traf der Panzer-zug ein, der ebenfalls den Auftrag hatte, 627 und den Rücken nördlich davon zu beschießen. Trotzalledem war die Artillerievorbereitung auf diesen Höhenrücken absolut unzureichend. Die feindlichen Stellungen wurden kaum beschädigt und war immer noch Mann an Mann vom Feinde besetzt. Um 2,45 traf von der Division der Befehl ein, dass zum Angriff angetreten werden sollte. Gleichzeitig erhielt die 7. Komp. (Regimentsreserve) vom Regiment den Befehl, dem Angriff hinter dem rechten Flügel zu folgen und nach eigenem Ermessen einzugreifen. Die 4 M.G. des II./Ldst.5 sind mitzunehmen und in der genommenen Stellung einzubauen. Um 3,15 ward zum Angriff angetreten. Infolge der starken Besetzung der Höhe erleiden die stürmenden Truppen schwere Verluste und es gelingt ihnen nicht, in den feindlichen Graben einzudringen. Auch die 5. Kompanie, die als Reserve der Gruppe Biel noch hinter dem rechten Flügel mit 2 Zügen lag, (ein Zug war bereits vorher vom Bataillon eingesetzt) erhielt den Auftrag, den Angriff auf dem rechten Flügel vorzutragen und die Höhe 627 von Süden her anzugreifen. Etwa zur gleichen Zeit war von der Division das in-zwischen vom Eisernen Tor eingetroffene ½ II. Btl. vorgezogen und hatte den gleichen Befehl, 627 von Süden her anzugreifen, erhalten. 6,15 meldete Hauptmann Block: „Das halbe Btl. Block hat östlich Nagybar den Punkt 496 erreicht und wird in seiner Absicht, die Höhe 627 anzugreifen, durch Feuer von Höhe 553 und Bahndamm nördlich Höhe 553 verhindert. Das Halb-Bataillon hat Flanken- und Rückenfeuer erhalten.“ Vorher war jedoch von der Division mitgeteilt, dass die Höhe 553 bereits in unserem Besitz wäre. Da sich diese Meldung nicht bewahrheitete, erhielt Hauptmann Block vom Rgt. den Befehl, zunächst die Höhe 553 und den Bahndamm nördlich davon vom Feinde zu säubern und sich dann erst gegen die Höhe 627 zu wenden. Bevor der Angriff gegen H. 553 durchgeführt werden konnte, brach schon die Dunkelheit herein. Die Kompanien, die auf nahe Entfernungen den feindlichen Stellungen gegenüber gelegen hatten, hatten inzwischen weitere Verluste erlitten. Da der der Gruppe zugewiesene Angriffsraum im Verhältnis zu den zur Verfügung stehenden Truppen sehr groß war, waren in der Linie große Lücken entstanden. Gleich nach Einbruch der Dunkelheit machten die an Zahl weit überlegenen Rumänen einen Gegenstoß hart südlich der Höhe 627 und umfaßten, da sie hier auf eine Lücke stießen, das Halb-Btl. Block von Nor-den und Gruppe Biel von Süden. Außerdem griffen andere rumänische Kräfte umfassend von Norden an. Infolgedessen mußten unsere Truppen zurückgehen. Den Rumänen gelang es, da keine Reserven mehr zur Verfügung standen, bis auf den Höhenrücken des Ptr. Tinului vorzudringen. von hier aus stießen nach Süden, trafen bei Nagybar auf die 8. Komp., durch die das weitere Vordringen aufgehalten wurde. Da sämtliche Telefonleitungen, sowohl der Infanterie wie auch der Ar-tillerie, die auf die Höhen Ptr. Tinului und D. Blidariul führten, zerstört waren, waren die Verhältnisse auf diesen Höhen absolut ungeklärt. Der Regimentsstab begab sich nach Mezölivadia zurück, um wieder telefonische Verbindung zur Brigade zu erlangen.“ Die Ereignisse bei der 1. und 2. Komp beim I. R. 189 werden später geschildert. |
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Die Lage am Abend des 14. 9. war so, dass
südlich
der Chaussee das befohlene Ziel nicht erreicht war, während es
nördlich
einen üblen Rückschlag gegeben hatte. In der Nacht wurde
wieder
eine durchlaufende Front hergestellt. Teile der 3. und 4. Kompanie und
das II. Bataillon sammelten sich in Nagybar und schützten dies,
rechts
im Anschluß an I.R. 189, im weiten Bogen. Links war die Front
längs
des Streiu zurückgebogen und durch österreichische
Bergarbeiter-Bataillone
besetzt. Im Laufe des 15. September stellte sich heraus, dass die
Rumänen
unsere verlorenen Stellungen wieder geräumt hatten. Der
Bataillonsstab
des I. Batls. unter Hauptmann Biel mit etwa 60 Mann der 4. Komp. lagen
noch auf den verloren gegebenen Höhen. Es wurde darauf die alte
Stellung
vor dem Angriff wieder eingenommen.
