Wie gering
auch die Hoffnung ist, daß über die aus dem letzten so
mörderischen Kriege massenhaft Vermißten, nach Auswechselung
fast aller Gefangenen, der Aufruf der Gartenlaube noch von
Erfolg sein könne, so wollten wir doch unseren in so tiefer
Trauer und Sorge lebenden Landsleuten den Wunsch nicht versagen,
wenigstens einen Versuch in dieser Hinsicht zu machen. Es war
aber des Raumes wegen geboten, uns dabei so kurz als möglich zu
fassen, indem wir unsere Mittheilungen auf das Nothwendigste der
Angaben beschränkten. Für heute führen wir folgende Namen auf:
1) Ernst
Bernhardt Graichen, Sachse, aus
Kolkau bei Rochlitz, ansässig in Niederelsdorf bei Lunzenau,
beim k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 2. Comp.; seit der
Erstürmung von St. Privat, am 18. Aug., vermißt und nirgends
gefunden.
2) Christian
Paul Rottler, Baier, aus
Gräfenberg, beim k. bair. 14. Inf.-Reg., 2. Comp.; bei Sedan, am
1. Sept. 1870, verwundet und seitdem verschollen.
3) Ernst
Moritz Gentsch, Sachse, aus
Sörmitz bei Döbeln, beim k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 1.
Comp. (2. Division, 24. Brigade); seit dem Ausfall aus Paris am
30. Nov. vermißt und beweint von seiner jungen Gattin, die
seitdem Mutter geworden.
4) Gustav
Waldenberger, Sachse, aus
Leipzig, trat, noch nicht siebenzehn Jahre alt, als Freiwilliger
zur Fahne, beim k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 12. Comp.;
letzter Brief vierzehn Tage vor dem 2. Dec. 1870, seit welchem
er vollständig verschollen ist. Die Verlustliste (Nr. 3) führt
nur seinen Namen auf, ohne Angabe ob erverwundet oder vermißt sei.
Cameraden sagten aus, er sei am 2. Decbr. durch einen Schuß in
den Unterleib verwundet worden. Ob er in französische
Gefangenschaft gefallen oder in ein deutsches Lazareth gekommen?
Um irgend eine Kunde über ihren Sohn bittet die untröstliche
Mutter.
5) Robert
Schwarzmann, Württemberger, aus
Ulm, achtundzwanzig Jahre alt, beim württemberg. Geniecorps vor
Belfort, kam schwer krank in’s Feldspital nach Dannemarie, das
jedoch zwei Tage danach aufgelöst wurde. S. soll da nach Einigen
in’s Preußische, nach Anderen in’s Badische geschafft worden
sein. Alle Nachforschung vergebens.
6) Hermann
Liebich, Preuße, aus
Sprottau, Reg.-Bez. Liegnitz, beim k. preuß. 1. Niederschles.
Inf.-Reg. Nr. 46, 5. Comp.; bei Sedan, am 2. Sept., verwundet
und seitdem verschollen.
7) Karl
Wollmann, Hesse, aus
Holzheim, Amt Diez, bei der 4. Vierpfünder-Batterie des hess.
Feld-Artillerie-Reg. Nr. 11, stand bei der 2. Munitionscolonne
desselben; seit dem 1. Sept. 1870 verschollen.
8) Karl
Pfister, Baier, aus
Memmingen, beim 2. bair. Inf.-Reg. „Kronprinz“, 6. Comp. ;
schrieb am 21. Oct. 1870 zum letzten Male aus Orleans. Eine
Sendung der Eltern von zwei Napoleonsd’or, am 1. Nov., an ihn,
fiel wahrscheinlich in die Hände sog. „Universalerben“. Seitdem
verschollen.
9) Heinrich
Andreas Eppers, Braunschweiger, aus
Gevensleben, Amt Wolfenbüttel, beim braunschw. Husaren-Reg. Nr.
17, 4. Escadron (4. Armeccorps); am 17. Nov. 1870 auf einer
Patronille im Wald bei Marcheftoy verwundet und seitdem vermißt.
10) Christian
Heinrich Müller, Sachse, aus
Beyerfeld bei Schwarzenberg, beim 5. k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 104
„Prinz Friedrich August“ 12. Comp.; wahrscheinlich kurz vor dem
30. Nov. 1870 noch als Signalist verwendet, bei dem großen
Ausfall aus Paris als angeblich leicht verwundet noch von seinen
Cameraden auf denn Schlachtfelde gesehen, aber seitdem von
seinem siebenzigjährigen Vater, einem armen Löffelarbeiter, und
seiner jungen Frau und zwei Kindchen vergeblich in Noth und
Kummer gesucht.
11) Wilhelm
Klepper, Preuße, aus
Alsbach bei Grenzhausen, Reg.-Bez. Wiesbaden, Amt Selters, beim
hessischen Inf.-Reg. Nr. 83, 10. Comp.; bei Wörth am 6. August
1870 verwundet und seitdem nirgends aufzufinden.
12) Wilhelm
Schulz, Preuße, aus
Rohnberg bei Salzwedel in der Altmark, bei dem 2.
Garde-Dragoner-Regiment, 5. Escadron; seit der Schlacht bei
Mars-la-Tour vermißt.
13) Karl
Hafner, Baier, aus
Tittling bei Passau, Kanonier im 3. bair. Artillerie-Regiment,
Batterie „Neu“, soll am 3. Dec. 1870 vor Orleans verwundet oder
gefallen sein; den trauernden Eltern fehlt jede Nachricht über
ihn.
I. Auskunft.
Ueber zwei
von den dreizehn in unserer ersten Liste aufgeführten vermißten
Soldaten sind bereits Nachrichten eingegangen.
Ueber den
württembergischen Pionier Robert
Schwarzmann (Nr.
5) drei Briefe, von welchen der erste, aus München, angiebt, daß
der an Meningitis schwer Erkrankte von Dannemarie nach Karlsruhe
in das Garnisonslazareth gebracht worden und wohl auf dem Wege
der Besserung sei; der zweite, aus Heimen bei Heidelberg,
bestätigt ersteres, glaubt aber bereits an dessen Tod, und dem
dritten, aus Karlsruhe, liegt die Nr. 156 des Karlsruher Tagebl.
v. 11. Juni d. J. bei, in welcher der am 9. Juni erfolgte Tod
des Gesuchten angezeigt wird. Alles stimmt, nur das Alter nicht;
darüber und über das Nähere mögen die Anverwandten direct mit
den Militär- und den Gemeinde-Behörden von Karlsruhe sich in
Verbindung setzen. Die rege Theilnahme, welche sich für diesen
Cameraden hiermit gezeigt hat, ist sicherlich für die
Hinterbliebenen ein Trost.
Hermann
Lieb ich aus
Sprottau (Nr. 6 der Liste) betreffend, giebt Karl
Pietschker, Cand. d. Theol. in Köthen, während des Kriegs
Zugführer bei der Johannitercolonne im Hauptquartier der 3.
