Landwehrmann Ludwig Dokter

* 10.1.1883
+ 9.11.1914

gefallen in der 11.Kompagnie des
Reserve-Infanterie-Regiments Nr.83
bei den Kämpfen um Wytschaete
in Flandern


 
Etwa in den Jahren 1903 bis 1905 leistete Ludwig Dokter seinen Wehrdienst ab. Die Garnison, in er er Dienst tat, lag in der  damalige Reichshauptstadt Berlin, in welcher die preußischen Garde - die sich aus allen Teilen des Reiches rekrutierte, stationiert war. Das 5.Garde-Regiment zu Fuß war damals für zwei Jahre seine militärische Heimat geworden.
In dieser Zeit muß er einen guten Bekannten oder Freund - möglicherweise sogar aus seinem Heimatort Naunheim - getroffen haben. Jedenfalls hat er es für Wert befunden, sich mit diesem ablichten zu lassen.

 
Ludwig Dokter (stehend) und
ein unbekannter Kamerad
während seiner Dienstzeit
bei der preußischen Garde
in Berlin etwa im Jahre 1904

 
Nach seiner Dienstzeit ging er dem erlernten Gewerbe nach - schließlich war er Zimmermeister, als im August 1914 der 1.Weltkrieg ausbrach. So wurde er bei Kriegsausbruch in die 11.Kompagnie des in Marburg a.d.L. neu aufgestellten III.Bataillons des Reserve-Infanterie-Regiments Nr.83 einberufen. Dort traf er Kameraden aus seinem Dorf wieder, u.a. Landwehrmann Ludwig Dokter V. und Vizefeldwebel Jakob Bernhardt.
In dieser Einheit machte er die Vormarschkämpfe im August 1914 mit und war auch an der Seite von Ludwig Dokter V., als dieser bei Servon am Westrand der Argonnen fiel. Dann aber wurde die 25. großherzoglich hessische Reserve-Division, zu der er gehörte, im Herbst 1914 nach Flandern geholt. Hier sollte, südlich von Ypern, durch den Einsatz neuer Truppen endlich die Stadt in die Hände der Deutschen fallen. 
Es sollte einer der blutigsten Angriffe des Jahres 1914 werden.

 
Wytschaete in Flandern südlich von Ypern
(über dem Buchstaben "W" das später
im Text erwähnte "Hessenwäldchen")

 
Schon in den ersten Kämpfen Ende Oktober hatte das Regiment schwere Verluste. Die Engländer erwiesen sich als ein zäher Gegner. Am 31., so schreibt die Regimentsgeschichte, kann sich nur das III.Bataillon, in dem Ludwig Dokter steht, etwas den feindlichen Gräben nähern. Nach harten Kämpfen wird es einige Tage später abgelöst und kommt in Ruhe.
Diese dauert aber nur kurze Zeit.

 
Das Gefechtsfeld bei Wytschaete, im Hintergrund deutsche Artillerie

 
Die Regimentsgeschichte schreibt:

"In Comines wird das Regiment untergebracht und bleibt zunächst am Vormittag des 5. in Ruhe, wird aber 5.30 Uhr nachmittags alarmiert und mit I. und III.Bataillon zur Ablösung von bayerischen Truppen vorgezogen."

Die Ablösung wird unter schwerem Feuer des Gegners durchgeführt, schließlich liegen die Hessen wieder den Engländern unmittelbar bei Wytschaete gegenüber.
Die Regimentsgeschichte schreibt weiter:

"Vor der Front der beiden Bataillone hat sich der Feind in dem Gehöft La Capellerie und dem dahinter liegenden Waldrand verschanzt. Starkes feindliches Feuer liegt am 6.11. den ganzen Tag über auf unseren Gräben."

In der Nacht gelingt es dann endlich dem III.Bataillon mit Ludwig Dokter, in einem Sturmangriff das Gehöft zu nehmen und einige Engländer zu Gefangenen zu machen. Aber der größte Teil der feindlichen Besatzung ist doch in die schützende Hauptstellung am Waldrand entkommen. Diese ist stark ausgebaut und gut befestigt, auch sind schon tiefe Gräben vorhanden.
Weiter lesen wir in der Regimentschichte:

"Den ganzen Tag über (8.11.) liegen die beiderseitigen Stellungen unter heftigem Beschuß der Artillerie. Bei einem Versuch, sich am Nachmittag näher an der Feind heranzuarbeiten, erleiden die Bataillone nur weitere starke Verluste, ohne einen nennenswerten Geländegewinn zu erziehlen."

Bei diesem Angriff fällt der Zugführer von Ludwig Dokter, sein Naunheimer Kamerad Vizefeldwebel Jakob Bernhardt.
Dann bricht der 9.November an. Ein neuer Angriff steht bevor, auch die 11.Kompagnie mit Ludwig Dokter rüstet sich. In der Regimentsgeschichte lesen wir:

"Am 9.11. ist ein planmäßiger Angriff beabsichtigt. Starke Artillerievorbereitung setzt am Morgen ein. Trotzdem ist die feindliche Stellung unerschüttert, als die Kompagnien aus ihren Gräben hervorbrechen. Ein rasendes Infanterie- und MG-Feuer schlägt den Angreifern entgegen, reißt große Lücken in die anstürmenden Linien, und etwa 50 m vor der feindlichen Stellung bricht der Angriff zusammen."

Bei diesem Angriff auf den Waldrand bei Wytschaete hat sich auch das Soldatenschicksal von Ludwig Dokter erfüllt. Da die Stellung unhaltbar ist, werden die Truppen zurückgenommen, die Toten können nicht geborgen werden. Nur wenige Kameraden kehren überhaupt noch zurück.


 
Die Todesanzeige im "Wetzlarer Anzeiger"

 
Obwohl kein Grab existiert, so gibt es dennoch eine Erinnerung. Zu Ehren der vielen Hessen, die im Kampf um diesen Wald bei Wytschaete gefallen sind, nannte die Obersten Heeresleitung ihn von da an "Hessenwald", und dieser Name hat sich in vielen Büchern, Karten und Berichten bis heute erhalten, auch zu Ehren von Ludwig Dokter.

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