Über die Geschehnisse der 1. und 2. Komp. in diesen Tagen schreibt Hauptmann Thomsen in seinem Gefechtsbericht: „Am 14. 9. morgens 2,30 Uhr Vorrücken
der 1. und
2. Komp. I.R. 187 und M.G.-Zug in Bereitschaftsstellung oberhalb
nordwestlich
Auslauf der Tininerele-Schlucht. Auf dem Wege dorthin starke
Belästigung
durch feindliches Gewehrfeuer. Die ungarischen Truppen scheiden aus der
Gruppe aus. Bereitschaftsstellung morgens 5 Uhr erreicht. Sicherung der
Bereitschaftsstellung durch 1 M.G. und stehende Patrouillen.
Während
der Bereitschaft 3 Verwundete 1./187 durch G.G. 8 Uhr morgens Beginn
der
Artillerievorbereitung. Da rechtes Anschlußbatl., II.ung. Ldst.
1,
seine Bereit-schaftsstellung noch immer nicht erreicht hat,
verzögert
sich der Befehl zum Angriff. Auf Befehl des Abschnittkommandeurs
Oberstleutnant
Beyer I.R. 189, übernimmt Hauptmann Thomsen auch den Befehl
über
II. ung. Ldst. 1 und bringt dieses in die befohlene
Bereitschaftsstellung.
Artillerievorbereitung wird fortgesetzt, da Höhe 872 und Angros
(Angriffsziel
des II. ung. Ldst. 1) noch stark vom Feinde besetzt. 12,30 Befehl zum
Angriff.
Das Halbbatl. Thomsen hat den Auftrag, den D. Branu südlich
umfassend
anzugreifen. Es entwickelt sich 1. und 2. /187 je 2 Züge, 1/187
rechts,
2./187 links. Je ein M.G. bei jeder Komp., Reserve M.G. bei Reservezug
1./187. Die Kompanien erreichen die dem D. Branu westlich vorgelagerte
Kuppe ohne Verluste. Beim Erreichen dieser Kuppe steigert sich das
feindliche
Gewehr- und M.G.-Feuer ganz erheblich. Die Kompanien litten stark unter
flankierendes M.G.- und Gewehrfeuer von halbrechts aus Richtung 872 und
von halblinks aus Richtung 553. Ein weiteres Vorwärtskommen war
zunächst
nicht möglich, trotz ernergischer Betätigung unserer M.G. in
Niederhalten des feindlichen Feuers. Bis 6 Uhr abends mußten die
Kompa-nien auf dieser Kuppe verbleiben. Entfernung bis zur eigentlichen
Stellung auf Branu noch etwas 700 Meter. Gegen 6 Uhr versuchte der
Feind
einen Angriff auf unsere Linie. Durch Gegenstoß unsererseits
wurde
der Angriff abgeschlagen, Feind ergriff die Flucht. Sofortige
Verfolgung
brachte uns in den Besitz der Höhe 738. Leutnant Kagel,
Komp.-Führer
1./187, welcher, trotz heftigen feindlichen Feuers aufrecht stehend, um
seine Leute anzufeuern, auf den Gegner feuerte, fiel beim Stocken der
Truppe
an der ersten Kuppe. Leutnant Klenze, Komp. Führer 2./187, ging
beim
Angriff der Rumänen als erster zum Gegenangriff über,
riß
seine Leute mit vor, erhielt aber nach wenigen Schritten die feindliche
Kugel. Beide Komp. Führer erhielten Bauchschüsse und starben
nach einiger Zeit, äußerst gefaßt, ohne ein Wort der
Klage,
ein erhabenes Beispiel für ihre Kompanien.
