Vermißte Soldaten unseres Krieges
(aus der "Gartenlaube" 1871)

 

Diese über Wikisource veröffentlichten Listen, die auch dort im Original nachgelesen werden können, sind selbst nach über 140 Jahren noch tief erschütternd. Sie sollen deshalb auch auf diese Weise nochmals den Weg an die Öffentlichkeit finden.
Anmerkung: Die "Gartenlaube" war ein Vorläufer einer heutigen modernen Illustrierten und das erste große und erfolgreiche deutsche Massenblatt.

 

Wie gering auch die Hoffnung ist, daß über die aus dem letzten so mörderischen Kriege massenhaft Vermißten, nach Auswechselung fast aller Gefangenen, der Aufruf der Gartenlaube noch von Erfolg sein könne, so wollten wir doch unseren in so tiefer Trauer und Sorge lebenden Landsleuten den Wunsch nicht versagen, wenigstens einen Versuch in dieser Hinsicht zu machen. Es war aber des Raumes wegen geboten, uns dabei so kurz als möglich zu fassen, indem wir unsere Mittheilungen auf das Nothwendigste der Angaben beschränkten. Für heute führen wir folgende Namen auf:

1) Ernst Bernhardt Graichen, Sachse, aus Kolkau bei Rochlitz, ansässig in Niederelsdorf bei Lunzenau, beim k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 2. Comp.; seit der Erstürmung von St. Privat, am 18. Aug., vermißt und nirgends gefunden.

2) Christian Paul Rottler, Baier, aus Gräfenberg, beim k. bair. 14. Inf.-Reg., 2. Comp.; bei Sedan, am 1. Sept. 1870, verwundet und seitdem verschollen.

3) Ernst Moritz Gentsch, Sachse, aus Sörmitz bei Döbeln, beim k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 1. Comp. (2. Division, 24. Brigade); seit dem Ausfall aus Paris am 30. Nov. vermißt und beweint von seiner jungen Gattin, die seitdem Mutter geworden.

4) Gustav Waldenberger, Sachse, aus Leipzig, trat, noch nicht siebenzehn Jahre alt, als Freiwilliger zur Fahne, beim k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 12. Comp.; letzter Brief vierzehn Tage vor dem 2. Dec. 1870, seit welchem er vollständig verschollen ist. Die Verlustliste (Nr. 3) führt nur seinen Namen auf, ohne Angabe ob erverwundet oder vermißt sei. Cameraden sagten aus, er sei am 2. Decbr. durch einen Schuß in den Unterleib verwundet worden. Ob er in französische Gefangenschaft gefallen oder in ein deutsches Lazareth gekommen? Um irgend eine Kunde über ihren Sohn bittet die untröstliche Mutter.

5) Robert Schwarzmann, Württemberger, aus Ulm, achtundzwanzig Jahre alt, beim württemberg. Geniecorps vor Belfort, kam schwer krank in’s Feldspital nach Dannemarie, das jedoch zwei Tage danach aufgelöst wurde. S. soll da nach Einigen in’s Preußische, nach Anderen in’s Badische geschafft worden sein. Alle Nachforschung vergebens.

6) Hermann Liebich, Preuße, aus Sprottau, Reg.-Bez. Liegnitz, beim k. preuß. 1. Niederschles. Inf.-Reg. Nr. 46, 5. Comp.; bei Sedan, am 2. Sept., verwundet und seitdem verschollen.

7) Karl Wollmann, Hesse, aus Holzheim, Amt Diez, bei der 4. Vierpfünder-Batterie des hess. Feld-Artillerie-Reg. Nr. 11, stand bei der 2. Munitionscolonne desselben; seit dem 1. Sept. 1870 verschollen.

8) Karl Pfister, Baier, aus Memmingen, beim 2. bair. Inf.-Reg. „Kronprinz“, 6. Comp. ; schrieb am 21. Oct. 1870 zum letzten Male aus Orleans. Eine Sendung der Eltern von zwei Napoleonsd’or, am 1. Nov., an ihn, fiel wahrscheinlich in die Hände sog. „Universalerben“. Seitdem verschollen.

9) Heinrich Andreas Eppers, Braunschweiger, aus Gevensleben, Amt Wolfenbüttel, beim braunschw. Husaren-Reg. Nr. 17, 4. Escadron (4. Armeccorps); am 17. Nov. 1870 auf einer Patronille im Wald bei Marcheftoy verwundet und seitdem vermißt.

10) Christian Heinrich Müller, Sachse, aus Beyerfeld bei Schwarzenberg, beim 5. k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 104 „Prinz Friedrich August“ 12. Comp.; wahrscheinlich kurz vor dem 30. Nov. 1870 noch als Signalist verwendet, bei dem großen Ausfall aus Paris als angeblich leicht verwundet noch von seinen Cameraden auf denn Schlachtfelde gesehen, aber seitdem von seinem siebenzigjährigen Vater, einem armen Löffelarbeiter, und seiner jungen Frau und zwei Kindchen vergeblich in Noth und Kummer gesucht.

11) Wilhelm Klepper, Preuße, aus Alsbach bei Grenzhausen, Reg.-Bez. Wiesbaden, Amt Selters, beim hessischen Inf.-Reg. Nr. 83, 10. Comp.; bei Wörth am 6. August 1870 verwundet und seitdem nirgends aufzufinden.

12) Wilhelm Schulz, Preuße, aus Rohnberg bei Salzwedel in der Altmark, bei dem 2. Garde-Dragoner-Regiment, 5. Escadron; seit der Schlacht bei Mars-la-Tour vermißt.

13) Karl Hafner, Baier, aus Tittling bei Passau, Kanonier im 3. bair. Artillerie-Regiment, Batterie „Neu“, soll am 3. Dec. 1870 vor Orleans verwundet oder gefallen sein; den trauernden Eltern fehlt jede Nachricht über ihn.


I.
 Auskunft.

Ueber zwei von den dreizehn in unserer ersten Liste aufgeführten vermißten Soldaten sind bereits Nachrichten eingegangen.

Ueber den württembergischen Pionier Robert Schwarzmann (Nr. 5) drei Briefe, von welchen der erste, aus München, angiebt, daß der an Meningitis schwer Erkrankte von Dannemarie nach Karlsruhe in das Garnisonslazareth gebracht worden und wohl auf dem Wege der Besserung sei; der zweite, aus Heimen bei Heidelberg, bestätigt ersteres, glaubt aber bereits an dessen Tod, und dem dritten, aus Karlsruhe, liegt die Nr. 156 des Karlsruher Tagebl. v. 11. Juni d. J. bei, in welcher der am 9. Juni erfolgte Tod des Gesuchten angezeigt wird. Alles stimmt, nur das Alter nicht; darüber und über das Nähere mögen die Anverwandten direct mit den Militär- und den Gemeinde-Behörden von Karlsruhe sich in Verbindung setzen. Die rege Theilnahme, welche sich für diesen Cameraden hiermit gezeigt hat, ist sicherlich für die Hinterbliebenen ein Trost.

Hermann Lieb ich aus Sprottau (Nr. 6 der Liste) betreffend, giebt Karl Pietschker, Cand. d. Theol. in Köthen, während des Kriegs Zugführer bei der Johannitercolonne im Hauptquartier der 3. Armee und auch dem großen Publicum bekannt durch sein lesenswerthes Buch „Auf dem Siegeszuge von Berlin nach Paris“, wenigstens einige Fingerzeige, auf welche fernere Nachforschungen sich stützen können. „Am 2. September,“ erzählt er, „rückten wir von Frénois über Donchery nach den Hügeln und Thalschluchten zwischen St. Menges und Floing, wo Tags vorher das V. und XI. Corps einen furchtbaren Kampf zu bestehen hatten. Dort fanden wir zwischen Haufen voll Todten noch zweiundachtzig Verwundete, die wir nach Floing transportirten, und darunter waren viele auch vom zweiten Bataillon der Sechsundvierziger, so daß H. Liebich sich ganz gut dabei befunden haben kann. Da aber die Aerzte, trotz aller Ueberfüllung der Lazarethe, dennoch schwerlich einen dort Gestorbenen unangemeldet gelassen haben, so wird wohl Liebich zu jenen Sechsern und Sechsundvierzigern gehören, welche am Nachmittag des 2. Septbr. auf der oben bezeichneten Waldwiese in größter Hast bestattet worden sind, um die Soldaten möglichst bald dem niederschlagenden Anblick des Platzes zu entziehen.“

Zum Schluß noch eine sehr viele Vermißtheiten von sicherlich Gefallenen erklärende Bemerkung. K. Pietschker hat auch bei dieser Bestattung nicht gesehen, daß den Leichnamen die bekannten Marken abgenommen worden wären. In außerordentlich vielen Fällen war dies auch nicht möglich, denn viele Soldaten, und sicherlich nicht blos katholische, hatten die so wichtige Blechmarke aus thörichtem Aberglauben („Todtenmarke“) weggeworfen, eine Handlung, welche die Feststellung der Persönlichkeit eines Todten, wenn beim Begräbnis nicht zufällig Cameraden derselben Compagnie zugegen waren, in den meisten Fällen für alle Zeit geradezu unmöglich machte.

II. Fortsetzung der Liste.

14a) Hans Hoffmann, Meininger, aus Heldburg bei Hildburghausen, beim Thüringischen Inf.-Reg. Nr. 95, 2. Bat., 8. Comp.; am 6. August bei Wörth verwundet und seitdem spurlos verschwunden. – Die Zahl der Vermißten aus dieser Schlacht ist außerordentlich groß. Wir erhalten darüber folgende Notiz:

Die protestantischen Geistlichen von Wörth haben erst vorn November des vorigen Jahres an die Namen der in den dortigen Lazarethen, Gestorbenen ausgezeichnet; vorher sollen die Johanniter ein Verzeichniß aller Verwundeten der Lazarethe und ebenso der Todten geführt, aber leider weder zurückgelassen noch öffentlich mitgetheilt haben. Besteht wirklich eine solche Liste, so ist die Veröffentlichung derselben dringend zu wünschen; sie kann viele bisher vergeblich gestellte Fragen beantworten und der entsetzlichen Pein der Ungewissheit über das Loos ihrer Lieben in vielen Eltern- und Geschwisterherzen ein Ende machen.