Armee und auch dem großen Publicum bekannt durch sein
lesenswerthes Buch „Auf dem Siegeszuge von Berlin nach Paris“,
wenigstens einige Fingerzeige, auf welche fernere
Nachforschungen sich stützen können. „Am 2. September,“ erzählt
er, „rückten wir von Frénois über Donchery nach den Hügeln und
Thalschluchten zwischen St. Menges und Floing, wo Tags vorher
das V. und XI. Corps
einen furchtbaren Kampf zu bestehen hatten. Dort fanden wir
zwischen Haufen voll Todten noch zweiundachtzig Verwundete, die
wir nach Floing transportirten, und darunter waren viele auch
vom zweiten Bataillon der Sechsundvierziger, so daß H. Liebich
sich ganz gut dabei befunden haben kann. Da aber die Aerzte,
trotz aller Ueberfüllung der Lazarethe, dennoch schwerlich einen
dort Gestorbenen unangemeldet gelassen haben, so wird wohl
Liebich zu jenen Sechsern und Sechsundvierzigern gehören, welche
am Nachmittag des 2. Septbr. auf der oben bezeichneten Waldwiese
in größter Hast bestattet worden sind, um die Soldaten möglichst
bald dem niederschlagenden Anblick des Platzes zu entziehen.“
Zum Schluß
noch eine sehr viele Vermißtheiten von sicherlich Gefallenen
erklärende Bemerkung. K. Pietschker hat auch bei dieser
Bestattung nicht gesehen, daß den Leichnamen die bekannten
Marken abgenommen worden wären. In außerordentlich vielen Fällen
war dies auch nicht möglich, denn viele Soldaten, und sicherlich
nicht blos katholische, hatten die so wichtige Blechmarke aus
thörichtem Aberglauben („Todtenmarke“) weggeworfen, eine
Handlung, welche die Feststellung der Persönlichkeit eines
Todten, wenn beim Begräbnis nicht zufällig Cameraden derselben
Compagnie zugegen waren, in den meisten Fällen für alle Zeit
geradezu unmöglich machte.
II. Fortsetzung
der Liste.
14a) Hans
Hoffmann, Meininger, aus
Heldburg bei Hildburghausen, beim Thüringischen Inf.-Reg. Nr.
95, 2. Bat., 8. Comp.; am 6. August bei Wörth verwundet und
seitdem spurlos verschwunden. – Die Zahl der Vermißten aus
dieser Schlacht ist außerordentlich groß. Wir erhalten darüber
folgende Notiz:
Die
protestantischen Geistlichen von Wörth haben erst vorn November des
vorigen Jahres an die Namen der in den dortigen Lazarethen,
Gestorbenen ausgezeichnet; vorher sollen die Johanniter ein
Verzeichniß aller Verwundeten der Lazarethe und ebenso der
Todten geführt, aber leider weder zurückgelassen noch öffentlich
mitgetheilt haben. Besteht wirklich eine solche Liste, so ist
die Veröffentlichung derselben dringend zu wünschen; sie kann
viele bisher vergeblich gestellte Fragen beantworten und der
entsetzlichen Pein der Ungewissheit über das Loos ihrer Lieben
in vielen Eltern- und Geschwisterherzen ein Ende machen.
14b) Johann
Göttlich Kliem, Preuße, aus
Schwenten bei Kiebel in Posen, beim 3. posenschen Inf.-Reg. Nr.
58; seit der Schlacht bei Wörth verschollen.
15) Heinrich
Gerhard Taddicken, Oldenburger, aus
Haddien, Kreis Jever, beim oldenburgischen Dragoner-Regiment Nr.
19, 1. Escadron; bei Mars-la-Tour am 16. August 1870 verwundet
und, nach des Wachtmeisters Auskunft, in ein Lazareth zu
Pont-à-Mousson gebracht, aber seitdem spurlos verschwunden. Die
alten Eltern hatten alle ihre vier Söhne im Kriege, drei sind
gerettet, aber das ungewisse Schicksal dieses Lieblings der
Mutter zehrt ihr am Leben.
16) Karl
Hermann Winzer, Sachse, der
noch nicht achtzehnjährige einzige Sohn der verwittweten Frau
Henriette Winzer zu Pirna, beim k. sächs.
Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100, 4. Comp.; soll, nach
Erzählungen seiner Cameraden, in einem Patrouillengefecht bei
Bondy vor Paris am 5. Jan. d. J. erschossen und von Soldaten des
103. Regiments in einem Gräben verscharrt worden sein. Kann
keiner dieser Cameraden der Mutter des jungen Helden
schriftliche Kunde über sein Ende zukommen lassen?
17) Theodor
Riem, Preuße, aus
Asbach bei Schmalkalden, beim k. Preuß. Inf.-Reg. Nr. 81, 9.
Comp. (3. Reserve-Division); bei einem nächtlichen Ausfall vor
Metz am 7. Oct. 1870 verwundet, angeblich in das Feldlazareth
Rombas bei Diedenhofen gebracht, aber dort vergeblich gesucht
und seitdem nirgends zu finden.
(Fortsetzung von Nr. 31.)
I. Auskunft
Nur über
einen einzigen der in der vorigen (2.) Liste aufgeführten
Vermißten ist eine Mittheilung eingetroffen. Herr Karl Fiedler,
ehemals Füsilier der 10. Comp, des 94. Reg. Großherzog v.
Sachsen, jetzt Wirker in Apolda, schreibt uns, daß er am Abend
der Schlacht bei Wörth in das Dorf Dürrenbach bei Hagenau als
Lazarethgehülfe commandirt worden sei und dort sei unter den
Verwundeten ihm ein blasser junger Mann ausgefallen, welchem
eine Kugel den rechten Oberschenkel zerschmettert hatte. „Keine
Klage kam über seine Lippen, gefaßt ertrug er sein Schicksal.
Gebettet war er in dem kleinen Saale der Mädchenschule zwischen
zwei Franzosen. Er sagte mir, er sei ein Meininger, bei
Hildburghausen zu Hause und gehöre zur 8. Comp, des 95. Reg. Er
war ungefähr in meiner Größe (5’ 4“ 3’’’), hatte blonde Haare
und ein blasses längliches Gesicht, ohne Bart, sonst war er sehr
stark gebaut. Am Morgen des 7. Aug., wo ich ihm wieder
aufsuchte, befand er sich ganz wohl, hatte etwas Essen zu sich
genommen und wollte an die Seinigen schreiben. Ans Mattigkeit
verschob er dies jedoch auf den folgenden Tag. Mein Anerbieten,
seine Angehörigen von seiner Verwundung zu benachrichten, wies
er dankend zurück, weil er befürchte, daß man sich zu Hause mehr
Sorgen um ihn mache, wenn ein Anderer als er den Brief
geschrieben habe. Nach Erneuerung seines Verbandes ging ich
meinen übrigen Pflichten nach. Am 8. früh eilte ich wieder in
das Schulhaus und zu seinem Bette – es war leer! Still war in
der Nacht der Todesengel an ihn herangetreten, ein Braver war
weniger. Eine Lehrschwester aus Dürrenbach hatte ihm die Augen
zugedrückt. Ich war schmerzlich berührt, ich hatte den jungen
Mann liebgewonnen. – Die Todtengräber hatten ihn auf dem
Kirchhof, der Schule gegenüber, beerdigt. Vergeblich fragte ich
jedoch nach seiner Hinterlassenschaft, um sie an das
Etappencommando abzuliefern. Nichts war vorhanden, die blutigen
Kleider lagen bei anderen auf einem Haufen im Schulhofe, und
auch die Blechmarke hatten sie dem Todten nicht abgenommen. Es
ist daher nur eine Vermuthung, wenn ich in dem hier Bestatteten
den Hans Hoffmann aus
Heldburg bei Hildburghausen glaube erkannt zu haben, den die
Gartenlaube als Vermißten ausführt. Vielleicht finden die
Angehörigen eine Bestätigung dieser Annahme in meiner
Schilderung, und dann möge sie ihnen zum lindernden Trost
gereichen.“
Diese
Bestätigung ist bereits erfolgt. Der Vater des Vermißten, dem
wir den Brief des Herrn Fiedler übersandten, theilte diesem
seines Sohnes Photographie mit, in welcher derselbe den in
Dürrenbach Begrabenen wiedererkannte.
