Die Division als taktische Einheit der OHL

Die Division als sebständiger größerer Truppenverband gemischter Waffengattungen stammt schon aus der Zeit Napoleons.
Sinn und Zweck war die Zusammenfasung unterschiedlicher Waffen und Verbände in einer übergeordneten Einheit für Operationen und Gefechte. Bereits im Frieden bestehend, sollte durch gemeinsame Ausbildung eine in sich gefestigte Truppe zusammengeschweißt werden. Auch war dadurch die Verwaltung in vielen Bereichen zu vereinfachen. So war auch im Deutschen Reich bei Ausbruch des Krieges die Situation.

Die Infanterie-Division setzte sich zum Zeitpinkt der Mobilmachung 1914 wie folgt zusammen:

2 Infanterie-Brigaden zu je 2 Regimentern, diese in 3 Bataillone mit jeweils 4 Kompanien gegliedert. Hierzu trat bei einigen Brigaden noch 1 Jäger-Bataillon mit 4 Kompanien.
Jedes Bataillon hatte eine Stärke von ca. 1000 Mann, im ganzen in der Division also 12-13 Bataillone mit 12000-13000 Mann Infanterie.
Außer der Divisionskavallerie (meistens 1 Kavallerie-Regiment mit 4 Eskadrons) und den technischen Truppen war der zweite wichtige Kampffaktor die Feldartillerie. 
Diese bestand aus 1 Brigade mit 2 Regimentern zu 2 Abteilungen. Von den somit 4 vorhandenen Abteilungen war 1 mit leichten Feldhaubitzen bewaffnet. 
Die gesamte Feuerkraft der Feldartillerie einer Division bündelte sich daher in 72 Geschützen, davon waren allein 18 leichte Feldhaubitzen.

In diesem Zusammenhang erkennt man, daß die Zahl "2" oder eine durch sie teilbare überwiegt. Man spricht bei dieser Art der Gliederung auch von der "Z w e i e r g l i e d e r u n g"!

Während des Krieges ging das Deutsche Reich zur "D r e i e r g l i e d e r u n g" über. Jetzt war also "3" die "magische" Zahl. Der Hauptfaktor bestand darin, daß zwar nur noch 1 Infanterie-Brigade, diese jedoch nun zu 3 Regimentern mit wie bisher 3 Bataillonen, vorhanden war. 
Die Jäger-Bataillone wurden, soweit vorhanden, abgegeben und überwiegend in neu gebildeten reinen Jäger-Regimentern zusammen gefaßt. dadurch sank letztendlich die Stärke der Infanterie innerhalb einer Division auf ca. 9000 Mann.
Die Feldartillerie erfuhr ebenfalls eine wesentliche Veränderung. Der Brigadeverband wurde aufgelöst, an die Stelle des Brigadekommandeurs trat ein Artillerie-Kommandeur, der dem Stabe der Division zugeordnet wurde. Von den beiden Regimentern blieb 1 bestehen, dieses jedoch nun zu 3 Abteilungen. Die Feuerkraft setzte sich nun zusammen aus 36 Geschützen, davon 24 Kanonen und 12 leichten Feldhaubitzen. 
Darüber hinaus wurde ab dem Zeitraum 1916/1917 noch zusätzlich 1 bespanntes Bataillon Fußartillerie mit der Gliederung von 1 10cm-Kanonen-Batterie sowie 2 15 cm- Haubitz-Batterien jeder Infanterie-Division zugeteilt. Diese Maßnahme hatte den Vorteil, daß die Division nun über  e i g e n e  schwerste Artillerie verfügte. Vorher war diese beim Korps angesiedelt und wurde von Fall zu Fall zugeteilt.
Unabhängig von den anderen Waffengattungen kann man feststellen, daß die einzelne Division insgesamt an Kampfkraft schwächer geworden war, auch wenn sie in speziellen Bereichen, wie z.B. im Pionierdienst oder dem stark aufkommenden Nachrichtenwesen, an Stärke gewonnen hatte. 

Interessant ist wohl der Hinweis, daß schon im Frieden Überlegungen bestanden, im Kriegsfall zu einer Gliederung im Korpsverband mit 3 Divisionen überzugehen. Die dritte, neue Division, die die beiden aktiven ergänzen sollten, war als Reserve-Division vorgesehen, die im Korpsbereich aufzustellen war.

Ob nun "3" das Maß aller Dinge oder ob die Zweiergliederung das optimale ist, darüber streitet heute noch die Fachwelt. Beide Varianten haben, und das ist unbestritten, ihre Vor-, aber auch Nachteile. Entscheidend jedoch für die  d a m a l i g e  Maßnahme, zur Dreiergliederung über zu gehen, war, daß die OHL auch nach den Neuaufstellungen vom Herbst und Winter 1914 neue Einheiten für strategische Zwecke gefordert hat. Eine klassische Nauformierung von Divisionen war jedoch wegen der damals schon schwierigen Ersatzlage nicht mehr möglich!
So war es Oberst v.Wrisberg vom Kriegsministerium, der vorschlug, eine Umbildung der Divisionen wie oben beschrieben durchzuführen. Er fand bei allen wichtigen Stellen einschließlich des Kaiser volle Zustimmung. Somit wurde die Maßnahme ab Februar 1915 allmählich durchgeführt.

Dies war also keine zahlenmäßige Verstärkung des Heeres, sondern nur eine andere taktische Einteilung!

Die Zahl der Divisionen wurde auf Kosten ihrer Stärke vermehrt. Die OHL verfügte nunmehr über eine größere Zahl von Einheiten, die handlicher und beweglicher zu disponieren waren. 
Als den eigentlichen Vorteil dieser Maßnahme sah man an, daß diese Gliederung es ermöglichte, jedem Infanterie-Regiment nun eine Abteilung des Feldartillerie-Regiments zuzuordnen, die dadurch als klassische Kampfunterstüzungstruppe wirken sollte. Durch weitere Zuteilung der nun eigenen schweren Artillerie des Fußartillerie-Bataillons waren die Einheiten, nun für die Führung leicht handlich und beweglich, besser befähigt, selbständige Aufgaben im taktischen Rahmen zu lösen, auch wenn die Kampfkraft sich um ca. 1/4 verringert hatte. 
Dies nahm man aber in Kauf, da die OHL die deutsche Infanterie-Division mit der Dreiergliederung einer feindlichen mit Zweiergliederung in Bezug auf den Kampfwert als absolut ebenbürtig ansah!


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