14b) Johann Göttlich Kliem, Preuße, aus Schwenten bei Kiebel in Posen, beim 3. posenschen Inf.-Reg. Nr. 58; seit der Schlacht bei Wörth verschollen.

15) Heinrich Gerhard Taddicken, Oldenburger, aus Haddien, Kreis Jever, beim oldenburgischen Dragoner-Regiment Nr. 19, 1. Escadron; bei Mars-la-Tour am 16. August 1870 verwundet und, nach des Wachtmeisters Auskunft, in ein Lazareth zu Pont-à-Mousson gebracht, aber seitdem spurlos verschwunden. Die alten Eltern hatten alle ihre vier Söhne im Kriege, drei sind gerettet, aber das ungewisse Schicksal dieses Lieblings der Mutter zehrt ihr am Leben.

16) Karl Hermann Winzer, Sachse, der noch nicht achtzehnjährige einzige Sohn der verwittweten Frau Henriette Winzer zu Pirna, beim k. sächs. Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100, 4. Comp.; soll, nach Erzählungen seiner Cameraden, in einem Patrouillengefecht bei Bondy vor Paris am 5. Jan. d. J. erschossen und von Soldaten des 103. Regiments in einem Gräben verscharrt worden sein. Kann keiner dieser Cameraden der Mutter des jungen Helden schriftliche Kunde über sein Ende zukommen lassen?

17) Theodor Riem, Preuße, aus Asbach bei Schmalkalden, beim k. Preuß. Inf.-Reg. Nr. 81, 9. Comp. (3. Reserve-Division); bei einem nächtlichen Ausfall vor Metz am 7. Oct. 1870 verwundet, angeblich in das Feldlazareth Rombas bei Diedenhofen gebracht, aber dort vergeblich gesucht und seitdem nirgends zu finden.


(Fortsetzung von Nr. 31.)
I. Auskunft

Nur über einen einzigen der in der vorigen (2.) Liste aufgeführten Vermißten ist eine Mittheilung eingetroffen. Herr Karl Fiedler, ehemals Füsilier der 10. Comp, des 94. Reg. Großherzog v. Sachsen, jetzt Wirker in Apolda, schreibt uns, daß er am Abend der Schlacht bei Wörth in das Dorf Dürrenbach bei Hagenau als Lazarethgehülfe commandirt worden sei und dort sei unter den Verwundeten ihm ein blasser junger Mann ausgefallen, welchem eine Kugel den rechten Oberschenkel zerschmettert hatte. „Keine Klage kam über seine Lippen, gefaßt ertrug er sein Schicksal. Gebettet war er in dem kleinen Saale der Mädchenschule zwischen zwei Franzosen. Er sagte mir, er sei ein Meininger, bei Hildburghausen zu Hause und gehöre zur 8. Comp, des 95. Reg. Er war ungefähr in meiner Größe (5’ 4“ 3’’’), hatte blonde Haare und ein blasses längliches Gesicht, ohne Bart, sonst war er sehr stark gebaut. Am Morgen des 7. Aug., wo ich ihm wieder aufsuchte, befand er sich ganz wohl, hatte etwas Essen zu sich genommen und wollte an die Seinigen schreiben. Ans Mattigkeit verschob er dies jedoch auf den folgenden Tag. Mein Anerbieten, seine Angehörigen von seiner Verwundung zu benachrichten, wies er dankend zurück, weil er befürchte, daß man sich zu Hause mehr Sorgen um ihn mache, wenn ein Anderer als er den Brief geschrieben habe. Nach Erneuerung seines Verbandes ging ich meinen übrigen Pflichten nach. Am 8. früh eilte ich wieder in das Schulhaus und zu seinem Bette – es war leer! Still war in der Nacht der Todesengel an ihn herangetreten, ein Braver war weniger. Eine Lehrschwester aus Dürrenbach hatte ihm die Augen zugedrückt. Ich war schmerzlich berührt, ich hatte den jungen Mann liebgewonnen. – Die Todtengräber hatten ihn auf dem Kirchhof, der Schule gegenüber, beerdigt. Vergeblich fragte ich jedoch nach seiner Hinterlassenschaft, um sie an das Etappencommando abzuliefern. Nichts war vorhanden, die blutigen Kleider lagen bei anderen auf einem Haufen im Schulhofe, und auch die Blechmarke hatten sie dem Todten nicht abgenommen. Es ist daher nur eine Vermuthung, wenn ich in dem hier Bestatteten den Hans Hoffmann aus Heldburg bei Hildburghausen glaube erkannt zu haben, den die Gartenlaube als Vermißten ausführt. Vielleicht finden die Angehörigen eine Bestätigung dieser Annahme in meiner Schilderung, und dann möge sie ihnen zum lindernden Trost gereichen.“

Diese Bestätigung ist bereits erfolgt. Der Vater des Vermißten, dem wir den Brief des Herrn Fiedler übersandten, theilte diesem seines Sohnes Photographie mit, in welcher derselbe den in Dürrenbach Begrabenen wiedererkannte.

Für die Angehörigen der Vermißten des 95. Regiments ist eine Notiz der Hildburghäuser „Dorfzeitung“ beachtenswerth, nach welcher am 8. August 1870 noch fünf Soldaten desselben als Leichen in der Gunstädter Flur aufgefunden und beerdigt worden sind und zwar: von der 2. Comp. Nr. 112, von der 3. Comp. Nr. 42, von der 5. Comp. Nr. 81 und von der 6. Comp. Nr. 13 l und 198. Nähere Auskunft ertheilt der Maire von Gunstädt.

II. Fortsetzung und Schluß der Liste.

18) Gustav Emil am Ende, Sachse, aus Radeburg, beim 5. k. sächs. Inf.-Reg. Nr, 104, 11. Comp.; am 30. Novbr. vor Paris schwer verwundet, anfangs todt gesagt, nach späteren Nachrichten von Cameraden im Pontonschuppenlazareth zu Sainte Marie bei Metz, aber nach der Räumung dieses Lazareths verschollen. Seine den Siebzigen nahen Eltern bitten um ein Lebens- oder Todeszeichen.

19) Gustav Emil Hille, Sachse, aus Sebnitz bei Pirna, beim 3. k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 102, 4. Comp., am 1. Sept. 1870 bei Sedan schwer verwundet, eine Zeit lang im Lazareth Donzy, dann nicht mehr zu finden. Er war die einzige Stütze einer armen Weberfamilie. Ist nicht wenigstens ein Todeszeugniß zu beschaffen?

20) Franz Hermann Gerisch, Sachse, aus Auerbach i. B., beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 104, 12. Comp., 1. Reserve-Ersatzbataillon; am 30. Novbr. vor Paris vemißt und seitdem verschollen. Auch ein armer Weberssohn.

21) Fritz Schlützer, Baier, ans Nürnberg, beim 10. k. bair. Inf.-Reg., 2. Comp ; am 3. Decbr. vor Orleans durch eine Granate am Fuß, Schenkel und Rücken verwundet; am 12. Decbr. wurde ihm in einem Lazareth in Orleans der Fuß amputirt, was er selbst seiner Frau und seinen zwei Kindern schrieb. Seitdem, trotz allen Nachforschungen, verschollen.

22) Friedrich Louis Kaden, Sachse, aus Rübenau, bei dem k. sächs. Leibgrenadier-Reg. Nr. 100, 5. Comp.; bei dem Ueberfall in Exrepagny gefangen, soll er nach der Insel Oléron gebracht worden und dort am Typhus erkrankt sein. Bei der Auswechselung der Gefangenen zwar auf dem Weg der Besserung, aber noch,nicht transportabel, blieb er zurück und ist seitdem keine Nachricht über ihn zu erlangen gewesen.

23) Leo Droß, Preuße, aus Stargard, bei dem 2. Niederschlesischen Inf.-Reg. Nr. 47, 3. Comp.; seit dem 6. Aug. 1870 bei Fröschweiler (Schlacht bei Wörth) vemißt und völlig verschollen.

24) Hermann Bischof, Sachse, ans Reinsdorf bei Waldau, bei dem sächs. Schützenregiment Nr. 108, 4. Comp.; seit dem 2. Decbr. 1870 vermißt und vergeblich ersehnt von den alten Eltern, der jungen Gattin, den Kindern und seinen Geschwistern.

25) Karl Otto Schirach, Sachse, aus Dresden, beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 108, 4. Comp.; seit demselben Ausfall vor Paris vermißt.

26) Ferdinand Rosentlial, Preuße, aus Gardelegen in der Altmark, Musketier beim 3. braudenburgischen Inf.-Reg. Nr. 20, 5. Comp.; bei Vionville am 16. August 1870 verwundet, lag, nach Anfragen von Cameraden, am 17. noch lebend, aber bereits seiner Baarschaft von fünfzehn Thalern, Uhr, Kette, eines Medaillons und der Erkennungsmarke beraubt, auf dem Schlachtfelde. Verlustliste Nr. 40 führt ihn als „verwundet“ auf. Seitdem weder ein Lebenszeichen noch eine Todeskunde.

27) Schettler, Anhaltiner, aus Diebzig bei Aken a. d. Elbe, Sohn des dortigen herzogl. Revierförsters, Einjährig-Freiwilliger im Füsilierbataillon des anhaltischen Inf.-Reg. Nr. 93; angeblich im Gefecht bei Tonl durch den Kopf geschossen. Die amtliche Bestätigung seines Todes war bis jetzt nicht zu erlangen.