Für die
Angehörigen der Vermißten des 95. Regiments ist eine Notiz der
Hildburghäuser „Dorfzeitung“ beachtenswerth, nach welcher
am 8. August 1870 noch fünf Soldaten desselben als Leichen in
der Gunstädter Flur aufgefunden und beerdigt worden sind und
zwar: von der 2. Comp. Nr. 112, von der 3. Comp. Nr. 42, von der
5. Comp. Nr. 81 und von der 6. Comp. Nr. 13 l und 198. Nähere
Auskunft ertheilt der Maire von Gunstädt.
II. Fortsetzung
und Schluß der Liste.
18) Gustav
Emil am Ende, Sachse,
aus Radeburg, beim 5. k. sächs. Inf.-Reg. Nr, 104, 11. Comp.; am
30. Novbr. vor Paris schwer verwundet, anfangs todt gesagt, nach
späteren Nachrichten von Cameraden im Pontonschuppenlazareth zu
Sainte Marie bei Metz, aber nach der Räumung dieses Lazareths
verschollen. Seine den Siebzigen nahen Eltern bitten um ein
Lebens- oder Todeszeichen.
19) Gustav
Emil Hille, Sachse,
aus Sebnitz bei Pirna, beim 3. k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 102, 4.
Comp., am 1. Sept. 1870 bei Sedan schwer verwundet, eine Zeit
lang im Lazareth Donzy, dann nicht mehr zu finden. Er war die
einzige Stütze einer armen Weberfamilie. Ist nicht wenigstens
ein Todeszeugniß zu beschaffen?
20) Franz
Hermann Gerisch, Sachse,
aus Auerbach i. B., beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 104, 12. Comp.,
1. Reserve-Ersatzbataillon; am 30. Novbr. vor Paris vemißt und
seitdem verschollen. Auch ein armer Weberssohn.
21) Fritz
Schlützer, Baier,
ans Nürnberg, beim 10. k. bair. Inf.-Reg., 2. Comp ; am 3.
Decbr. vor Orleans durch eine Granate am Fuß, Schenkel und
Rücken verwundet; am 12. Decbr. wurde ihm in einem Lazareth in
Orleans der Fuß amputirt, was er selbst seiner Frau und seinen
zwei Kindern schrieb. Seitdem, trotz allen Nachforschungen,
verschollen.
22) Friedrich
Louis Kaden, Sachse,
aus Rübenau, bei dem k. sächs. Leibgrenadier-Reg. Nr. 100, 5.
Comp.; bei dem Ueberfall in Exrepagny gefangen, soll er nach der
Insel Oléron gebracht worden und dort am Typhus erkrankt sein.
Bei der Auswechselung der Gefangenen zwar auf dem Weg der
Besserung, aber noch,nicht transportabel, blieb er zurück und
ist seitdem keine Nachricht über ihn zu erlangen gewesen.
23) Leo
Droß, Preuße,
aus Stargard, bei dem 2. Niederschlesischen Inf.-Reg. Nr. 47, 3.
Comp.; seit dem 6. Aug. 1870 bei Fröschweiler (Schlacht bei
Wörth) vemißt und völlig verschollen.
24) Hermann
Bischof, Sachse,
ans Reinsdorf bei Waldau, bei dem sächs. Schützenregiment Nr.
108, 4. Comp.; seit dem 2. Decbr. 1870 vermißt und vergeblich
ersehnt von den alten Eltern, der jungen Gattin, den Kindern und
seinen Geschwistern.
25) Karl
Otto Schirach, Sachse,
aus Dresden, beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 108, 4. Comp.; seit
demselben Ausfall vor Paris vermißt.
26) Ferdinand
Rosentlial, Preuße,
aus Gardelegen in der Altmark, Musketier beim 3.
braudenburgischen Inf.-Reg. Nr. 20, 5. Comp.; bei Vionville am
16. August 1870 verwundet, lag, nach Anfragen von Cameraden, am
17. noch lebend, aber bereits seiner Baarschaft von fünfzehn
Thalern, Uhr, Kette, eines Medaillons und der Erkennungsmarke
beraubt, auf dem Schlachtfelde. Verlustliste Nr. 40 führt ihn
als „verwundet“ auf. Seitdem weder ein Lebenszeichen noch eine
Todeskunde.
27) Schettler, Anhaltiner,
aus Diebzig bei Aken a. d. Elbe, Sohn des dortigen herzogl.
Revierförsters, Einjährig-Freiwilliger im Füsilierbataillon des
anhaltischen Inf.-Reg. Nr. 93; angeblich im Gefecht bei Tonl
durch den Kopf geschossen. Die amtliche Bestätigung seines Todes
war bis jetzt nicht zu erlangen.
28) Theobald
Terks, Coburger,
aus Rosenau bei Coburg, beim Füsilier-Bataillon des thüring.
Inf.-Reg. Nr. 95, 11. Comp. ; am 6. Aug. 1870 bei Wörth
verwundet, angeblich in das Lazareth Sulz v. d. Wald gebracht,
aber trotz angestrengtester Nachforschungen nicht aufzufinden.
29) Amand
Rimbach, Weimaraner,
Sohn des Bürgermeisters von Geisa, Musketier beim thüring.
Inf.-Reg. Nr. 94, 4. Comp.; am 2. Decbr. zu Poupry bei Artenay
verwundet, Schuß im Unterleib. Seit diesem Augenblick weder
Lazareth- noch andere Nachricht.
30) Johann
Adam Hörnte, Badenser,
ans Helmstadt, Kreis Mosbach, beim großherzogl. badischen
Leib-Reg., 3. Bat., 11. Comp.; verwundet bei Courcelles, von wo
er am 1. Decbr. 1870 zum letzten Male schrieb. Bald daraus
führte ihn die Verlustliste unter den Vermißten auf.
31) Louis
Scheibner, Sachse,
aus Oelsnitz bei Lichtenstein, Serg. beim 1. sächs.
Jäger-Bataillon, 4. Comp.; verwundet am 1. Septbr. bei Sedan,
Kugel in die Brust, aber, nach dem Ausspruch der Aerzte und
Cameraden, nicht ohne Hoffnung auf Rettung. Seitdem weder Brief
noch Todtenschein.
32) Johannes
Teubner, Waldecker,
aus Odershausen bei Wildungeu, Pflegesohn des Lehrers Ferd.