Der eben erwähnte Angriff der Teile I.R. 189 hatte den unvermuteten Erfolg, dass die Rumänen in der Nacht die ganzen Stellungen räumten und sich gleich bis auf den Grenzkamm des Szurduk- und Vulkan-Passes zurückzogen. Es kam bei der sofort angetretenen Verfolgung nur in der Gegend von Cetatea Bolii zu ernsteren Nachhutkämpfen. Die Schnelligkeit der Verfolgung litt jedoch unter Geländeschwierigkeiten und Straßensprengungen. So erfolgte der Einmarsch in Petrozseny und Besetzung des Szurduk-Passes erst am 19. September. Das Gros, zu dem das I.R. 187 gehörte, blieb in Petrozseny und bezog hier Alarmquartiere. Am 20. 9. löste das I. Bataillon das am Szurduk-Paß befindliche bayr. Jägerbatl. ab, das II. Batl. kam als Reserve an den Eingang des Passes. |
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So hatte das Regiment einen Anteil an der Durchführung der Operation zur Sicherung der Flanke der 9. Armee, zur Wiedergewinnung des für ganz Ungarn und namentlich für die Kriegsführung gegen Rumänien so wichtigen Kohlebeckens von Petrozseny. Die Stadt machte einen vornehmen und modernen Eindruck, aber sie hatte stark gelitten durch die Besetzung der Rumänen. Überrascht waren alle über die Naturschönheiten des Szurduk-Passes. Eine schöne, breite Chaussee zieht sich neben dem Zsily, der sich hier durch die Transsylvanischen Alpen einen Weg nach Rumänien bahnt, hin. Die Straße war an mehreren Stellen zerstört, eine Brücke gerade an rumänisch-ungarischen Grenze war gesprengt. Zur Sicherung des Passes waren von den Rumänen M.G. in den steilen Felsen eingebaut. Die Bedienungen mußten es den Gemsen gleich tun, um an ihre Waffen zu kommen. |
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Nur wenige Kilometer westlich vom
Szurduk-Paß
zieht sich der Vulkan-Paß in über 1600 Meter Höhe
über
den Grenzkamm, nur für Fußgänger und Tragetiere
passierbar,
daher für den allgemeinen Verkehr in Friedenszeiten von nur
geringer
Bedeutung.