28) Theobald Terks, Coburger, aus Rosenau bei Coburg, beim Füsilier-Bataillon des thüring. Inf.-Reg. Nr. 95, 11. Comp. ; am 6. Aug. 1870 bei Wörth verwundet, angeblich in das Lazareth Sulz v. d. Wald gebracht, aber trotz angestrengtester Nachforschungen nicht aufzufinden.

29) Amand Rimbach, Weimaraner, Sohn des Bürgermeisters von Geisa, Musketier beim thüring. Inf.-Reg. Nr. 94, 4. Comp.; am 2. Decbr. zu Poupry bei Artenay verwundet, Schuß im Unterleib. Seit diesem Augenblick weder Lazareth- noch andere Nachricht.

30) Johann Adam Hörnte, Badenser, ans Helmstadt, Kreis Mosbach, beim großherzogl. badischen Leib-Reg., 3. Bat., 11. Comp.; verwundet bei Courcelles, von wo er am 1. Decbr. 1870 zum letzten Male schrieb. Bald daraus führte ihn die Verlustliste unter den Vermißten auf.

31) Louis Scheibner, Sachse, aus Oelsnitz bei Lichtenstein, Serg. beim 1. sächs. Jäger-Bataillon, 4. Comp.; verwundet am 1. Septbr. bei Sedan, Kugel in die Brust, aber, nach dem Ausspruch der Aerzte und Cameraden, nicht ohne Hoffnung auf Rettung. Seitdem weder Brief noch Todtenschein.

32) Johannes Teubner, Waldecker, aus Odershausen bei Wildungeu, Pflegesohn des Lehrers Ferd. Engelhard zu Dehringhausen, Arolsen, beim 3. hessischen Inf.-Reg. Nr. 83, 9. Comp.; bei Sedan am 1. Septbr. 1870 verwundet, Schuß in die linke Schulter. Weder vom Bataillons-Commando noch vom „Berliner Central-Nachrichts-Bureau“ Nachricht zu erhalten.

33) Ernst Gustav Döhler, Weimaraner, aus Weida, beim thüring. Inf.-Reg. Nr. 94, 4. Comp.; am 4. Decbr. angeblich bei Artenay durch das Kinn geschossen, wie ein Camerad der Mutter mittheilte, einer armen Waschfrau, die noch einen zehnjährigen schwächlichen Knaben zu ernähren hat und deren Stütze der Vermißte war. Der junge Döhler war noch nicht dienstpflichtig, er stellte sich freiwillig unter die Fahne; auf die Abmahnungen seiner Mutter erwiderte er: „Liebe Mutter, ich habe ja im schlimmsten Fall nichts zu verlieren, als die Armuth und Dich!

34) Hermann Endorff, Preuße, aus Aerzen bei Hameln, Provinz Hannover, Füsilier beim Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2, 11. Comp.; seit dem Gefecht bei St. Privat am 18. August 1870 so gänzlich verschollen, daß sogar eine Stellungsordre von Seiten des Regiments an ihn erging, während die Verlustliste ihn als vermißt aufführt. Um Nachricht bittet seine trostlose Mutter, eine Wittwe.

35) Friedrich Max Aust, Sachse, aus Leipzig, beim k. sächsischen Inf-Reg. Nr. 107, 1. Bat., 5. Comp.; seit dem Ausfallsgefecht von Brie sur Marne am 2. Decbr. verschollen.

36) Ferdinand Krause, Preuße, Stellmachermeister aus Deutsch-Crone in Westpreußen, als Reservist beim pommerschen Linien-Inf.-Reg. Nr. 21, 9. Comp.; machte sämmtliche Gefechte bei Belfort mit und wurde bei Dijon verwundet. Seitdem warten Eltern, Frau und Kindchen vergeblich auf eine Kunde von ihm.

37) H. W. Gerold, Preuße, aus Wernburg, Kr. Ziegenrück, als Maschinenmeister in Iserlohn ansässig, beim westphäl. Jnf.-Reg. Nr. 56, 4. Comp.; am 16. Aug. 1870 bei Mars la Tour verwundet und seitdem vermisst.

38) Gustav Bernbach, Badenser, Sohn des Bürgermeisters zu Mieseln im Amt Schopfheim, beim 5. badischen Inf.-Reg., 10. Comp.; am 17. Jan. in den Gefechten von Chênebier und Hericourt verwundet und seitdem trotz aller Nachforschungen nicht zu ermitteln gewesen.

39a) Gustav Adolph Meyer, Badenser, aus Freiburg im Breisgau, Camerad des Vorigen, ebenfalls beim 5. bad. Inf.-Reg., 12. Comp.; in denselben Gefechten, bei Chênebier und Hericourt verwundet und seitdem vermisst.

39b) Hermann Pleus, Oldenburger, aus Bergedorf im Amte Delmenhorst, beim oldenburg. Inf.-Reg. Nr. 91, 1. Comp.; er machte alle Märsche seiner Truppe mit, ohne dass etwas Auffälliges an ihm bemerkt worden wäre, aber nach den Gefechten bei Ladon, am 24., und Beaune la Rolande, am 28. Novbr. 1870, stellte es sich heraus, dass er von Irrsinn befallen war. Dennoch musste man ihn bei der Compagnie behalten, da sich nirgends eine Gelegenheit, ihn unterzubringen, zeigte. Am 6. Decbr endlich wurde er in dem Dorfe Chevilly beim Appell vermisst und das Bataillon marschirte nun ohne ihn nach Orleans weiter. Um so überraschender mußte seinen Eltern ein Brief desselben aus Orleans sein, den Pleus am 18. Decbr. 1870 geschrieben, aber erst am 5. März 1871 zur Post gegeben und in welchem er meldet, daß er munter und gesund sei und ein gutes Quartier in Orleans habe. Das aber war und blieb auch bis jetzt, trotz amtlicher Nachforschungen, das letzte Lebenszeichen, das den Eltern von ihrem unglücklichen Sohne zugekommen ist.

40) Karl Friedrich Eduard Guber, Altenburger, aus Eisenberg, beim thüringer Inf.-Reg. Nr. 96, 7. Comp.; bei Beaumont verwundet und seitdem verschollen.

41) Jens Nikolai Jensen, Schleswig-Holsteiner, aus Timmerick, Kreis Flensburg, bei der 1. Artillerie-Mumtious-Colonne, schlesw.-holstein. Feldartillerie-Reg. Nr. 9, 9. Armeecorps, 18. Division; seit dem 19. Aug. 1870, wo er den Seinen schrieb, daß sein Regiment mit zur Belagerung von Metz beordert sei, ist keine Nachricht von ihm weder an seine alten Eltern noch an seine junge Frau gekommen, die seitdem Mutter geworden ist.

42) Ferdinand Adolf Steiniger, Sachse, aus Klein-Zschocher bei Leipzig, Unterofficier im 7. k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 106, 12. Comp.; in Folge des großen Ausfalls aus Paris am 30. Nov. 1870 in der Verlustliste Nr. 3 als „schwer verwundet“ aufgeführt; eine andre Nachricht war über sein Loos nicht zu erlangen.

43) Wilhelm Gutzschebauch, Sachse, aus Pegau, 22 Jahre alt, Soldat des k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 7. Comp.; seit der Schlacht bei Villiers am 2. Dec. 1870 vermisst; der letzte Brief an seine Mutter, eine Wittwe, deren Stütze er als der älteste Sohn gewesen, war von Champs d. 25. Nov. datirt.

44) Louis Schoppe, Braunschweiger, aus Wolfenbüttel, bei dem Braunschweiger Hus.-Reg. Nr. 17; seit dem 16. Aug. 1870, nach dem Kampf bei Tronville, unweit Metz, vermisst und nirgends gesunden.

45) Friedrich Wilhelm Ludwig Limperg, Waldecker, aus Corbach, beim 3. hessischen Inf.-Reg. Nr. 83, 12. Comp.; am 2. Dec. v. J. in der Schlacht bei Orleans schwer verwundet und seitdem verschollen.

46) Ferdinand Hermann Heinrich Friedrich Everling, aus Hamburg, Musketier im 2. Hanseatischen Inf.-Reg. Nr. 76, 7. Comp.; am 11. Dec. v. J. als erster Ersatz von Hamburg freiwillig mit ausmarschirt, musste am 5. Jan. d. J. krank in Chartres zurückbleiben und soll einige Tage später in ein Lazareth aufgenommen worden sein. Seitdem haben die alten Eltern, deren Stütze und Hoffnung dieser Sohn war, nichts mehr über sein Schicksal erfahren.

47) Karl Lange, Sachse, aus Stötteritz bei Leipzig, 26 Jahre alt, beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 106, 12. Comp.; kam im August 1870 krank zurück, kehrte aber schon am 23. Nov. zu seiner Truppe zurück und soll am 30. Nov. bei Villiers vor Paris verwundet worden sein. Alle Nachforschungen vergeblich.

48) Friedrich Franz Lamm, Preuße, aus Priarun bei Dessau, beim k. sächs. Jnf.-Reg. Nr. 105, 5. Comp.; bei Sedan verwundet und verschollen.

49) Martin Löffert, Hesse, aus Hachborn, Musketier im 3. hessischen Inf.-Reg. Nr. 83, 1. Comp.; seit der Schlacht bei Wörth beweint ihn seine unglückliche Braut.

50) Johann Georg Geiger, Badenser, aus Ridetsweiler bei Meersburg am Bodensee, Soldat beim 1. badischen Gren.-Reg., 2. Comp.; bei Nuits in die Brust verwundet und in ein Lazareth in Dijon gebracht; seit der Räumung von Dijon durch die badischen Truppen jedoch keine Nachricht mehr über ihn.