Engelhard zu Dehringhausen, Arolsen, beim 3. hessischen
Inf.-Reg. Nr. 83, 9. Comp.; bei Sedan am 1. Septbr. 1870
verwundet, Schuß in die linke Schulter. Weder vom
Bataillons-Commando noch vom „Berliner
Central-Nachrichts-Bureau“ Nachricht zu erhalten.
33) Ernst
Gustav Döhler, Weimaraner,
aus Weida, beim thüring. Inf.-Reg. Nr. 94, 4. Comp.; am 4.
Decbr. angeblich bei Artenay durch das Kinn geschossen, wie ein
Camerad der Mutter mittheilte, einer armen Waschfrau, die noch
einen zehnjährigen schwächlichen Knaben zu ernähren hat und
deren Stütze der Vermißte war. Der junge Döhler war noch nicht
dienstpflichtig, er stellte sich freiwillig unter die Fahne; auf
die Abmahnungen seiner Mutter erwiderte er: „Liebe Mutter,
ich habe ja im schlimmsten Fall nichts zu verlieren, als die
Armuth und Dich!“
34) Hermann
Endorff, Preuße,
aus Aerzen bei Hameln, Provinz Hannover, Füsilier beim
Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2, 11. Comp.; seit dem
Gefecht bei St. Privat am 18. August 1870 so gänzlich
verschollen, daß sogar eine Stellungsordre von Seiten des
Regiments an ihn
erging, während die Verlustliste ihn als vermißt aufführt.
Um Nachricht bittet seine trostlose Mutter, eine Wittwe.
35) Friedrich
Max Aust, Sachse, aus
Leipzig, beim k. sächsischen Inf-Reg. Nr. 107, 1. Bat., 5.
Comp.; seit dem Ausfallsgefecht von Brie sur Marne am 2. Decbr.
verschollen.
36) Ferdinand
Krause, Preuße,
Stellmachermeister aus Deutsch-Crone in Westpreußen, als
Reservist beim pommerschen Linien-Inf.-Reg. Nr. 21, 9. Comp.;
machte sämmtliche Gefechte bei Belfort mit und wurde bei Dijon
verwundet. Seitdem warten Eltern, Frau und Kindchen vergeblich
auf eine Kunde von ihm.
37) H.
W. Gerold, Preuße, aus
Wernburg, Kr. Ziegenrück, als Maschinenmeister in Iserlohn
ansässig, beim westphäl. Jnf.-Reg. Nr. 56, 4. Comp.; am 16. Aug.
1870 bei Mars la Tour verwundet und seitdem vermisst.
38) Gustav
Bernbach, Badenser, Sohn
des Bürgermeisters zu Mieseln im Amt Schopfheim, beim 5.
badischen Inf.-Reg., 10. Comp.; am 17. Jan. in den Gefechten von
Chênebier und Hericourt verwundet und seitdem trotz aller
Nachforschungen nicht zu ermitteln gewesen.
39a) Gustav
Adolph Meyer, Badenser, aus
Freiburg im Breisgau, Camerad des Vorigen, ebenfalls beim 5.
bad. Inf.-Reg., 12. Comp.; in denselben Gefechten, bei Chênebier
und Hericourt verwundet und seitdem vermisst.
39b) Hermann
Pleus, Oldenburger, aus
Bergedorf im Amte Delmenhorst, beim oldenburg. Inf.-Reg. Nr. 91,
1. Comp.; er machte alle Märsche seiner Truppe mit, ohne dass
etwas Auffälliges an ihm bemerkt worden wäre, aber nach den
Gefechten bei Ladon, am 24., und Beaune la Rolande, am 28.
Novbr. 1870, stellte es sich heraus, dass er von Irrsinn
befallen war. Dennoch musste man ihn bei der Compagnie behalten,
da sich nirgends eine Gelegenheit, ihn unterzubringen, zeigte.
Am 6. Decbr endlich wurde er in dem Dorfe Chevilly beim Appell
vermisst und das Bataillon marschirte nun ohne ihn nach Orleans
weiter. Um so überraschender mußte seinen Eltern ein Brief
desselben aus Orleans sein, den Pleus am 18. Decbr. 1870
geschrieben, aber erst am 5. März 1871 zur Post gegeben und in
welchem er meldet, daß er munter und gesund sei und ein gutes
Quartier in Orleans habe. Das aber war und blieb auch bis jetzt,
trotz amtlicher Nachforschungen, das letzte Lebenszeichen, das
den Eltern von ihrem unglücklichen Sohne zugekommen ist.
40) Karl
Friedrich Eduard Guber, Altenburger, aus
Eisenberg, beim thüringer Inf.-Reg. Nr. 96, 7. Comp.; bei
Beaumont verwundet und seitdem verschollen.
41) Jens
Nikolai Jensen, Schleswig-Holsteiner, aus
Timmerick, Kreis Flensburg, bei der 1.
Artillerie-Mumtious-Colonne, schlesw.-holstein.
Feldartillerie-Reg. Nr. 9, 9. Armeecorps, 18. Division; seit dem
19. Aug. 1870, wo er den Seinen schrieb, daß sein Regiment mit
zur Belagerung von Metz beordert sei, ist keine Nachricht von
ihm weder an seine alten Eltern noch an seine junge Frau
gekommen, die seitdem Mutter geworden ist.
42) Ferdinand
Adolf Steiniger, Sachse, aus
Klein-Zschocher bei Leipzig, Unterofficier im 7. k. sächs.
Inf.-Reg. Nr. 106, 12. Comp.; in Folge des großen Ausfalls aus
Paris am 30. Nov. 1870 in der Verlustliste Nr. 3 als „schwer
verwundet“ aufgeführt; eine andre Nachricht war über sein Loos
nicht zu erlangen.
43) Wilhelm
Gutzschebauch, Sachse, aus
Pegau, 22 Jahre alt, Soldat des k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107,
7. Comp.; seit der Schlacht bei Villiers am 2. Dec. 1870
vermisst; der letzte Brief an seine Mutter, eine Wittwe, deren
Stütze er als der älteste Sohn gewesen, war von Champs d. 25.
Nov. datirt.
44) Louis
Schoppe, Braunschweiger, aus
Wolfenbüttel, bei dem Braunschweiger Hus.-Reg. Nr. 17; seit dem
16. Aug. 1870, nach dem Kampf bei Tronville, unweit Metz,
vermisst und nirgends gesunden.
45) Friedrich
Wilhelm Ludwig Limperg, Waldecker, aus
Corbach, beim 3. hessischen Inf.-Reg. Nr. 83, 12. Comp.; am 2.
Dec. v. J. in der Schlacht bei Orleans schwer verwundet und
seitdem verschollen.
46) Ferdinand
Hermann Heinrich Friedrich Everling, aus Hamburg, Musketier
im 2. Hanseatischen Inf.-Reg. Nr. 76, 7. Comp.; am 11. Dec. v.
J. als erster Ersatz von Hamburg freiwillig mit ausmarschirt,
musste am 5. Jan. d. J. krank in Chartres zurückbleiben und soll
einige Tage später in ein Lazareth aufgenommen worden sein.
Seitdem haben die alten Eltern, deren Stütze und Hoffnung dieser
Sohn war, nichts mehr über sein Schicksal erfahren.
