Reservist Ludwig Bill II.

* 24.2.1891
+ 24.8.1915

gefallen in der 3.Kompagnie des
1.Ober-Elsäßischen 
Infanterie-Regiments Nr. 167
während des Feldzugs 1915 in Rußland
bei Galowka/Chrypsk


 
Ludwig Bill leistete seinen Wehrdienst in dem kleinen Städtchen Dieuze in Lothringen ab. Seine "militärische Heimat" war die 3.Kompagnie des InfReg 138. Hier erlebte er bedeutende Ereignisse, denn im Jahre 1912 errang die 3.Kompagnie den so heiß begehrten Kaiserpreis im Schießen innerhalb des XV.Armeekorps. Aber das war wohl kein Wunder, denn er war nicht der einzige Naunheimer "Scharfschütze" in dieser Truppe. Mit Johann Karl Neeb (+ 25.9.14) hatte er einen Kameraden aus seinem Dorfe bei sich, und mit Recht zeigen die beiden stolz auf dem folgenden Bild das so begehrte Abzeichen auf ihren Ärmeln:

 
Ludwig Bill (sitzend)
und sein Naunheimer Kamerad
Johann Karl Neeb (+ 25.9.14)
im Jahre 1912/13 in Dieuze/Lothringen

 
Noch in Friedenszeiten kehrte er 1914 nach Naunheim zurück. Aber diese Epoche währte nicht lange. Als am 2. August der Krieg ausbricht, rückt er sofort in die 3.Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr.167 nach Kassel als Reservist ein. Hier findet er so manchen Kameraden aus seinem Dorf wieder: Heinrich Bernhardt (+ 15.10.14), Ludwig Bill XIII. (+ 30.06.16), Heinrich Ludwig Wagner (+ 31.10.14) und Ludwig Wagner (+ 5.3.15), um nur einige zu nennen.

Schon kurz nach dem Ausmarsch wird seine Truppe zu einer Sonderaufgabe herangezogen, der Belagerung der Festung Namur in Belgien. Nach dem erfolgreichen Abschluß beginnt für Ludwig Bill und seine Kameraden eine lange Bahnfahrt quer durch Deutschland. Trotz des Sieges bei Tannenberg ist Ostpreußen weiterhin bedroht. Das XI. Armeekorps, zu dem die 167er gehören, wird als Verstärkung von der West- an die Ostfront verschoben.

Kaum angekommen macht er die Schlacht an den Masurischen Seen mit, anschließend die beiden Feldzüge in Süd- und Nordpolen. Schwere Gefechte und immer wieder lange Märsche auf schlechten Wegen wechselten sich ab. Gegen Ende des Jahres ist die Truppe erschöpft. Auch das schlechte Wetter und vor allem die Kälte machen es notwendig, zeitlich befristet eine feste Winterstellung zu beziehen.

Die erste Hälfte des Jahres 1915 verbringt er so relativ ruhig im Schützengraben an der Rawka, nun bereits geschmückt mit dem Eisernen Kreuz 2.Klasse! Am 22.Juni beginnt dann der Abtransport nach Galizien. Hier hatten Deutsche und Österreicher im Mai 1915 die Front der Russen bei Gorlice durchbrochen. Diesen großen Erfolg galt es nun auszunutzen.

Es folgten nun eine Reihe von schweren Kämpfen, immer nur durch anstrengende Märsche unterbrochen. Am 15. August war der Bug erreicht, ihn galt es nun zu überwinden.

In der Regimentsgeschichte lesen wir hierzu:

"Der Bug war durch Regen angeschwollen, so daß die Furt in der Nähe der Bahnbrücke nicht zu benutzen war. Die Brücke selbst lag durch Sprengung mit ihrem mittleren Teil im Wasser. Nur einzeln konnten die Leute über die geknickten Gleise und Gestänge hinüberkommen.


 
Die Bahnbrücke über den Bug bei Orchow

 
Es mußte versucht werden, obgleich die Brücke unter feindlichem Feuer lag und die Russen auf sie gut eingeschossen waren. So krochen die Kompagnien einzeln Mann für Mann über die Brücke und nisteten sich am jenseitigen Ufer bei Orchow ein."

Schließlich haben es die Hessen aber doch geschafft, und sie können trotz des Abwehrfeuers auf dem jenseitigen Ufer Fuß fassen.

In den nächsten Tagen wird die erreichte Stellung ausgebaut. Nun gilt es, die in dem Brückenkopf liegenden Kameraden mit Munition, Schanzzeug und Lebensmitteln zu versorgen. Unter größten Mühen wird wenigstens das Notwendigste herbeigeschafft, und langsam kann auch die Stellung trotz heftiger Gegenwehr der Russen vorgeschoben werden.

Am 20.August werden die 167er schließlich abgelöst und übernehmen eine neue Aufgabe. Der Ort Chrypsk südlich Galowka ist das Angriffsziel, das noch am gleichen Tag erobert wird. Aber der Russe beginnt hartnäckig Widerstand zu leisten. Das I.Bataillon mit der 3.Kompagnie von Ludwig Bill wird am linken Flügel eingesetzt, als die Russen einen heftigen Gegenstoß ansetzen. Sie schlagen sich tapfer und "unter schrecklichen Verlusten der Russen", so die Regimentsgeschichte, wird der feindliche Angriff abgewiesen.


 
Der Weg des InfReg 167 von Süden kommend im August 1915.
Der Pfeil zeigt den Todesort von Ludwig Bill am  24. bei Chrypsk.

 
Die Regimentsgeschichte schreibt weiter:

"Bei Dunkelheit geht der Feind zurück. Es wird die Verfolgung aufgenommen. Der Russe zeigt sich als Meister des Rückzugs, jeden Morgen wird er in neuer Stellung gemeldet. Das unübersichtliche und sumpfige Gelände begünstigt ihn. Täglich kommt es zu Gefechten."

Am 24. greift die 3.Kompagnie zwischen Galowka und Chrypsk an. In dem heftigen Feuergefecht ereilt nun auch Ludwig Bill II. das Soldatenschicksal. Vermutlich wird er ganz in der Nähe seines Todesortes beigesetzt. Ob sein Grab aber den Lauf der Geschichte überdauert hat, ist nicht mehr zu klären. Ganz ausschließen kann man es jedoch nicht.


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