51) Christoph Mohr, Baier, aus Nürnberg, Vicecorporal im 7. k. bair. Inf.-Reg. Hohnhausen, 3. Bat., 11. Comp.; bei Sedan am 1. Sept. 1870, laut ärztlicher Feldkarte, schwer verwundet und in guter Pflege zu Gravelotte; nach elf Tage späterer Nachricht befand er sich im Schlosse Montvillers bei Sedan, einem Hülfslazareth englischer Aerzte, und zwar mit durchschossener linker Schulter und zerschmettertem rechten Oberarm. Die Briefe des zweiundsiebenzigjährigen Vaters und anderer Verwandten kamen zurück; nach den Aufschriften sollte der Verwundete bald in ein deutsches Lazareth, bald nach Belgien geschafft worden sein, aber sichere Nachricht ist bis heute noch nicht über diesen Vermißten zu erlangen gewesen.

52) W. Knipping, Preuße, aus Breckerseld, Kr. Hagen, ansässig in Lüdenscheid, Kr. Altena, 28 Jahre alt, beim 6. Thür. Inf.-Reg. Nr. 95, 9. Comp.; am 2. Oct. 1870 bei Chartres durch einen Schuß in das Gesäß und einen in die Hand verwundet und in ein Lazareth nach Versailles geschafft. Von da schrieb er zum letzten Mal an die Seinen, deren einziger Ernährer er war. Ist keine tröstliche Kunde für seine armen Lieben über ihn zu erlangen?

53) Gustav Adolf Heeg, Sachse, aus Ehrenfriedersdorf, 21 Jahre alt, Soldat beim k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 1. Comp,; seit der Erstürmnng von St. Privat am 18. Aug. 1870 vermißt und nirgends zu finden. Die Hoffnung des alten Vaters klammert sich an die wiederholt aufgetauchten Nachrichten, daß noch jetzt außer anderen deutschen auch sächsische Gefangene in Algier seien, und daß gar wohl auch sein Sohn sich darunter befinden könne. Diese Hinweisung auf Algier kommt übrigens nicht selten vor, und es wäre deshalb gut, wenn obrigkeitlich darüber Aufklärung gegeben würde.

54) Karl Eduard Reinhold Mayser, Preuße, aus Lissa in Posen, einjährig-freiwilliger Reservist bei dem westfälischen Füsilier-Reg. Nr. 37, 8. Comp.; seit der Schlacht bei Wörth vermißt.

55) Georg Mathias Hoerauf, Baier, aus Gräfensteinberg, Bezirksamt Gunzenhansen in Mittelfranken, Soldat im k. bair. 13. Inf.-Reg., 12. Comp.; am 2. Dec. 1870 in der Schlacht bei Orleans verwundet – oder gefallen, darüber ist keine Nachricht vorhanden.

56) Robert Böttcher, Sachse, aus Meißen, Soldat im Schützen-Regiment Nr. 108, 8. Comp.; seit der Schlacht bei Brie vermißt.

57) Ferdinand Wieghold, Preuße, aus Wengern bei Witten an der Ruhr, beim 2. Garde-Regiment zu Fuß, 9. Comp.; am 18. Aug. 1870 bei St. Privat durch einen Granatsplitter am Unterleib verwundet, am 19. in einem Lazareth zu St. Marie aux Chênes gesehen, aber seitdem verschollen.

58) Bertram Florentin Polack, Sachse, aus Leipzig, Unterofficier im Schützen-Regiment Nr. 108, 5. Comp.; beim großen Ausfall am 2. Dec. vor Paris angeblich von Cameraden verwundet gesehen, aber seitdem verschwunden. Es ist sehr hart für die arme Mutter, zwischen Hoffnung und Trauer so hinzuleben.

59) Franz Unruh, Preuße, aus Biesenthal im Kreis Ober-Barnim, Gefreiter beim 2. Brandenburgischen Inf.-Reg. Nr. 12, 9. Comp.; soll am 6. Aug. 1870 beim Sturm auf die Spicherer Höhen verwundet worden sein; eine andere Kunde ist den trauernden Eltern nicht zugekommen.

60) Gotthardt Heuser, Hesse, aus Kassel, preuß. Provinz Hessen-Nassau, Einjährig-Freiwilliger beim preuß. Inf.-Reg. Nr. 83, 12. Comp.; am 2. Dec. 1870 bei Artenay, nach einer Nachricht von Seiten der Compagnieführung, leicht verwundet, nach der Verlustliste jedoch als „verwundet unbekannt“ aufgeführt und leider bis heute nach Schicksal oder Ende unbekannt geblieben.

61) Ferdinand Zinkel, Weimaraner, aus Neustadt a. d. Orla, Musketier beim Thür. Inf,-Reg. Nr. 94 Großherzog von Sachsen, 8. Comp.; einer der vielen Vermissten von Wörth!

62) Otto Kuhn, Preuße, aus Berlin, Kammergerichts-Referendar, als Einjährig-Freiwilliger beim Garde-Grenadier-Regimet Nr. 1, Kaiser-Alexander, 12. Comp.; seit dem Sturm auf St. Privat vermißt. Nach Aussage seiner Nebenmänner ist er noch Abends 8½ Uhr, als der Kampf schon beendet war, gesehen worden. Beim Absuchen des Schlachtfeldes, bei welchem seine Freunde besonders nach ihm suchten, sind alle Leute der Compagnie bis auf ihn allein gefunden worden. Es liegt demnach die Vermuthung nahe, daß er in französische Gefangenschaft gerathen sei.

63) August Foerster, Preuße, aus Kouradswalde bei Laudeck, Grafschaft Glatz, bei dem Königin-Elisabeth-Regiment, 11. Comp.; nach amtlicher Mittheilung am 18. Aug. 1870 leicht verwundet, in ein unbekanntes Lazareth gebracht und seitdem verschollen.

64) Paul Wilhelm Stahl, Sachse, aus Schneeberg, 19 Jahre alt, Einjährig-Freiwilliger beim k. sächs. 5. Inf.-Reg. Nr. 104, 9. Comp.; in der Schlacht von Gravelotte bei St. Marie aux Chênes schwer im Halse verwundet, und nach der protocollarischen Aussage des Feldwebels und eines Unterofficiers von Beiden noch am Abend nach der Schlacht in der einzigen Verbandstation zu St. Marie aux Chênes gesehen und gesprochen und noch kräftig befunden. Am nächsten Morgen wollte der Feldwebel seinen Besuch bei den Verwundeten wiederholen, fand ihn aber nicht mehr, auch nicht bei den Todten, die sämmtlich erst am dritten Tage nach der Schlacht beerdigt worden sind. Noch vom 18. Aug. datirt eine Feldpostkarte Stahl’s an seine Eltern, in welcher er sich bitter darüber beklagt, noch kein einziges Liebeszeichen von ihnen erhalten zu haben; alle Briefe derselben an ihn waren zurückgekommen mit der Bemerkung: „Aufenthalt unbekannt.“

65) Ernst Weinert, Sachse, beim k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 3. Comp.; dringend gesucht von dem eben selbst erst vom Feldzug zurückgekehrten Emil v. Henning.

66) August Andreas Müller, genannt Müller der Zweite, Preuße, aus Bollstedt bei Mühlhausen in Thüringen, bei dem preuß. Inf.-Reg. Nr. 31, 11. Comp.; seit der Schlacht bei Beaumout, 30. Aug., vermißt.

67) Friedrich Wilhelm Rößler, Preuße, beim Magdeburgischen Kürassier-Regiment Nr. 7, 5. Escadron; vermißt seit dem großen Reitergefecht bei Vionville am 16. Aug. 1870.

68) Gottlob Najork, Preuße, aus Bohrau bei Forst, Kreis Soran, Musketier beim 6. Brandenburgischen Inf.-Reg. Nr. 52, 4. Comp.; in der Verlustliste Nr. 20 als bei Vionville am 16. Aug. verwundet und im Lazareth zu Gorze befindlich aufgeführt, aber seitdem für seine junge Frau, seine zwei Kindchen und die alten Eltern spurlos verschwunden.

69) Philipp Ungeheuer, Nassauer, Bäcker aus Grävenwiesbach im preuß. Reg-Bez. Wiesbaden, bei dem 2. Thüringer Inf.-Reg. Nr. 32, 1. Comp.; seit Wörth vermißt.

70) Martin Friedrich Wilhelm Schulz (der Siebente), Preuße, aus Göritz a. d. Oder, Reservist beim 5. Brandenburgischen Inf-Reg. Nr. 48, 11. Comp.; am 16. Aug. 1870 bei Vionville und Rezonville oder Gorze verwundet und ebenfalls für seine kranke Frau, zwei Kindchen und eine alte Mutter seitdem spurlos verschwunden.

71) Julius Kornagel, Sachse, aus Grasdorf bei Taucha, unweit Leipzig, beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 107, 6. Comp.; aus Moyeuvre, an der Straße von Metz nach Diedenhofen, erhielt die Mutter K.’s einen Brief vom 20. Aug. datirt und von fremder Hand geschrieben, folgenden Inhalts: „Liebe Mutter, ich theile Dir hierdurch mit, daß ich am Leben bin und in einigen Wochen ganz gesund zu sein hoffe. Ich bin am 18. d. M. durch einen Schuß in den rechten Unterschenkel verwundet, die Kugel ist durch das Bein gegangen und hat den Knochen verletzt. Der Arzt sagt, es werde Alles wieder gut werden. Ich bin von Franzosen auf dem Schlachtfeld gefunden und hier in ein französisches Lazareth gebracht worden, wo man mich sehr gut pflegt und behandelt. Heute sind preußische Truppen durchgekommen und hat ein preußischer Officier diese Worte für mich geschrieben. Französische Soldaten sind nicht mehr hier. Es grüßt Dich Dein Sohn etc.“ Wohin ist dieser Verwundete gekommen?

