Cannae

Diser Begriff, von dem ehemaligen Chef des Großen Generalstabs, Generalfeldmarschall Graf v.Schlieffen, geprägt, bezieht sich auf die Schlacht zwischen 80000 Römern und 50000 Karthagern am 2.August 216 vor Christus bei dem Ort Cannae.
Er steht analog für den Begriff " V e r n i c h t u n g s s c h l a c h t ", die, hufeisenförmig angelegt, von den Flanken her den in diesen "Sack" hineingelaufenen Gegner völlig aufreibt. Dabei hat der Schwächere die Möglichkeit, den Stärkeren zu besiegen.

Schlieffen hat dieses Prinzip bei allen seinen Planungen und Generalstabsreisen immer zu Grunde gelegt, ein "Cannae" sollte erreicht werden, denn nur die  V e r n i c h t u n g  der gegnerischen Truppen konnte einen wirklichen Sieg sicherstellen.
Im 1.Weltkrieg ist dieser Grundsatz bei der Schlacht von Tannenberg durch Hindenburg und Ludendorff schulmäßig in die Tat umgesetzt worden. Das Ergebnis war tatsächlich die Vernichtung von drei russischen Korps.

Schlieffen selbst beschreibt die historische Schlacht wie folgt (Gesammelte Schriften, I.Band, Seite 27):

"Mit einem beträchtlichen Feinde vor sich, dem Meer hinter sich, befand sich der karthagische Feldherr in einer keineswegs günstigen Lage. Der sieggewohnten, gefürchteten, geschlossenen und tieg gegliederten römischen Phalanx hatte Hannibal nur eine dünne Front seiner iberischen und gallischen, schlechter bewaffneten und im Nahkampf weniger geübten Hilfsvölker entgegengestellt, mit deren Zurückweichen er von vornherein gerechnet hatte, ja vielleicht auch mit der Möglichkeit, daß der römische Massenstoß seine schwache Mitte erfolgreich durchbrechen könnte. Dafür standen aber seine Reservenauf beiden Flügeln, und Hannibal wußte, daß auch ein die Mitte siegreich durchbrechender Gegner dem tödlichen Flankenstoß der Flügelarmeen ausgesetzt wird. Jedenfalls sollte das Zentrum nur so lange Widerstand leisten, bis die römische Reiterei auf beiden Flügeln von der überlegenen karthagischen geworfen war. Dann sollten die Reserven, die auf beide Flügel der dünnen Front verteilt waren, gegen die Flanken der schwerfälligen römischen Masse einschwenken, während Hasdrubal mit der karthagischen Reiterei sie im Rücken angriff.-
In der Tat kommt die Vorwärtsbewegung der Römer nach anfänglichem Erfolge zum Stehen., sobald die zurückgehaltenen Flügelstaffeln der Karthager herangekommen und gegen die Flanken des Feindes eingeschwenkt sind. Die Triarier machen kehrt, die Manipeln beider Flügel schwenken nach außen ab. Ein längliches volles Viereck ist zum Halten gezwungen, hat nach allen Seiten Front gemacht und wird von allen Seiten auf das Wütendste angegriffen. Die Römer werden immer mehr zusammengedrückt. Hilf- und wehrlos erwarten sie den Tod. Auf engem raum sind 48000 Leichen zu Bergen geschichtet. Tausende fallen noch im Dorfe Cannae und in beiden Lagern in die Hände der Sieger. Diese hatten 6000 Mann verloren, meist Iberier und Gallier."

Graf v.Schlieffen war aber nicht der erste, der dieses Prinzip aufgriff. Kein geringerer als der große Preußenkönig Friedrich II. schreibt in seinen "Betrachtungen über die Feldzugspläne" aus dem Jahre 1775 im sechsten Band auf Seite 72 der deutschen Übersetzung:

"Teils in der Front, teils in der Flanke angegriffen, und zugleich durch das zweite Kavallerietrffen von hinten abgeschnitten, wird der Feind fast Mann für Mann in Eure Hände fallen."

Und weiter heißt es:

"Das wäre dann keine Schlacht mehr, sondern die  v ö l l i g e  V e r n i c h t u n g  des Feindes."

Dies ist der Cannae-Gedanke in reinster Vollendung!


Zurück
Startseite