47) Karl
Lange, Sachse, aus
Stötteritz bei Leipzig, 26 Jahre alt, beim k. sächs. Inf.-Reg.
Nr. 106, 12. Comp.; kam im August 1870 krank zurück, kehrte aber
schon am 23. Nov. zu seiner Truppe zurück und soll am 30. Nov.
bei Villiers vor Paris verwundet worden sein. Alle
Nachforschungen vergeblich.
48) Friedrich
Franz Lamm, Preuße, aus
Priarun bei Dessau, beim k. sächs. Jnf.-Reg. Nr. 105, 5. Comp.;
bei Sedan verwundet und verschollen.
49) Martin
Löffert, Hesse, aus
Hachborn, Musketier im 3. hessischen Inf.-Reg. Nr. 83, 1. Comp.;
seit der Schlacht bei Wörth beweint ihn seine unglückliche
Braut.
50) Johann
Georg Geiger, Badenser, aus
Ridetsweiler bei Meersburg am Bodensee, Soldat beim 1. badischen
Gren.-Reg., 2. Comp.; bei Nuits in die Brust verwundet und in
ein Lazareth in Dijon gebracht; seit der Räumung von Dijon durch
die badischen Truppen jedoch keine Nachricht mehr über ihn.
51) Christoph
Mohr, Baier, aus
Nürnberg, Vicecorporal im 7. k. bair. Inf.-Reg. Hohnhausen, 3.
Bat., 11. Comp.; bei Sedan am 1. Sept. 1870, laut ärztlicher
Feldkarte, schwer verwundet und in guter Pflege zu Gravelotte;
nach elf Tage späterer Nachricht befand er sich im Schlosse
Montvillers bei Sedan, einem Hülfslazareth englischer Aerzte,
und zwar mit durchschossener linker Schulter und zerschmettertem
rechten Oberarm. Die Briefe des zweiundsiebenzigjährigen Vaters
und anderer Verwandten kamen zurück; nach den Aufschriften
sollte der Verwundete bald in ein deutsches Lazareth, bald nach
Belgien geschafft worden sein, aber sichere Nachricht ist bis
heute noch nicht über diesen Vermißten zu erlangen gewesen.
52) W.
Knipping, Preuße, aus
Breckerseld, Kr. Hagen, ansässig in Lüdenscheid, Kr. Altena, 28
Jahre alt, beim 6. Thür. Inf.-Reg. Nr. 95, 9. Comp.; am 2. Oct.
1870 bei Chartres durch einen Schuß in das Gesäß und einen in
die Hand verwundet und in ein Lazareth nach Versailles
geschafft. Von da schrieb er zum letzten Mal an die Seinen,
deren einziger Ernährer er war. Ist keine tröstliche Kunde für
seine armen Lieben über ihn zu erlangen?
53) Gustav
Adolf Heeg, Sachse, aus
Ehrenfriedersdorf, 21 Jahre alt, Soldat beim k. sächs. 8.
Inf.-Reg. Nr. 107, 1. Comp,; seit der Erstürmnng von St. Privat
am 18. Aug. 1870 vermißt und nirgends zu finden. Die Hoffnung
des alten Vaters klammert sich an die wiederholt aufgetauchten
Nachrichten, daß noch jetzt außer anderen deutschen auch
sächsische Gefangene in Algier seien, und daß gar wohl auch sein
Sohn sich darunter befinden könne. Diese Hinweisung auf Algier
kommt übrigens nicht selten vor, und es wäre deshalb gut, wenn
obrigkeitlich darüber Aufklärung gegeben würde.
54) Karl
Eduard Reinhold Mayser, Preuße, aus
Lissa in Posen, einjährig-freiwilliger Reservist bei dem
westfälischen Füsilier-Reg. Nr. 37, 8. Comp.; seit der Schlacht
bei Wörth vermißt.
55) Georg
Mathias Hoerauf, Baier, aus
Gräfensteinberg, Bezirksamt Gunzenhansen in Mittelfranken,
Soldat im k. bair. 13. Inf.-Reg., 12. Comp.; am 2. Dec. 1870 in
der Schlacht bei Orleans verwundet – oder gefallen, darüber ist
keine Nachricht vorhanden.
56) Robert
Böttcher, Sachse, aus
Meißen, Soldat im Schützen-Regiment Nr. 108, 8. Comp.; seit der
Schlacht bei Brie vermißt.
57) Ferdinand
Wieghold, Preuße, aus
Wengern bei Witten an der Ruhr, beim 2. Garde-Regiment zu Fuß,
9. Comp.; am 18. Aug. 1870 bei St. Privat durch einen
Granatsplitter am Unterleib verwundet, am 19. in einem Lazareth
zu St. Marie aux Chênes gesehen, aber seitdem verschollen.
58) Bertram
Florentin Polack, Sachse, aus
Leipzig, Unterofficier im Schützen-Regiment Nr. 108, 5. Comp.;
beim großen Ausfall am 2. Dec. vor Paris angeblich von Cameraden
verwundet gesehen, aber seitdem verschwunden. Es ist sehr hart
für die arme Mutter, zwischen Hoffnung und Trauer so hinzuleben.
59) Franz
Unruh, Preuße, aus
Biesenthal im Kreis Ober-Barnim, Gefreiter beim 2.
Brandenburgischen Inf.-Reg. Nr. 12, 9. Comp.; soll am 6. Aug.
1870 beim Sturm auf die Spicherer Höhen verwundet worden sein;
eine andere Kunde ist den trauernden Eltern nicht zugekommen.
60) Gotthardt
Heuser, Hesse, aus
Kassel, preuß. Provinz Hessen-Nassau, Einjährig-Freiwilliger
beim preuß. Inf.-Reg. Nr. 83, 12. Comp.; am 2. Dec. 1870 bei
Artenay, nach einer Nachricht von Seiten der Compagnieführung,
leicht verwundet, nach der Verlustliste jedoch als „verwundet
unbekannt“ aufgeführt und leider bis heute nach Schicksal oder
Ende unbekannt geblieben.
61) Ferdinand
Zinkel, Weimaraner, aus
Neustadt a. d. Orla, Musketier beim Thür. Inf,-Reg. Nr. 94
Großherzog von Sachsen, 8. Comp.; einer der vielen Vermissten
von Wörth!
62) Otto
Kuhn, Preuße, aus
Berlin, Kammergerichts-Referendar, als Einjährig-Freiwilliger
beim Garde-Grenadier-Regimet Nr. 1, Kaiser-Alexander, 12. Comp.;
seit dem Sturm auf St. Privat vermißt. Nach Aussage seiner
Nebenmänner ist er noch Abends 8½ Uhr, als der Kampf schon
beendet war, gesehen worden. Beim Absuchen des Schlachtfeldes,
bei welchem seine Freunde besonders nach ihm suchten, sind alle
Leute der Compagnie bis auf ihn allein gefunden worden. Es liegt
demnach die Vermuthung nahe, daß er in französische
Gefangenschaft gerathen sei.