72) Adam Kafitz, Baier, aus Neukirchen im Bezirksamt Kaiserslautern in der Rheinpfalz, beim 2. bair. Armeecorps, 6. Inf.-Reg., 5. Comp.; am 1. Sept. 1870 Nachmittag 4 Uhr im Dorfe Balan bei Bazeilles vermißt und seitdem verschollen.

73) Johann Gottlieb Ernst Lange, Preuße, aus Leschwitz bei Görlitz, beim westfälischen Füsilier-Regiment Nr. 37, 8. Comp.; seit Wörth vermißt.

74) Valentin Schiefer, Baier, aus dem Landgericht Wegscheid in Niederbaiern, beim 2. Inf.-Reg.; am 9. Nov. 1870 bei Orleans verwundet und wahrscheinlich in französische Gefangenschaft gerathen. Seine arme alte Mutter bittet dringend um irgend eine Nachricht über ihren Sohn.

75) Friedrich August Marhold, Sohn des Leinewebers Ferd. Marhold in Insterburg, beim 2. thür. Inf.-Reg. Nr. 32, 12. Comp.; bei Orleans verwundet, kam dort in ein Lazareth und war, als nach dem Rückzuge v. d. Tann’s Orleans nach kurzer französischer Herrschaft wieder in die Hände der Deutschen fiel, spurlos verschwunden. Die Soldaten erzählten: eine Anzahl deutscher Gefangener sei auf eine französische Insel abgeführt worden, einige hätten sich auf ein preußisches Schiff gerettet, der Rest möge sich wohl noch dort befinden. Dieser Glaube, daß noch viele deutsche Gefangene von den Franzosen zurückgehalten würden, erhält sich so fest, daß es wohl der Mühe werth wäre, dort scharfe Nachfrage zu halten.

76) Ferdinand Gustav Heinker, Sachse, aus Geschwitz bei Rötha, Kr. Leipzig, beim 7. Inf.-Reg. Nr. 106, 11. Comp., seit dem Gefecht bei Brie, am 30. Nov. 1870, vermißt.

77) Wilhelm Marder, Preuße, aus Hohenfels im Kreise Friedland, Reservist beim 33. ostpreuß. Inf.-Reg-, 12. Comp.; laut Feldpostbrief vom 23. Dec. 1870 in einem Lazareth zu Amiens. Später sind alle Nachforschungen der Ministerialbehörden und des Regiments ohne Erfolg geblieben.

78) Friedrich Zimmer, Preuße, Schuhmacher aus Königsberg i. Pr., beim 33. ostpreuß. Inf.-Reg., 3. Comp.; seil dem Gefechte bei Pison unweit Amiens, am 3. Jan. d. J., vermißt.

79) Karl Wilhelm Moritz Welte, Preuße, aus Iserlohn, Füsilier beim westphäl. Inf.-Reg. Nr. 16, 12. Comp.; erhielt am 28. Nov. 1870 bei Beaune la Rolande einen Schuß in die Brust und kam in ein dortiges Lazareth. Auch er, wie so viele Hunderte, verschwand aus dem Lazareth, ohne daß irgend Jemand von der betr. Militär- und Medicinalbeamtenschaft etwas davon weiß.

80) Adolf Söllner, Preuße, aus Magdeburg, Wehrmann beim 4. combinirten Landwehr-Regiment Nr. 58, 1. Comp.; seit dem 7. Oct. verschollen.

81) Gustav Robert Elsser, Sachse, ans Lausigk, beim sächs. Inf.-Reg. 106, 7. Comp.; erhielt am 30. Nov. 1870 einen Schuß durch die rechte Hand, war in der Verlustliste richtig genannt und ist dennoch seitdem verschollen.

82) Friedrich Kimmann, Preuße, aus Wunstorf bei Hannover, Füsilier beim Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiment, 10. Comp.; als „vermißt“ aufgeführt nach der Schlacht bei Gravelotte, 18. Aug. 1870.

83) Karl August Weis, Sohn des Metzgers J. Gg. Weis in Ummerstadt im Herzogth. Meiningen, Musketier beim 2. nassauischen Inf.-Reg. Nr. 88, 7. Comp.; seit der Schlacht bei Wörth verschollen.

84) Friedrich Wilhelm Hüttenrauch, Weimaraner, aus Wormstedt bei Dornburg, beim thür. Reg. Nr. 94 Großherz. v. Weimar, 1. Bat. (welche Comp.?); ebenfalls bei Wörth vermißt.

85) Friedrich Reck, Preuße, aus Warzinavalle, Kr. Lötzen, Reservist beim 6. ostpreuß. Inf.-Reg. Nr. 43, 11. Comp.; seit dem 14. Aug. 1870 als „vermißt“ bezeichnet und weiter keine Nachricht über sein Schicksal.

86a) Jacob Schwarz, Preuße, aus Frechenhausen, Kr. Biedenkopf, Prov. Hessen-Nassau, beim Inf.-Reg. Nr. 88, 12. Comp.; bei Wörth leichte Beinwunde, laut Verlustliste, aber dennoch spurlos verschwunden.

86b) Heinrich Scherer, Preuße, aus Achenbach, Kr. Biedenkopf, beim Inf.-Reg. Nr. 83, 4. Comp.; ebenfalls seit Wörth vermißt und nirgends eine Nachricht zu erhalten.

87) Johann Joachim Heinrich Beuge, Preuße, aus Peenemünde bei Cröslin Musketier beim 1. niederschles. Inf.-Reg, Nr. 46, 6, Comp.; – am 1. Sept. 1870 bei Sedan, laut Verlustliste, Schuß durch die linke Hand und in die Brust; zwei Cameraden brachten ihn zum Verbandplatz, von diesem Augenblick an schweigt jede Nachricht über ihn.

88) Oscar Robert Wurzner, Sachse, aus Schmalzgrube bei Jöhstadt im sächs. Erzgebirge, beim k. sächs. Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100, 10. Comp.; erhielt am 2. Dec. 1870 im Gefecht bei Billiers einen Schuß in den Unterleib, durch die Krankenträger zum Verbandplatz geschafft, aber in keinem Lazareth zu erfragen gewesen.

89) Wilhelm Schmer, Preuße, aus Straßebersbach, Amt Dillenburg, Provinz Hessen-Nassau, beim 86. Inf.-Reg., 5. Comp.; seit Wörth vermißt und von seiner armen alten Mutter beweint.

90) H. F. Schürmann, Preuße, aus Garenfeld bei Dortmund, beim 3. westphäl. Inf.-Reg. Nr. 16, Unterofficier aus der 1. Comp.; er schrieb zuletzt aus Thioncourt bei Metz am 15. Aug. v. J., ward aber bald darauf in den Verlustlisten als vermißt aufgeführt und ist seitdem verschollen.

91) Ernst Moritz Obendorf, Sachse, aus Linda bei Brand, beim k. sächs. Leib-Grenadier-Reg. Nr. 100, 2. Comp.; wurde, laut Verlustliste, bei Sedan schwer verwundet. Wie so hundertfach ist dies die einzige Nachricht, welche den Lieben in der Heimath zu Theil wurde.

92) Gustav Robert Schulz, Preuße, aus Bunzlau in Schlesien, Reservist und Gefreiter beim 1. westpreuß. Inf.-Reg. Nr. 6, 10. Comp.; seit Wörth keine Spur mehr von ihm zu finden.

93) Louis Julius Theodor Schoppe, Braunschweiger, aus Wolfenbüttel, beim braunschw. Hus.-Reg. Nr. 17, 2. Escadron; in der Schlacht bei Vionville, am 16. Aug. 1870, stürzte er mit dem Pferde, mußte beim Herannahen feindlicher Truppen zurückgelassen werden und ward, als die Unsrigen wieder Herren des Feldes wurden, weder unter Todten noch Verwundeten gefunden. Die Angehörigen müssen an die Gefangenschaft des „Vermißten“ glauben, und das Schicksal der deutschenGefangenen ist eben noch so äußerst ungewiß.

94) Hermann Schutz, Preuße, aus Suhl, Füsilier bei dein 3. thür. Inf.-Reg. Nr. 71, 12. Comp.; am 19. Sept. 1870 bei dem Ausfallsgefecht von Pierrefitte vor Paris schwärmte er unter dem Schützenzuge mit aus und kam nicht mit zurück. Keine Verlustliste nennt ihn. Diese Ungewißheit des Schicksals ist die schrecklichste Pein so vieler Angehörigen und hier eines greisen Vaters, der im einzigen Sohne seine letzte Stütze verloren hat.

95) Heinrich Heyn, Gothaner, aus Elgersburg in Thüringen, beim 6. thür. Inf.-Reg. Nr. 95; bei Wörth schwer verwundet und verschollen. Aus der Schlacht von Langensalza (1866) war er glücklich heimgekommen. Er war der Stiefsohn des Tischlermeisters Hellmundt in Elgersburg, dessen rechter Sohn in demselben Feldzuge, bei Chartres, aus Unvorsichtigkeit von seinem Nebenmann erschossen wurde.

96) Karl Georg Wagner, Meininger, aus Walldorf, beim 2. thür. Inf.-Reg. Nr. 91, 3. Comp.; bei Wörth verwundet, ward er in der Verlustliste nach Lazareth Morsbrunn verlegt, schrieb aber schon am 11. Aug. aus Lazareth Dürrenbach einen beruhigenden Brief an seine Eltern. Wenige Tage darnach soll das Lazareth Dürrenbach aufgehoben worden sein, – den armen Eltern ward aber kein Wort der Nachricht über das Schicksal ihres Sohnes zu Theil noch bis diese Stunde.

97) Wilhelm Land, Preuße, aus Medzibor in Schlesien, beim 3. niederschles. Inf.-Reg. Nr. 50, 5. Comp.; seit der Schlacht bei Wörth vermißt. Die geringste Kunde über seine letzte Lebensstunde wäre schon ein Trost für die Seinigen.