Hier hatten die Rumänen sich aber noch fest eingenistet und uns den Besitz der beherrschenden Stellung nicht ohne weiteres überlassen. Da die dort angesetzten Teile des bayr. Jägerregiments sich nicht allein in den Besitz des Passes setzen konnten, mußte des II. Bataillon nach dort abrücken. Es standen ihm hier die schwersten Kämpfe bevor, über die später noch berichtet wird. Da die Aufgabe des Division mit der am 22. 9. erfolgten Erstürmung des Vulkanpasses restlos erfüllt war, dagegen die Truppen an anderer Stelle dringend benötigt wurden, um die 9. Armee zu den weite-ren Kämpfen in Siebenbürgen zu stärken, wurden alle irgend entbehrlichen Teile abtransportiert. Es übernahm die k.u.k. 144 Inf. Brig. wieder den Oberbefehl im ganzen Abschnitt. An deutschen Truppen blieben lediglich des II./187 und das II.bayr. Jägerbatl. und zwei Batterien unter dem Befehl des Regimentsstabes zurück. Das I. Bataillon marschierte wieder nach Puj und wurde am 24. 9. verladen. Das III. Batl. hatte an den ganzen Kämpfen keinen Anteil. Es war allerdings als Reserve der höheren Führung von Herkulesbad herangezogen worden und war mit Aufräumung des Schlachtfeldes vom 14. Sept. beauftragt, wurde dann aber von dort aus mit dem I. Batl. wieder abtransportiert. |
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Die k.u.k. 144. Inf.-Brig. hatte den ihr
zur Sicherung
anvertrauten Raum in zwei Abschnitte geteilt. Der rechte (westliche)
war
ausschließlich von Ungarn besetzt und unterstand einem
ungarischen
Regi-mentsstab. Der linke (östliche), der eine Ausdehnung von 24
Kilometer
hatte und sich vom Vulkan-Paß über den Szurduk-Paß bis
an das weit über 2000 Meter hohe Massiv des Carja erstreckte,
wurde
Major Scheuermann ( I.R. 187) unterstellt. Als Truppen standen für
diesen Abschnitt zur Verfügung das II. bayr. Jägerbatl., das
II. Batl. I.R. 187 (beide Bataillone unter dem gemeinsamen Befehl des
bayr.
Batl.-Kommandeurs Major Bauernschmidt am Vulkan-Paß), das II.
Batl.
ung. Landst. Reg. 1 und das IV. Batl. ung. Landst. Reg. 18. Diese
beiden
Bataillone mußten den ganzen übrigen Raum decken.
Am 25. Sept. abends mußte die Brigade den Befehl zum Rückzug geben. Die Rumänen waren im rechten Abschnitt durchgebrochen, hatten unsere ins Gebirge östlich des Szurduk-Passes vorgeschobene Sicherung umgangen und außerdem konnten sich die beiden deutschen Bataillone am Vulkan-Paß der immer wieder von neuen anstürmenden Rumänen nur mit größter Mühe erwehren. Es wurde die Front des Abschnittes Scheuermann auf den Höhenzug Vrf. Muncelului – D. Babii – 967 – D. Bo-tanilor – 1028 – 1025 – 1003 zurück genommen, rechts und links am Anschluß an Ungarn. Petrozseny wurde damit zum zweitenmal der Gewalt des Feindes überlassen. Er hauste diesmal erheblich schlimmer als zu Beginn des rumänischen Krieges. Viele bisher unversehrten Wohnungen wurden bei der Wiedereinnahme in wüsten Zuständen vorgefunden. Jetzt übertrug die höhere Führung den Oberbefehl in dem militärischen wie wirtschaftlich so wichtigen Abschnitt wieder einem deutschen Divisionsstab. Es wurde der Stab der 301. Reserve-Division hierzu neu gebildet. Außerdem wurde die k.u.k. 2. Gebirgsbrigade herangeführt, die den bisherigen rechten Abschnitt der k.u.k. 144. Inf. Brig. übernahm. Die 2. Gebirgs-Brig. bestand durchweg aus Bosniaken, die einen vorzüglichen Eindruck machten und ihre Aufgabe, Wiedereinnahme des Pilugul und Oboroca, auch glatt lösten. Durch die Wiedereinnahme des Oboroca sahen sich die Rumänen gezwungen, ihre ganzen Stellungen zu räumen und sich zum zweitenmal auf die Grenzhöhe zurück zu ziehen. Die deutschen Truppen machten noch die Verfolgung mit, zum zweitenmal konnten sie in Petrozseny ein-rücken, das aber, wie schon erwähnt, in diesen wenigen Tagen infolge Plünderung und teilweiser Brandstiftung entsetzlich gelitten hatte. Es folgte dann für den Regimentsstab, das II./187 und das II. bayr. Jägerbatl. der Befehl zum Abtransport, zurück zu den eigenen Divisionen. |
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