63) August
Foerster, Preuße, aus
Kouradswalde bei Laudeck, Grafschaft Glatz, bei dem
Königin-Elisabeth-Regiment, 11. Comp.; nach amtlicher
Mittheilung am 18. Aug. 1870 leicht verwundet, in ein
unbekanntes Lazareth gebracht und seitdem verschollen.
64) Paul
Wilhelm Stahl, Sachse, aus
Schneeberg, 19 Jahre alt, Einjährig-Freiwilliger beim k. sächs.
5. Inf.-Reg. Nr. 104, 9. Comp.; in der Schlacht von Gravelotte
bei St. Marie aux Chênes schwer im Halse verwundet, und nach der
protocollarischen Aussage des Feldwebels und eines
Unterofficiers von Beiden noch am Abend nach der Schlacht in der
einzigen Verbandstation zu St. Marie aux Chênes gesehen und
gesprochen und noch kräftig befunden. Am nächsten Morgen wollte
der Feldwebel seinen Besuch bei den Verwundeten wiederholen,
fand ihn aber nicht mehr, auch nicht bei den Todten, die
sämmtlich erst am dritten Tage nach der Schlacht beerdigt worden
sind. Noch vom 18. Aug. datirt eine Feldpostkarte Stahl’s an
seine Eltern, in welcher er sich bitter darüber beklagt, noch
kein einziges Liebeszeichen von ihnen erhalten zu haben; alle
Briefe derselben an ihn waren zurückgekommen mit der Bemerkung:
„Aufenthalt unbekannt.“
65) Ernst
Weinert, Sachse, beim
k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 3. Comp.; dringend gesucht von
dem eben selbst erst vom Feldzug zurückgekehrten Emil
v. Henning.
66) August
Andreas Müller, genannt
Müller der Zweite, Preuße, aus
Bollstedt bei Mühlhausen in Thüringen, bei dem preuß. Inf.-Reg.
Nr. 31, 11. Comp.; seit der Schlacht bei Beaumout, 30. Aug.,
vermißt.
67) Friedrich
Wilhelm Rößler, Preuße, beim
Magdeburgischen Kürassier-Regiment Nr. 7, 5. Escadron; vermißt
seit dem großen Reitergefecht bei Vionville am 16. Aug. 1870.
68) Gottlob
Najork, Preuße, aus
Bohrau bei Forst, Kreis Soran, Musketier beim 6.
Brandenburgischen Inf.-Reg. Nr. 52, 4. Comp.; in der
Verlustliste Nr. 20 als bei Vionville am 16. Aug. verwundet und
im Lazareth zu Gorze befindlich aufgeführt, aber seitdem für
seine junge Frau, seine zwei Kindchen und die alten Eltern
spurlos verschwunden.
69) Philipp
Ungeheuer, Nassauer, Bäcker
aus Grävenwiesbach im preuß. Reg-Bez. Wiesbaden, bei dem 2.
Thüringer Inf.-Reg. Nr. 32, 1. Comp.; seit Wörth vermißt.
70) Martin
Friedrich Wilhelm Schulz (der
Siebente), Preuße, aus
Göritz a. d. Oder, Reservist beim 5. Brandenburgischen Inf-Reg.
Nr. 48, 11. Comp.; am 16. Aug. 1870 bei Vionville und Rezonville
oder Gorze verwundet und ebenfalls für seine kranke Frau, zwei
Kindchen und eine alte Mutter seitdem spurlos verschwunden.
71) Julius
Kornagel, Sachse, aus
Grasdorf bei Taucha, unweit Leipzig, beim k. sächs. Inf.-Reg.
Nr. 107, 6. Comp.; aus Moyeuvre, an der Straße von Metz nach
Diedenhofen, erhielt die Mutter K.’s einen Brief vom 20. Aug.
datirt und von fremder Hand geschrieben, folgenden Inhalts:
„Liebe Mutter, ich theile Dir hierdurch mit, daß ich am Leben
bin und in einigen Wochen ganz gesund zu sein hoffe. Ich bin am
18. d. M. durch einen Schuß in den rechten Unterschenkel
verwundet, die Kugel ist durch das Bein gegangen und hat den
Knochen verletzt. Der Arzt sagt, es werde Alles wieder gut
werden. Ich bin von Franzosen auf dem Schlachtfeld gefunden und
hier in ein französisches Lazareth gebracht worden, wo man mich
sehr gut pflegt und behandelt. Heute sind preußische Truppen
durchgekommen und hat ein preußischer Officier diese Worte für
mich geschrieben. Französische Soldaten sind nicht mehr hier. Es
grüßt Dich Dein Sohn etc.“ Wohin ist dieser Verwundete gekommen?
72) Adam
Kafitz, Baier, aus
Neukirchen im Bezirksamt Kaiserslautern in der Rheinpfalz, beim
2. bair. Armeecorps, 6. Inf.-Reg., 5. Comp.; am 1. Sept. 1870
Nachmittag 4 Uhr im Dorfe Balan bei Bazeilles vermißt und
seitdem verschollen.
73) Johann
Gottlieb Ernst Lange, Preuße, aus
Leschwitz bei Görlitz, beim westfälischen Füsilier-Regiment Nr.
37, 8. Comp.; seit Wörth vermißt.
74) Valentin
Schiefer, Baier, aus
dem Landgericht Wegscheid in Niederbaiern, beim 2. Inf.-Reg.; am
9. Nov. 1870 bei Orleans verwundet und wahrscheinlich in
französische Gefangenschaft gerathen. Seine arme alte Mutter
bittet dringend um irgend eine Nachricht über ihren Sohn.
75) Friedrich
August Marhold, Sohn
des Leinewebers Ferd. Marhold in Insterburg, beim 2. thür.
Inf.-Reg. Nr. 32, 12. Comp.; bei Orleans verwundet, kam dort in
ein Lazareth und war, als nach dem Rückzuge v. d. Tann’s Orleans
nach kurzer französischer Herrschaft wieder in die Hände der
Deutschen fiel, spurlos verschwunden. Die
Soldaten erzählten: eine Anzahl deutscher Gefangener sei auf
eine französische Insel abgeführt worden, einige hätten sich auf
ein preußisches Schiff gerettet, der Rest möge sich wohl noch
dort befinden. Dieser Glaube, daß noch viele deutsche Gefangene
von den Franzosen zurückgehalten würden, erhält sich so fest,
daß es wohl der Mühe werth wäre, dort scharfe Nachfrage zu
halten.
76) Ferdinand
Gustav Heinker, Sachse, aus
Geschwitz bei Rötha, Kr. Leipzig, beim 7. Inf.-Reg. Nr. 106, 11.
Comp., seit dem Gefecht bei Brie, am 30. Nov. 1870, vermißt.
77) Wilhelm
Marder, Preuße, aus
Hohenfels im Kreise Friedland, Reservist beim 33. ostpreuß.
Inf.-Reg-, 12. Comp.; laut Feldpostbrief vom 23. Dec. 1870 in
einem Lazareth zu Amiens. Später sind alle Nachforschungen der
Ministerialbehörden und des Regiments ohne Erfolg geblieben.
78) Friedrich
Zimmer, Preuße, Schuhmacher
aus Königsberg i. Pr., beim 33. ostpreuß. Inf.-Reg., 3. Comp.;
seil dem Gefechte bei Pison unweit Amiens, am 3. Jan. d. J.,
vermißt.