98) Ernst Julius Albrecht, Sachse, aus Stadt Wehlen, Reservist beim sächs. Schützenregiment Nr. 108, 7. Comp.; letzter Brief vom 27. Nov. 1870; in der Schlacht bei Villiers kämpfte er an der Seite seiner Cameraden, aber Niemand weiß, ob er verwundet oder geblieben ist, und vergeblich sehnen Gattin und Kinder sich nach einer Kunde über ihn.

99) Georg Zinke (oder Linke?), Preuße, aus Duderstadt, Prov. Hannover, beim 2. schles. Grenadierregiment Nr. 11, 9. Comp.; seit dem 16. Aug. nach der Schlacht bei Mars la Tour vermißt und verschollen.

100) Karl Barth, Baier, aus Reschach bei Lindau am Bodensee, Gefreiter im k. bair. 12. Inf.-Reg., 1. Bat.; erkrankte am Typhus am 4. Oct. 1870, lag erst in einem bairischen Lazareth vor Paris und soll später nach Corbeil gebracht worden sein. Aber schon seit dem 6. Oct. hören die Nachrichten über ihn auf.

101) Jacob Bannik, Preuße, aus Rhein in Ostpreußen, beim 2. ostpreuß. Grenadierregiment Nr. 3, 11. Comp.; nach der ersten Schlacht bei Metz, am 14. Aug., in der Verlustliste als „vermißt“ bezeichnet und seitdem verschollen.

102) Ernst Gottlob Günther, Württemberger, aus Nagold im Schwarzwaldkreis, beim 2. Jägerbataillon, 2. Comp.; seit dem 2. Dec. vor Paris vermißt; nach den Aussagen seiner Cameraden soll er in die Marne gestürzt, nach Anderen dort beerdigt worden sein. Lebt kein Camerad, welcher der alten Mutter bestimmte Kunde geben kann?

103) Friedrich Reinecker, Preuße, aus Bitterfeld, Unterofficier im Schützenregiment Nr. 108, 2. Comp.; am 2. Dec. 1870 vor Paris verwundet, laut Verlustliste, aber nirgends aufzufinden gewesen.

104) Karl Golz, Preuße, ans Blankenburg bei Prenzlau in der Uckermark, beim 2. Garde-Dragoner-Regiment, 4. Escadron; seit dem 16. Aug. 1870, nach der Schlacht bei Mars la Tour, wo er verwundet worden sein soll, vermißt.

105) Ferdinand Handschuh, Meininger, aus Bibra, beim thüring. Infanterieregiment Nr. 95, 6. Comp.; er schrieb noch am 6. Sept., also nach der Schlacht von Sedan, an seinen Schwiegervater, den Gärtner der Villa Köppen in Coburg, Nic. Brehm, aber die Antwort desselben kam mit der Bemerkung zurück: „auf dem Marsch erkrankt, Lazareth unbekannt“. Nach einer Ermittelung des Berliner Centralnachweisungsbureau ist H. nach seiner Erkrankung in das Preuß. LazarethCorbeil gekommen. Was dann aus ihm geworden, haben die Angehörigen nicht erfahren können.

106) Ferdinand Richard Becker, Sachse, aus Leipzig, Gefreiter im Schützenregiment Nr. 108, 1. Comp.; laut Verlustliste am 2. December 1870 bei Brie durch einen Schuß in die Schulter schwer verwundet und dann nirgends wieder zu finden.

107) Franz Schubert, Preuße, aus Reisen in Posen, Brauereigehülfe in Berlin, Reservist beim braudenb. Füsilierregiment Nr. 35, 3. Comp.; seit der Schlacht von Vionville vermißt. Die alten Eltern sind über diese Schickfalsungewißheit um so mehr zu beklagen, als ihr zweiter Sohn im sächs. Schützenregiment Nr. 103 bei Sedan den Heldentod starb. Beide Söhne waren brave Menschen und die einzigen Stützen der Familie.

108) Franz Louis Franke, Sachse, ans Reichenbrand bei Zwickau, Gefreiter im Schützenregiment Nr. 108, 10. Comp.; seit dem Gefecht bei Brie, am 2. December 1870, vermißt.

109) Friedrich August Zimmermann I., Preuße, aus Weißenfels, Buchbindergehiilfe, beim 4. thüring. Infanterieregiment Nr. 72, 11. Comp.; in der Schlacht bei Mars la Tonr verwundet und seitdem vermißt, denn eine Angabe der Verlustliste Nr. 224, daß derselbe im Lazareth zu Kassel am 15. Sept. v. J. gestorben sei, hat sich nicht bestätigt. Wo nun weiter suchen? –

110) Reinhold Hanke, Preuße, aus Kuschlau bei Breslau, Krankenträger beim Sanitätsdetachement der 12. Division, Armeecorps VI, soll am 6. März d. J. aus dem Lazareth zu Corbeil entlassen worden sein, um mit einem Reconvalescenten-Transport nach Deutschland befördert zu werden; seitdem vollständig verschollen.

111) Kaspar Friedrich Petter, Preuße, aus Fambach im Kr. Schmalkalden, Gefreiter im Infanterieregiment Nr. 83, 4. Comp.; bei Wörth durch einen Schuß in Schulter und Kopf verwundet und seitdem verschollen.

112) Oscar Alb. Julius Schilg, Sachse, aus Leipzig, beim sächs. Infanterieregiment Nr. 106, 12. Comp.; nach dem Ausfall der Franzosen am 30 Nov. v. J. vermißt. Der Vater desselben, Karl Schilg, Packmeister an der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn, schreibt: „Am Leibe hatte er unzweifelhaft seine Uhr (silberne Anker, Pariser Fabrik, in ‚treize Rubines‘ laufend) und sein braunes Leder-Geldtäschchen am weißleinenen Bande um den Hals, womit er weder von Freund, noch Feind verscharrt sein dürfte. Für Einsendung dieser mit Nachricht, wie auch für seine Brieftasche, worin unter Anderem auch Adreßkarten waren, zahle ich 50%n über Werth, für sein Dienstbuch einen Thaler und Kosten, um Beweis über Verbleib des Sohnes und sichere Nachricht zu erhalten. Strengste Discretion zugesichert.“ Wir theilen dies gern hier mit und wünschen bessern Erfolg, als sich bei der großen Zahl sogenannter „Universalerben“ der Schlachtfelder erhoffen läßt.

113) Emil Otto, Preuße, aus Hamm in Westfalen, Bildhauer in Berlin, Gefreiter beim westfälischen Füsilierregiment Nr. 37, 4. Comp.; focht bei Weißenburg und Wörth mit, wurde beim ersten Vorgehen des Regiments bei Erstürmung der Weinberge verwundet und seitdem nicht mehr gesehen; nach anderen Vermuthungen soll er in der Saner ertrunken sein.

114) Ernst Gustav Peschel, Sachse, aus Neu-Eiban bei Herruhut, beim k. sächs. Infanterieregiment Nr. 106, 7. Comp.; am 30. Nov. 1870 nach dem Kampf bei Villiers vermißt; er soll, ohne Verwundung, beim Zurückmarsch vom Zug abhanden gekommen sein. Die Wittwe des Mannes bedarf des Todtenscheines, um die volle staatliche Unterstützung zu erhalten.

115) Friedrich Gustav Mähler, Weimaraner, aus Apolda, beim thüring. Infanterieregiment Nr. 94, 3. Comp.; einziger Sohn einer armen Wittwe und seit Wörth spurlos verschwunden.

116) Gottlob Wilhelm Hientsch, Preuße, aus Alt-Scherbitz bei Schkeuditz, beim 4. thüring. Infanterieregiment Nr. 72, 9. Comp.; soll, nach Aussagen seiner Cameraden am 16. August v. J. bei Gorze schwer verwundet worden sein. Eine andere Nachricht ist der alten kränklichen Mutter über ihr einziges Kind nicht zugegangen.

117) Bernhard Fürchtegott Kaiser, Sachse, aus Leisnig, beim sächs. Infanterieregiment Nr. 108, 9. Comp.; nach den Verlustlisten am 30. Nov. oder 2. Dec., wahrscheinlich bei Brie s. M., leicht verwundet. Pakete an ihn kamen anfangs Januar mit der Bemerkung zurück: „Adressat verwundet, Lazareth unbekannt“. Von dem Auskunftsbureau des Internationalen Hülfsvereins für das Königreich Sachsen kam, auf Anfragen, am 7. Febr. d. J. die Nachricht: „am 30. Januar 71 aus dem Lazareth zu Chalons als Reconvalescent nach Deutschland evacuirt“. Mehrere Anfragen an denselben Verein blieben ohne Erfolg und ein Brief des LazarethdirectorDr. Lagus in Chalous zeigte nur an, „daß in den dort geführten Listen der Vermißte nicht zu finden sei“. Da wandten sich die Ungehörigen am 8. Juni d. J. an die Medicinal-Abth. des Kriegs-Ministeriums in Berlin und erhielten am 12. Juli d. J. die Antwort: „daß in den Listen der Barackenlazarethe vnu Chalons der Name nicht zu finden sei“. – Drängt sich, diesen Fall vor Augen, nicht die Frage auf: „Werden keine Listen über die transportirten Verwundeten geführt und wird es den Angehörigen nicht angezeigt, wenn einer der Ihrigen auf dem Marsch oder Transport zu Grunde geht?“ Der einzige Wunsch der trostlosen Hinterbliebenen ist, zu wissen, was aus ihren Lieben im Feld geworden ist, – es ist so entsetzlich wenig für den ungeheuren Verlust, – und nicht einmal Das wird in so traurig vielen Fällen ihnen gewährt! Woran liegt das? – –

118) Heinrich Kallmeyer, Preuße, aus Lipprechtrode bei Bleicherode im Kr. Nordhausen, Musketier beim thüring. Infanterieregiment Nr. 71, 8. Comp.; am 2. Sept. bei Sedan verwundet, schrieb darnach: „Liebe Eltern! Ganz nahe bei der Festung Sedan an der belgischen Grenze bin ich von einer französischen Kugel in den linken Oberschenkel getroffen worden. Ich liege in einem Nebengebäude des Schlosses von Bazeilles, eine Stunde von Sedan, fühle mich jedoch ziemlich kräftig und glaube, daß ich bald wieder hergestellt werde. Euer Heinrich.“ Später wurde er in die Lazarethe Montvilliers bei Bazeilles und, am 10. Sept., nach Brévilly „evacuirt“ – und ist seitdem für seine Angehörigen spurlos verschwunden. Derselbe Fall, wie oben! Auch dieselbe Frage, – aber wer giebt die Antwort?

