Der Fahneneid

Der Soldat wurde bei seinem Dienstantritt auf die Fahne, Standarte oder auch ein Geschütz seines Truppenteils, vereidigt. Dieses, dem Regiment von seinem Landesherrn verliehene Kriegszeichen, sollte den Soldaten stets an die Treue erinnern, welche er seinem obersten Kriegs- und dem Landesherrn gelobt hatte und die er bis an dein Lebensende halten mußte.

Die Fahne ist also ein  S i n n b i l d  d e r  T r e u e, die als höchsten Kriegerehre anzusehen war.
 

links: Fahne des Grenadier-Regiments 
König Friedrich I. (4.Ostpreußisches) Nr.5
 

rechts: Fahne für 
preußische Linien-Jäger-Bataillone

Solange noch ein Soldatenleben vorhanden und befähigt war, das Feldzeichen zu beschützen, so lange durfte dieses nicht in Feindeshand fallen..

Auf Veranlassung Kaiser Wilhelms I. wurden die Namen aller Soldaten, die im Kampf um eine Fahne gefallen waren, in silberne Ringe eingeschriebn, die dauernd an der Fahnenstange befestigt blieben.

Im Feldzug 1870/71 haben die Franzosen nicht eine Fahne erobert, während 107 französische Fahnen und Adler von deutschen Truppen erkämpft wurden. 
Eine einzige Fahne, vom II.Bataillon des 61.Infanterie-Regiments, fiel vor Dijon den Franzosen in die Hände. Sie wurde damals blutgetränkt unter einem Hügel von vielen Leichen a u f g e f u n d e n. Dr fahnenträger, Sergeant Pionke, wurde mit seiner ganzen Fahnensektion beim Vorgehen gegen ein Fabrikgebäude getötet. Der Leutnant Schulze und der Adjudant von Puttkamer fielen ebenfalls. Zwei weitere Musketiere, die die Fahne nochmals erhoben hatten, starben ebenfalls. Das mörderische Feuer der Franzosen aus der stark besetzten Fabrik machte ein weiteres Vorgehen unmöglich, zumal auch der Kompanieführer, Leutnant Weise, verwundet worden war. Die dann hereinbrechende Dunkelheit verhinderte vollends ein Suchen der Fahne.
Der Feind selbst ehrte dieses tapfere Verhalten und ließ am folgenden Tage durch einen Parlamentär melden, unter welchen Umständen die Fahne in seinen Besitz gekommen war. König Wilhelm verlieh dem Truppenteil sofort eine neue Fahne und erkannte auf diese Weise ebenfalls das wackere Verhalten seiner mutigen Truppe an. 


 
links: Standarte des
Leib-Kürassier-Regiments
Großer Kurfürst
(Schlesisches) Nr.1
 
 

rechts: Standarte des
Garde-
Kürassier-Regiments


 
Der Eid war ein feierliches Versprechen, bei dem man Gott zum Zeugen der festen Absicht, das Versprechen zu halten, anrief.
Die Eidesformel lautete in Preußen und Elsaß-Lothring:

 
Ich (Vor- und Zunahme) schwöre zu Gott dem Allwissenden und Allmächtigen einen leiblichen Eid, daß ich Seiner Majestät dem König von Preußen (Elsaß-Lothringen: "dem Kaiser"), Wilhelm II, meinem allergnädigsten Landesherrn, in allen und jeden Vorfällen, zu Land und zu Wasser, in Kriegs- und Friedenszeiten und an welchen Orten es immer sei, getreu und redlich dienen, Allerhöchstdero Nutzen und Bestes befördern, Schaden und Nachteil aber abwenden, die mir vorgelesenen  Kriegsartikel und die mir erteilten Vorschriften und Befehle genau befolgen und mich so betragen will, wie es einem rechtschaffenen, unverzagten, pflicht- und ehrliebenden Soldaten eignet und gebühret. 
So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum und sein heiliges Evangelium! (Jüdische Soldaten. "So wahr mit Gott helfe!")

 
Anzumerken ist noch, daß die Eidesformeln in den verschiedenen Bundesstaaten etwas von der o.a. abwichen, allein bedingt durch den unterschiedlichen Titel der Herrscher, aber auch durch landeseigene Formulierungen.
So wurde z.B. in den Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck auf "... den hohen Senate der freien und Hansestadt..." geschworen.
Sinn und Zweck der Formulierungen waren jedoch überall gleich.

Zurück
Startseite