79) Karl
Wilhelm Moritz Welte, Preuße, aus
Iserlohn, Füsilier beim westphäl. Inf.-Reg. Nr. 16, 12. Comp.;
erhielt am 28. Nov. 1870 bei Beaune la Rolande einen Schuß in
die Brust und kam in ein dortiges Lazareth. Auch er, wie so
viele Hunderte, verschwand aus dem Lazareth, ohne daß irgend
Jemand von der betr. Militär- und Medicinalbeamtenschaft etwas
davon weiß.
80) Adolf
Söllner, Preuße, aus
Magdeburg, Wehrmann beim 4. combinirten Landwehr-Regiment Nr.
58, 1. Comp.; seit dem 7. Oct. verschollen.
81) Gustav
Robert Elsser, Sachse, ans
Lausigk, beim sächs. Inf.-Reg. 106, 7. Comp.; erhielt am 30.
Nov. 1870 einen Schuß durch die rechte Hand, war in der
Verlustliste richtig genannt und ist dennoch seitdem
verschollen.
82) Friedrich
Kimmann, Preuße, aus
Wunstorf bei Hannover, Füsilier beim
Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiment, 10. Comp.; als
„vermißt“ aufgeführt nach der Schlacht bei Gravelotte, 18. Aug.
1870.
83) Karl
August Weis, Sohn
des Metzgers J. Gg. Weis in Ummerstadt im Herzogth. Meiningen,
Musketier beim 2. nassauischen Inf.-Reg. Nr. 88, 7. Comp.; seit
der Schlacht bei Wörth verschollen.
84) Friedrich
Wilhelm Hüttenrauch, Weimaraner, aus
Wormstedt bei Dornburg, beim thür. Reg. Nr. 94 Großherz. v.
Weimar, 1. Bat. (welche Comp.?); ebenfalls bei Wörth vermißt.
85) Friedrich
Reck, Preuße, aus
Warzinavalle, Kr. Lötzen, Reservist beim 6. ostpreuß. Inf.-Reg.
Nr. 43, 11. Comp.; seit dem 14. Aug. 1870 als „vermißt“
bezeichnet und weiter keine Nachricht über sein Schicksal.
86a) Jacob
Schwarz, Preuße, aus
Frechenhausen, Kr. Biedenkopf, Prov. Hessen-Nassau, beim
Inf.-Reg. Nr. 88, 12. Comp.; bei Wörth leichte Beinwunde, laut
Verlustliste, aber dennoch spurlos verschwunden.
86b) Heinrich
Scherer, Preuße, aus
Achenbach, Kr. Biedenkopf, beim Inf.-Reg. Nr. 83, 4. Comp.;
ebenfalls seit Wörth vermißt und nirgends eine Nachricht zu
erhalten.
87) Johann
Joachim Heinrich Beuge, Preuße, aus
Peenemünde bei Cröslin Musketier beim 1. niederschles. Inf.-Reg,
Nr. 46, 6, Comp.; – am 1. Sept. 1870 bei Sedan, laut
Verlustliste, Schuß durch die linke Hand und in die Brust; zwei
Cameraden brachten ihn zum Verbandplatz, von diesem Augenblick
an schweigt jede Nachricht über ihn.
88) Oscar
Robert Wurzner, Sachse, aus
Schmalzgrube bei Jöhstadt im sächs. Erzgebirge, beim k. sächs.
Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100, 10. Comp.; erhielt am 2. Dec.
1870 im Gefecht bei Billiers einen Schuß in den Unterleib, durch
die Krankenträger zum Verbandplatz geschafft, aber in keinem
Lazareth zu erfragen gewesen.
89) Wilhelm
Schmer, Preuße, aus
Straßebersbach, Amt Dillenburg, Provinz Hessen-Nassau, beim 86.
Inf.-Reg., 5. Comp.; seit Wörth vermißt und von seiner armen
alten Mutter beweint.
90) H.
F. Schürmann, Preuße, aus
Garenfeld bei Dortmund, beim 3. westphäl. Inf.-Reg. Nr. 16,
Unterofficier aus der 1. Comp.; er schrieb zuletzt aus
Thioncourt bei Metz am 15. Aug. v. J., ward aber bald darauf in
den Verlustlisten als vermißt aufgeführt und ist seitdem
verschollen.
91) Ernst
Moritz Obendorf, Sachse, aus
Linda bei Brand, beim k. sächs. Leib-Grenadier-Reg. Nr. 100, 2.
Comp.; wurde, laut Verlustliste, bei Sedan schwer verwundet. Wie
so hundertfach ist dies die einzige Nachricht, welche den Lieben
in der Heimath zu Theil wurde.
92) Gustav
Robert Schulz, Preuße, aus
Bunzlau in Schlesien, Reservist und Gefreiter beim 1. westpreuß.
Inf.-Reg. Nr. 6, 10. Comp.; seit Wörth keine Spur mehr von ihm
zu finden.
93) Louis
Julius Theodor Schoppe, Braunschweiger, aus
Wolfenbüttel, beim braunschw. Hus.-Reg. Nr. 17, 2. Escadron; in
der Schlacht bei Vionville, am 16. Aug. 1870, stürzte er mit dem
Pferde, mußte beim Herannahen feindlicher Truppen zurückgelassen
werden und ward, als die Unsrigen wieder Herren des Feldes
wurden, weder unter Todten noch Verwundeten gefunden. Die
Angehörigen müssen an die Gefangenschaft des „Vermißten“
glauben, und das Schicksal der deutschenGefangenen
ist eben noch so äußerst ungewiß.
94) Hermann
Schutz, Preuße, aus
Suhl, Füsilier bei dein 3. thür. Inf.-Reg. Nr. 71, 12. Comp.; am
19. Sept. 1870 bei dem Ausfallsgefecht von Pierrefitte vor Paris
schwärmte er unter dem Schützenzuge mit aus und kam nicht mit
zurück. Keine Verlustliste nennt ihn. Diese Ungewißheit des
Schicksals ist die schrecklichste Pein so vieler Angehörigen und
hier eines greisen Vaters, der im einzigen Sohne seine letzte
Stütze verloren hat.
95) Heinrich
Heyn, Gothaner, aus
Elgersburg in Thüringen, beim 6. thür. Inf.-Reg. Nr. 95; bei
Wörth schwer verwundet und verschollen. Aus der Schlacht von
Langensalza (1866) war er glücklich heimgekommen. Er war der
Stiefsohn des Tischlermeisters Hellmundt in Elgersburg, dessen
rechter Sohn in demselben Feldzuge, bei Chartres, aus
Unvorsichtigkeit von seinem Nebenmann erschossen wurde.
96) Karl
Georg Wagner, Meininger, aus
Walldorf, beim 2. thür. Inf.-Reg. Nr. 91, 3. Comp.; bei Wörth verwundet,
ward er in der Verlustliste nach Lazareth Morsbrunn verlegt,
schrieb aber schon am 11. Aug. aus Lazareth Dürrenbach einen
beruhigenden Brief an seine Eltern. Wenige Tage darnach soll das
Lazareth Dürrenbach aufgehoben worden sein, – den armen Eltern
ward aber kein Wort der Nachricht über das Schicksal ihres
Sohnes zu Theil noch bis diese Stunde.