119) Paul Hugo Hey, Preuße, aus Berlin, Unterofficier im niederrheinischen Füsilierregiment Nr. 39, 12. Comp.; am 6. August 1870 bei Forbach verwundet und, laut Verlustliste, in das Lazareth zu Saarbrücken geschafft – und verschollen! – Seine Mutter, eine Wittwe, klammert sich an der Hoffnung fest, daß ihr Sohn doch wohl als Gefangener noch irgendwo leben könne.

120) Konrad Frischer, Preuße, aus Mühlheim im Kr. Berncastel, beim 4. Garde-Grenadierregiment Königin Elisabeth, 1. Comp.; bei St. Privat verwundet. Cameraden sahen, wie er aus der Schlacht getragen wurde. Weiteres hat seine junge Frau trotz aller Bemühungen nicht erfahren können.

121) Karl Hermann Zill, Sachse, aus Lichtenstein, zuletzt in Hohenstein wohnhaft, beim 5. k sächs. Infanterieregiment Nr. 105, 4. Comp.; bei St. Privat mit im Gefecht und seitdem von Braut und Eltern als Vermißter beweint.

122) Fritz Oppelt, Baier, aus Windsheim, Studirender der Architektur aus der Akademie in Carlsruhe und Mitglied der Burschenschaft Tentonia das., Einjährig-Freiwilliger beim k. baier. Infanterie-Leibregiment (welche Comp.?); bei Orgères verwundet, angeblich im Feldlazareth Nr. 9 in Baigneaux gestorben. Vergeblich hat eine Schwester desselben Leichnam oder Nachlaß, namentlich das Notizbuch, des einzigen Bruders in Baigneaux, Orgèwes und Orleans gesucht. Die Lazarethe sind abgebrochen, die Todten verscharrt und ihr Eigenthum verschwunden, – und auch dies in so unzählig vielen Fällen! –

123) Julius Schwarz, Preuße, aus Alexen bei Mehlanken, Reg. Bez. Königsberg, beim 7. westfäl. Inf.-Reg. Nr. 56, 3. Comp.; – am 9. Januar 1871 bei der Verfolgung der Franzosen nach der schweizer Grenze unweit dem Dorfe Pierrère von zwei Kugeln getroffen. – „Ich habe ihn aus meiner Armuth während des Feldzugs noch mit Vielem unterstützt, wo er mir reichlich erstatten wollte, aber leider mein Sohn ist hin, und da stehe ich jetzt verlassen und verarmt mit noch vier unerzogenen Kindern“ – so schreibt die Mutter des Vermißten, Rosina Schwarz in Alexen.

124) Karl Domeyer, Baier, aus Kreußen, Soldat im 3. Inf.-Reg., 11. Comp., beim I. baier. Armeecorps; am 11. Oct. v. J. in der Schlacht bei Orleans am rechten Arm verwundet, soll in ein Lazareth in der Nähe der Stadt gebracht worden sein, ist aber verschollen.

125) Friedrich Carl, Baier, aus Weißenstadt, Soldat im 14. baier. Inf.-Reg., 4. Comp.; soll nach der Schlacht von Sedan auf dem Marsch nach Paris nebst noch fünf Cameraden erkrankt und in ein französisches Lazareth, angeblich Rosoy(?), 2 bis 3 Tagereisen von Paris(!), gebracht worden sein. Das ist Alles, was der tiefbetrübte Vater über seinen Sohn erfahren konnte.

126) Ernst Moritz Bielich, Sachse, aus Rammenau bei Bischofswerda, Soldat im Inf.-Reg. Nr. 103, 1. Comp.; bei Sedan am 1. Sept. 1870 am Fuß verwundet, kam, laut Verlustliste, in ein Lazareth in Bazeilles und ist seitdem für seine Mutter und seinen glücklich aus dem Kriege heimgekehrten Bruder verschwunden.

127) Christian Heinrich Hermann Behrens, Braunschweiger, Einjährig-Freiwilliger, Gefreiter beim braunschw. Inf.-Reg. Nr. 92,3 Comp.; am 5. December 1870 bei Neuville am Fuß leicht verwundet und seitdem vermißt.

128) Julius Richard Lange, Sachse, aus Oschatz, Soldat im k. sächs. Inf.-Reg. Sir. 107, 3. Comp.; er zog mit Todesahnung in den Krieg. Als die Leipziger 107er mobil gemacht wurden, besuchte er noch einmal seine Eltern, ließ Uhr, Ring und sein bestes Portemounaie zu Hause – und vom Ausmarsch an correspondirte er fast täglich mit den Seinen und zwar auch noch am 18. August kurz vor seinem letzten Kampf bei St. Privat. Diese Correspondenzkarte kam, von anderer Hand mit dem Zusatz „Gefunden“ versehen, an und enthielt die Bemerkung: „Wenn ich fallen sollte, liebe Eltern, so seht, daß Ihr mein Notizbuch erhalten könnt, denn das ist mein Vermächtnis.“ Dieser Wunsch ging bis jetzt nicht in Erfüllung, wie sehr auch die Eltern und Cameraden des Vermißten sich darum bemühten. Besonders ist nun der Finder der letzten Feldpostkarte Lange’s gebeten, den Angehörigen nähere Mittheilungen zu machen.

129) Hermann Pohl, Preuße, aus Pohlsdorf, Kreis Neumarkt in Schlesien, zuletzt als Fabrikschmied in Schweidnitz, nachdem er in den Feldzügen von 1864 und 1866 glücklich mitgekämpft, kam er 1870 als Reservist zum 2. schles. Gren.-Reg. Nr. 11, 12. Comp. Die letzte Nachricht gab er seiner Gattin am 14. August 1870 vor der Schlacht bei Gorze. Hier wurde er verwundet und soll, nach dem Bericht des Central Nachweise Bureaus in Berlin, erst im Lazareth zu Gorze, später in Orleans gelegen haben und dort sogar am 21. Februar 1871 als geheilt entlassen worden sein. Und trotz alledem spurlos verschwunden!

130) Eberhard Ricke, Preuße, aus Hirschberg in Schlesien, Reservist beim 2. niederschles. Inf-Reg. Sir. 47, 9. Comp.; er soll am 19. Sept. 1870 bei Bicêtre durch Schuß in den Oberschenkel schwer verwundet und von bairischen Krankenträgern in ein Gehöft zum Verbandplatz getragen worden sein; die Verlustlisten lassen ihn in Bièvre im Lazareth liegen und als Verwundeten sogar nach Deutschland befördert worden sein – aber verschollen ist er doch!

131) Oskar Rudolf Franz, Sachse, aus Adorf, Soldat beim 5. k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 104,. 10. Comp.; ein kurzes, traurig kurzes Soldatenleben: Franz mußte, zweiundzwanzig Jahre alt, am 1. October 1870 in Dresden als Recrut sich stellen, wurde am 22. Nov. mit anderer Ersatzmannschaft nach Frankreich befördert, kam am 27. Nov. gesund in Chelles an, schrieb dort seinen ersten und letzten Feldpostbrief, denn schon am 30. Nov. und 2. Dec. bei den großen Ausfällen aus Paris in’s Feuer geführt, ist er seitdem vermißt und verschollen.

132) Paul Römer, Preuße, aus Hehlrath bei Eschweiler, Reg.-Bez. Aachen, beim 25. preuß. Inf.-Reg., 6. Comp.; am 9. Januar 1871 bei Viller-Sexel schwer verwundet, seitdem vermißt.

133) Karl Richard Claußnitzer, Sachse, aus Ebersbach bei Döbeln, beim 8. k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 107, 1. Comp.; am 18. August 1870 bei St. Privat verwundet und verschollen.

134) Moritz Herb, Baier, aus Zell bei Memmingen, Corvoral beim 3. Inf.-Reg., 5. Comp.; seit den Gefechten um Orleans am 4. Dec. 1870 vermißt.

135) Hans Heinrich Oskar Rauch, Sachse, aus Schmölln bei Altenburg, Kaufmann, Unterofficier im k. sachs. Inf-Reg. Nr 105, 7. Comp.; am 18. August bei St. Marie aus Chênes bei Metz durch Schuß in den Kopf verwundet; ein Unterofficier will ihn im Lazareth von St. Marie noch am 19. lebend gefunden haben. Todtenschein kam nicht.

136) Julius Edwin Müller. Sachse, aus Rittersgrün, Gefreiter beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 104, 12. Comp.; seit dem Sturm auf St. Privat vermißt.

137) Christian Schulz, Preuße, aus Kassel, Musketier im 1. Hess. Inf.-Reg. Nr. 81; wurde am 3. Oct. mit 104 Mann Ersatzmannschaft vor Metz transportirt, erhielt dort am 7. einen Schuß in den Unterleib und ist seitdem verschollen.

138) Wilhelm Pohlmann, Preuße, aus Adorf, beim hess. Inf.-Reg. Nr. 83, 9. Comp.; seit Wörth vermißt.

