Vizefeldwebel Jakob Bernhardt

* 27.5.1889
+ 8.11.1914

gefallen in der 11.Kompagnie des
Reserve-Infanterie-Regiments Nr.83
bei den Kämpfen um Wytschaete
in Flandern


 
Noch waren die Zeiten ruhig, als der gelernte Maurer Jakob Bernhardt seiner Arbeit nachging. Dann aber brach im August 1914 der 1.Weltkrieg aus. So wurde er, wie viele andere aus seiner Gegend, bei Kriegsbeginn in die 11.Kompagnie des in Marburg a.d.L. neu aufgestellten III.Bataillons des Reserve-Infanterie-Regiments Nr.83 einberufen. Dort traf er Kameraden aus seinem Dorf wieder, u.a. die beiden Landwehrmänner Ludwig Dokter (gefallen 28.9.14 und 9.11.14).

 
 Jakob Bernhardt am Tage der Hochzeit mit seiner Ehefrau Katharina geb. Martin

 
In dieser Einheit machte er die Vormarschkämpfe im August 1914 mit, bei denen er leicht verwundet wurde, aber bei der Truppe bleiben konnte. Auch war er an der Seite von Ludwig Dokter V., als dieser im September 1914 bei Servon am Westrand der Argonnen fiel. Dann aber wurde die 25. großherzoglich hessische Reserve-Division, zu der er gehörte, im Herbst 1914 nach Flandern verlegt. Hier sollte, südlich von Ypern, durch den Einsatz neuer Truppen endlich die Stadt in die Hände der Deutschen fallen. 
Es sollte einer der blutigsten Angriffe des Jahres 1914 werden.

 
Wytschaete in Flandern südlich von Ypern
(über dem Buchstaben "W" das später
im Text erwähnte "Hessenwäldchen")

 
Schon in den ersten Kämpfen Ende Oktober hatte das Regiment schwere Verluste. Die Engländer erwiesen sich als ein zäher Gegner. Am 31., so schreibt die Regimentsgeschichte, kann sich nur das III.Bataillon, in dem Jakob Bernhardt steht, etwas den feindlichen Gräben nähern. Nach harten Kämpfen wird es einige Tage später abgelöst und kommt in Ruhe.
Diese dauert aber nur kurze Zeit.

 
Das Gefechtsfeld bei Wytschaete, im Hintergrund deutsche Artillerie

 
Die Regimentsgeschichte schreibt:

"In Comines wird das Regiment untergebracht und bleibt zunächst am Vormittag des 5. in Ruhe, wird aber 5.30 Uhr nachmittags alarmiert und mit I. und III.Bataillon zur Ablösung von bayerischen Truppen vorgezogen."

Die Ablösung wird unter schwerem Feuer des Gegners durchgeführt, schließlich liegen die Hessen wieder den Engländern unmittelbar bei Wytschaete gegenüber.
Die Regimentsgeschichte schreibt weiter:

"Vor der Front der beiden Bataillone hat sich der Feind in dem Gehöft La Capellerie und dem dahinter liegenden Waldrand verschanzt. Starkes feindliches Feuer liegt am 6.11. den ganzen Tag über auf unseren Gräben."

In der Nacht gelingt es dann endlich dem III.Bataillon mit Jakob Bernhardt, in einem Sturmangriff das Gehöft zu nehmen und einige Engländer zu Gefangenen zu machen. Aber der größte Teil der feindlichen Besatzung ist doch in die schützende Hauptstellung am Waldrand entkommen. Diese ist stark ausgebaut und gut befestigt, auch sind schon tiefe Gräben vorhanden.
Weiter lesen wir in der Regimentschichte:

"Den ganzen Tag über (8.11.) liegen die beiderseitigen Stellungen unter heftigem Beschuß der Artillerie. Bei einem Versuch, sich am Nachmittag näher an der Feind heranzuarbeiten, erleiden die Bataillone nur weitere starke Verluste, ohne einen nennenswerten Geländegewinn zu erziehlen."

Bei diesem Angriff fällt der nun mangels Offizieren als Zugführer eingesetzte Vizefeldwebel Jakob Bernhardt, sein Naunheimer Kamerad Landwehrmann Ludwig Dokter kann ihm nicht helfen, er stirbt nur 24 Stunden später an gleicher Stelle.

Bei diesen Angriffen auf die Waldränder bei Wytschaete hat sich dann das Soldatenschicksal von Jakob Bernhardt erfüllt. Erneute Angriffe am nächsten Tag haben keinen Erfolg. Da die Stellung unhaltbar ist, werden die Truppen zurückgenommen, die Toten können nicht geborgen werden. Nur wenige Kameraden kehren überhaupt noch zurück.

Nachdem sein Bruder Heinrich nur wenige Tage vorher in Rußland gefallen war, trifft bei der leidgeprüften Familie in Naunheim nun nochmals eine Todesnachricht.


 
Die Todesanzeige im "Wetzlarer Anzeiger"

 
Obwohl kein Grab existiert, so gibt es dennoch eine Erinnerung. Zu Ehren der vielen Hessen, die im Kampf um diesen Wald bei Wytschaete gefallen sind, nannte die Obersten Heeresleitung ihn von da an "Hessenwald", und dieser Name hat sich in vielen Büchern, Karten und Berichten bis heute erhalten, auch zu Ehren von Jakob Bernhardt.

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