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+ 6.8.1914 gefallen in der 9.Kompagnie des
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Als im Mai 1914 der Musketier Karl Grumbach mit der 9.Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr.82 aus Kassel auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf in Thüringen ausgebildet wird, da denkt noch keiner der jungen Soldaten, daß sie die Handgriffe, die sie gerade lernen, in wenigen Wochen schon unter Kriegsbedingungen brauchen würden. Noch herrscht beim Abkochen eine muntere Stimmung, und das folgende Bild zeigt ihn im Drillichanzug bei einer der zu allen Zeiten beliebtesten Tätigkeiten der Soldaten, dem Vorbereiten des Essens. |
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auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf in Thüringen |
Wenige Wochen später, das Regiment
ist wieder
in seiner Garnison Kassel eingerückt, verdunkeln sich die Wolken
an
Europas Himmel. Und als sich der Juli seinem Ende zuneigt, da wird
vielen
klar, daß man einem Krieg wohl kaum noch ausweichen kann. Als am
31.Juli in den frühen Nachmittagsstunden die Weisung "Drohende
Kriegsgefahr"
bei den Truppen einläuft, weiß aber noch keiner so recht,
was
eigentlich genau passieren wird.
Doch bei 13 Infanterie-Regimentern und einer kleinen Anzahl von Kampfunterstützungstruppen herrscht plötzlich höchste Spannung. Ihre Mobilmachungsbestimmung fordert schnellste Marschbereitschaft. Es sind Truppen aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands. Männer aus dem Rheinland und Westfalen, aus der Provinz Sachsen, Grenadiere aus Mecklenburg, Musketiere und Füsiliere aus Niedersachsen, Oldenburg und Ostfriesland in Hannoverschen Regimentern, und auch Hessen aus den Garnisonen Kassel und Göttingen rüsten fieberhaft. Dann wird für den 2.August die
Mobilmachung bekanntgegeben.
Jetzt wird es ernst, und diese Truppen sollen nun eine besondere
Aufgabe
erhalten. Erstaunt wird mancher festgestellt haben, daß ja gar
nicht
das Einrücken der Reservisten abgewartet wird. In großer
Eile,
aber doch mit der nötigen Umsicht, wird die
Feldmarschmäßigkeit
hergestellt. Auch in Kassel verpackt Karl Grumbach seine privaten
Sachen
und empfängt Erkennungsmarke, Verbandpäckchen und die
eisernen
Essenrationen. Die Seitengewehre werden geschliffen und scharfe
Munition
wird ausgegeben.
Nach anfänglichem Nebel brennt nun die Sonne heiß herunter. Den ganzen Tag über geht es vorwärts. Schließlich, gegen 17 Uhr abends, wird bei Louveigne biwakiert. Zwischen 33 und 40 Kilometern war die Truppe marschiert. Jeder war froh, etwas Ruhe zu bekommen. Am 5.August um 2 Uhr morgens wird wieder alarmiert. Um 3.15 Uhr beginnt der Weitermarsch. Nur von kurzen Rasten unterbrochen erreichen Hessen und Hannoveraner schließlich gegen 15 Uhr nachmittags Frauture und Comblain au Pont. An diesem Abend sind alle Brigaden soweit herangekommen, daß sie die schwere Aufgabe, die vor ihnen liegt, in Angriff nehmen können. Aber die Truppen sind schon jetzt zum Teil stark überanstrengt. Und dunkel und unheimlich liegen die Wälder vor ihnen. |
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In dem dichten Waldgelände zwischen dem Fort Boncelles und Ougree an der Maas fällt wenige Stunden nach Mitternacht am 6.August 1914 der Musketier Karl Grumbach in der 9.Kompagnie des 2.Kurhessischen Infanterie-Regiments Nr.82. |
Um 19 Uhr am 5.August treten die
Hannoveraner an,
ihnen folgen die Hessen. Die Dunkelheit der Waldnacht wird noch dadurch
vertieft, daß wolkenbruchartige Regengüsse niedergehen. So
wird
es schwierig, überhaupt den richtigen Weg zu finden.
Da passiert es: Zwei Kompagnien Hannoveranischer 74er sind zur Beobachtung des Forts de Boncelles abgezweigt, versehentlich folgt ihnen die Masse der Brigade. Erst nach geraumer Zeit wird der Irrtum bemerkt und Kehrt gemacht. Zum Glück war der Abstand zu den Hessen groß genug, sie geraten nicht in diese Verwirrung. Aber zu allem Unglück ist noch eine Abteilung Feldartillerie mit ihren Kanonen in den schmalen Waldweg gefolgt. General v.Hülsen, der Führer dieser beiden Brigaden, reitet nach vorne, um persönlich die Dinge zu ordnen. Es ist Mitternacht, da wird plötzlich von der Seite her in die verwirrte Kolonne geschossen. Die Mannschaften werden unruhig, und trotz des Verbots werden die Gewehre geladen, einzelne Schüße fallen schon aus der Kolonne der Deutschen. Sofort schart General v.Hülsen die nächststehenden Männer um sich und dringt in die Feindlinie ein. Hier erhält er einen schweren Bajonettstich, so daß er schwer verwundet liegen bleibt. Nun plötzlich entbrennt der Kampf an mehreren Stellen gleichzeit. Sechs belgische Feldwerke beginnen zu feuern. Jetzt schwärmen auch die rückwärtigen Kompagnien der Hessen aus, aber dadurch wird auch die Vermischung der Verbände immer größer, jede Leitung des Gefechts hört auf. In finsterer Nacht verwickeln sich auf dem etwa 4 Kilometer breiten Raum zwischen Ourthe und Fort de Boncelles der größte Teil der beiden Infanterie-Brigaden, Hessen und Hannoveraner geraten völlig durcheinander. Während vorne die Regimenter 73 und 74 auf heftiges Feuer gestoßen sind, drängen von hinten die Hessen - um ihre Kameraden zu unterstützen - nach vorne. Ein wildes, teilweise unkontrolliertes Schießen ist im Gange. Während die ersten Verluste eintreten,
versuchen
die Führer fieberhaft, ihre Truppen wieder zu ordnen. Die
Musketiere
des Regiments 82 kämpfen auf der rechten Flanke. Ihnen gelingt es
unter schweren Verlusten, bis nahe an den Ort Ougree heranzukommen,
aber
sie schaffen es nicht, den Ort einzunehmen. Bei diesen Kämpfen in
den Morgenstunden des 6.August fällt auch der Musketier Karl
Grumbach
in der 9.Kompagnie.
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die letzte Ruhestätte des Musketier Karl Grumbach |
Dieses Grab überdauert den Krieg! Und als in den zwanziger Jahren dann die kleinen Gräber, die sich überall im ehemaligen Kampfgebiet befinden, aufgelöst werden, da wird auch der Leichnam von Karl Grumbach überführt. So schläft er heute den ewigen Schlaf auf dem Soldatenfriedhof in Vladslo (Belgien) Block 9 Grab 2188, inmitten vieler Kameraden aus dem Kreise Wetzlar, die dort ebenfalls ruhen. |
Ehrentafel Naunheim |
Namensliste "G" |
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