139) Karl Dietsch, Preuße, aus Elbitz im Mannsfelder Seekreis, bei den Gardeschützen; am 18. August bei Metz schwer verwundet und in keiner Verlustliste genannt.

140) Otto Johann Moritz Wulff, Preuße, aus Rothmühl, Kreis Grimmen, Reg.-Bez. Stralsund, Füsilier im Kaiser-Alexander-Garde-Gren.-Reg. Nr. 1, 12. Comp.; am 18. August 1870 vor Metz verwundet. Die Eltern und Geschwister setzen ihre letzte Hoffnung auf die Erlösung der deutschen Gefangenen in Algier(!).

141) Friedrich Wilhelm Huckenbeck, Preuße, aus Radevormwald, Musketier im 57. Reg., 6. Comp.; im Gefecht bei Beanne la Rolande am 28. Nov. 1870 durch Schuß in’s Kreuz verwundet.

142) Richard Schweflinghaus, Preuße, aus Remscheid, Musketier beim 56. Reg., 7. Comp.; seit der Schlacht von Mars la Tour vermißt.

143) August Wilhelm Kötter, Preuße, aus Lüttringhausen, Gefreiter im 39. Reg., 3. Comp.; bei Saarbrücken Schutz in den Oberschenkel. Verschollen.

144) Karl Klein, Preuße, aus Wermelskirchen, Füsilier beim 16. Reg., 12. Comp.; seit Mars la Tour vermißt.

145) Louis Alfred Clauberg, Preuße, aus Malchow in Mecklenburg, Gefreiter im 1. schles. Jägerbataillon Nr. 5, 1. Comp.; bei Wörth, am 6. August 1870, schwer im linken Oberschenkel verwundet, laut Verlustliste, aber seitdem spurlos verschwunden.

146) Friedrich Lorenz, Preuße, aus Wanfried, Füsilier beim 77. Reg., 10. Comp.; letzter Brief aus Messies (?) auf dem Marsch nach Orleans; seitdem verschollen. Im Friedhof zu Weißenburg soll ein Wanfrieder begraben liegen. Wird dort Jemand sich die Mühe nehmen, der armen Wittwe und Mutter in Wanfried den Namen des dort Begrabenen zu schreiben?

147) Wilhelm Freund, Meininger, aus Römhild bei Hildburghausen, Füsilier im 2. thür. Inf.-Reg. Nr. 32, 11. Comp.; am 11. Oct. 1870 bei Orleans durch Schuß in den Hals verwundet, nach Verlustliste Nr. 233, Nachtrag, am 12. Oct. in einem Lazareth daselbst gestorben; Cameraden wollen dagegen den Freund am 12. Oct. in Orleans noch gesprochen haben. Nachforschungen der Verwandten waren erfolglos; auch ist ihnen weder ein Todtenschein noch der Nachlaß des Verstorbenen zugekommen. Sind vielleicht auch da „Universalerben“ thätig gewesen?

148) Erasmus Gemm, Baier, aus Schwabach in Mittelfranken, beim 11. bair. Inf.-Reg., 2. Bat., 8. Comp.; bekam bei Sedan einen Schutz in die linke Schulter und wurde in ein Lazareth gebracht, wie ein ebenfalls verwundeter Freund desselben schrieb, der jedoch seiner Verwundung seitdem erlag. Den Verwandten ist sonst keine Nachricht zugekommen.

149) Ernst Gilbert, der jüngste von drei Brüdern, von denen, der älteste am 7. Oct. vor Metz fiel, der zweite in den Kämpfen um Belfort verwundet wurde und der dritte seit der Schlacht bei Wörth vermißt wird. Letzterer, Preuße, aus Weichnitz bei Quaritz, Reg.-Bez. Liegnitz, Musketier beim 2. niederschles. Inf.-Reg. Nr. 47; einige seiner Cameraden behaupten, er sei verwundet in Gefangenschaft gerathen; das Regiment gab auf Aufrage die Auskunft: „Bei Wörth verwundet, Lazareth unbekannt.“ Wer kann den Schmerz der Eltern, denen dieser Krieg schon einen todten und einen verwundeten Sohn gekostet, über das ungewisse Schicksal ihres, jüngsten Kindes ermessen! -

150) Ernst Guder, Preuße, aus Lauterbach bei Bolkenhain in Schlesien, Füsilier beim Kaiser-Alexander-Garde-Gren.-Reg., 11. Comp.; am 18. August bei St. Privat schwer verwundet und verschollen.

151) Karl Wilhelm Richard Salzmann, Weimaraner, aus Isserstedt bei Jena, Musketier im 1. Bat., 3. Comp, des 94. thür. Inf-Reg. „Großherzog von Sachsen“; verwundet am 6. August 1870 in der Schlacht bei Wörth und seitdem vermißt. Er soll gefangen genommen, in eine Festung an der spanischen Grenze und von da nach Algerien geschafft worden sein.

152) Julius Siegert, Preuße, aus Gr.-Mochbern bei Breslau, als Ingenieur an der Oberschlesischen Eisenbahn einberufen, Gefreiter beim 3. niederschles. Inf.-Reg. Nr. 50, 1. Comp.; schrieb zuletzt am 3. August 1870 aus dem Bivonac bei Rohrbach. Aus der Schlacht bei Wörth erzählen Cameraden, daß er glücklich durch die Sauer gekommen und noch Nachmittags vier Uhr unverwundet gewesen sei. Vor Ermattung sank er endlich hin, nachdem man ihm das Lederzeug abgenommen. Von diesem Augenblick an hören alle Nachrichten auf. Die trostlosen Eltern setzen auch ihre letzte Hoffnung auf die endliche Erlösung unserer Gefangenen ans Algier. – –

153) Karl Hoefer, Preuße, aus Kösen, bei dem altmärkischen Ulanenregiment Nr. 16, 4. Escadron; letzte Nachricht vom 5. August, am 16. Morgens haben seine Cameraden ihn zuletzt gesehen, seitdem vermißt.

154) Wilhelm Nitschke (II.), Preuße, aus Prausnitz im Reg.-Bez. Breslau, Sohn eines Ackerbürgers, beim 3. niederschles. Inf.-Reg. Nr. 50, 3. Comp.; in der Schlacht bei Wörth verwundet, lag bis zum 11. August in der Kirche zu Wörth und ist seitdem spurlos verschwunden.

155) Johann Max Hollerith, Baier, aus Großfischlingen in der Rheinpfalz, beim 1. bair. Inf.-Leibreg., 3. Bat., 9. Comp.; lag im Spital in Orleans, als die Franzosen dort wieder einrückten und sämmtliche Kranke als Gefangene wegschleppten. Er kam nach Pan, von wo er mehrere Briefe schrieb. Ein Brief der Seinigen an ihn kam jedoch von dort zurück mit der Bemerkung: „parti pour la – –“, der Ort war nicht zu entziffern. Seitdem ist er völlig verschollen.

156) Peter Petersen, Preuße, aus Lindewitt bei Wallsbüll in Schleswig-Holstein, beim Kaiser-Alexander-Garde-Greuadier-Regiment Nr. 1, 7. Comp.; am 18. Aug. 1870 bei St. Marie verwundet, kam von da in ein Lazareth in der Rheinpfalz, am 11. Nov. nach Speier, am 14. nach Mainz, wo er, wegen Ueberfüllung der Lazarethe, kein Unterkommen gefunden. Von da an ist jede Spur von ihm verloren! – –

157) Friedrich Rebitz, Reuße, aus Titschendorf bei Lobenstein, beim 7. thür. Inf.-Reg. Nr. 96, 6. Comp.; nach den Verlustlisten bei Beaumont leicht verwundet, seitdem verschollen.

158) Eduard Freitag, Weimaraner, aus Quaschwitz bei Oppurg im Neustädter Kreis, im 5. thür. Inf.-Reg. Nr. 94, erst 7. Comp., später 1. Comp., ist seit dem 11. Jan. d. J., an welchem Tage früh er Feldposten gestanden hat, spurlos verschwunden.

159) Melchior Albert Erb, Preuße, aus Fulda, Musketier beim 2. nassauischen Inf.-Reg. Nr. 88, 1. Comp.; seit der Schlacht bei Wörth vermißt.

160) Wilhelm Heinrich Hofmann, Hesse, aus Ulrichstein, beim großh. Hess. 2. Inf.-Reg., 1. Comp.; seit dem Gefecht am 31. Dec. bei Brière verschollen.


Hiermit wollen wir die Liste der vermißten Soldaten, wenigstens vor der Hand, schließen. Wir müssen aus den Erfolgen dieser Veröffentlichung erst ermessen, ob wir mit den fortgesetzten Nachfragen nach den für die Hinterbliebenen beklagenswerthesten Opfern des Kriegs nicht vergeblich nur bittere Gefühle erregen, oder ob wirklich der ihnen gewidmete Raum an den bekümmertsten Herzen sich lohnt.

Es giebt keine traurigere Seite des ganzen Kriegs, als die, die wir mit dieser Liste aufschlagen: die tausendfache Art, wie theuerste Menschenleben zu Nichte werden, bis zu welcher Rücksichtslosigkeit die Noth und noch Schlimmeres oft verleitet, was überhaupt in der Masse der Einzelne werth ist – das sind grauenvolle Bilder des Kriegs, die zu Gedanken führen, die man lieber verschweigt. Es muß noch viel geschehen, um der Scheußlichkeit der Menschenmetzelei diese schlimmste Seite zu nehmen – diese Unzahl von Vermißten, Verschollenen, Verschwundenen, deren von unheimlicher Ungewißheit verhülltes Schicksal die Schmerzenswunden so unheilbar macht.

Wir bitten demnach, die Einsendung von Nachfragen nach Vermißten wenigstens so lange zu unterlassen, bis wir durch günstige Resultate die Ueberzeugung gewonnen haben, daß wirklich damit etwas gethan wird.