97) Wilhelm
Land, Preuße, aus
Medzibor in Schlesien, beim 3. niederschles. Inf.-Reg. Nr. 50,
5. Comp.; seit der Schlacht bei Wörth vermißt. Die geringste
Kunde über seine letzte Lebensstunde wäre schon ein Trost für
die Seinigen.
98) Ernst
Julius Albrecht, Sachse, aus
Stadt Wehlen, Reservist beim sächs. Schützenregiment Nr. 108, 7.
Comp.; letzter Brief vom 27. Nov. 1870; in der Schlacht bei
Villiers kämpfte er an der Seite seiner Cameraden, aber Niemand
weiß, ob er verwundet oder geblieben ist, und vergeblich sehnen
Gattin und Kinder sich nach einer Kunde über ihn.
99) Georg
Zinke (oder
Linke?), Preuße, aus
Duderstadt, Prov. Hannover, beim 2. schles. Grenadierregiment
Nr. 11, 9. Comp.; seit dem 16. Aug. nach der Schlacht bei Mars
la Tour vermißt und verschollen.
100) Karl
Barth, Baier, aus
Reschach bei Lindau am Bodensee, Gefreiter im k. bair. 12.
Inf.-Reg., 1. Bat.; erkrankte am Typhus am 4. Oct. 1870, lag
erst in einem bairischen Lazareth vor Paris und soll später nach
Corbeil gebracht worden sein. Aber schon seit dem 6. Oct. hören
die Nachrichten über ihn auf.
101) Jacob
Bannik, Preuße, aus
Rhein in Ostpreußen, beim 2. ostpreuß. Grenadierregiment Nr. 3,
11. Comp.; nach der ersten Schlacht bei Metz, am 14. Aug., in
der Verlustliste als „vermißt“ bezeichnet und seitdem
verschollen.
102) Ernst
Gottlob Günther, Württemberger, aus
Nagold im Schwarzwaldkreis, beim 2. Jägerbataillon, 2. Comp.;
seit dem 2. Dec. vor Paris vermißt; nach den Aussagen seiner
Cameraden soll er in die Marne gestürzt, nach Anderen dort
beerdigt worden sein. Lebt kein Camerad, welcher der alten
Mutter bestimmte Kunde geben kann?
103) Friedrich
Reinecker, Preuße, aus
Bitterfeld, Unterofficier im Schützenregiment Nr. 108, 2. Comp.;
am 2. Dec. 1870 vor Paris verwundet, laut Verlustliste, aber
nirgends aufzufinden gewesen.
104) Karl
Golz, Preuße, ans
Blankenburg bei Prenzlau in der Uckermark, beim 2.
Garde-Dragoner-Regiment, 4. Escadron; seit dem 16. Aug. 1870,
nach der Schlacht bei Mars la Tour, wo er verwundet worden sein
soll, vermißt.
105) Ferdinand
Handschuh, Meininger, aus
Bibra, beim thüring. Infanterieregiment Nr. 95, 6. Comp.; er
schrieb noch am 6. Sept., also nach der Schlacht von Sedan, an
seinen Schwiegervater, den Gärtner der Villa Köppen in Coburg,
Nic. Brehm, aber die Antwort desselben kam mit der Bemerkung
zurück: „auf dem Marsch erkrankt, Lazareth unbekannt“. Nach
einer Ermittelung des Berliner Centralnachweisungsbureau ist H.
nach seiner Erkrankung in das Preuß. LazarethCorbeil gekommen.
Was dann aus ihm geworden, haben die Angehörigen nicht erfahren
können.
106) Ferdinand
Richard Becker, Sachse, aus
Leipzig, Gefreiter im Schützenregiment Nr. 108, 1. Comp.; laut
Verlustliste am 2. December 1870 bei Brie durch einen Schuß in
die Schulter schwer verwundet und dann nirgends wieder zu
finden.
107) Franz
Schubert, Preuße, aus
Reisen in Posen, Brauereigehülfe in Berlin, Reservist beim
braudenb. Füsilierregiment Nr. 35, 3. Comp.; seit der Schlacht
von Vionville vermißt. Die alten Eltern sind über diese
Schickfalsungewißheit um so mehr zu beklagen, als ihr zweiter
Sohn im sächs. Schützenregiment Nr. 103 bei Sedan den Heldentod
starb. Beide Söhne waren brave Menschen und die einzigen Stützen
der Familie.
108) Franz
Louis Franke, Sachse, ans
Reichenbrand bei Zwickau, Gefreiter im Schützenregiment Nr. 108,
10. Comp.; seit dem Gefecht bei Brie, am 2. December 1870,
vermißt.
109) Friedrich
August Zimmermann I., Preuße, aus
Weißenfels, Buchbindergehiilfe, beim 4. thüring.
Infanterieregiment Nr. 72, 11. Comp.; in der Schlacht bei Mars
la Tonr verwundet und seitdem vermißt, denn eine Angabe der
Verlustliste Nr. 224, daß derselbe im Lazareth zu Kassel am 15.
Sept. v. J. gestorben sei, hat sich nicht bestätigt. Wo nun
weiter suchen? –
110) Reinhold
Hanke, Preuße, aus
Kuschlau bei Breslau, Krankenträger beim Sanitätsdetachement der
12. Division, Armeecorps VI,
soll am 6. März d. J. aus dem Lazareth zu Corbeil entlassen
worden sein, um mit einem Reconvalescenten-Transport nach
Deutschland befördert zu werden; seitdem vollständig
verschollen.
111) Kaspar
Friedrich Petter, Preuße, aus
Fambach im Kr. Schmalkalden, Gefreiter im Infanterieregiment Nr.
83, 4. Comp.; bei Wörth durch einen Schuß in Schulter und Kopf
verwundet und seitdem verschollen.
112) Oscar
Alb. Julius Schilg, Sachse, aus
Leipzig, beim sächs. Infanterieregiment Nr. 106, 12. Comp.; nach
dem Ausfall der Franzosen am 30 Nov. v. J. vermißt. Der Vater
desselben, Karl Schilg, Packmeister an der Magdeburg-Leipziger
Eisenbahn, schreibt: „Am Leibe hatte er unzweifelhaft seine Uhr
(silberne Anker, Pariser Fabrik, in ‚treize Rubines‘ laufend)
und sein braunes Leder-Geldtäschchen am weißleinenen Bande um
den Hals, womit er weder von Freund, noch Feind verscharrt sein
dürfte. Für Einsendung dieser mit Nachricht, wie auch für seine
Brieftasche, worin unter Anderem auch Adreßkarten waren, zahle
ich 50%n über Werth, für sein Dienstbuch einen Thaler und
Kosten, um Beweis über Verbleib des Sohnes und sichere Nachricht
zu erhalten. Strengste Discretion zugesichert.“ Wir theilen dies
gern hier mit und wünschen bessern Erfolg, als sich bei der
großen Zahl sogenannter „Universalerben“ der Schlachtfelder
erhoffen läßt.
113) Emil
Otto, Preuße, aus
Hamm in Westfalen, Bildhauer in Berlin, Gefreiter beim
westfälischen Füsilierregiment Nr. 37, 4. Comp.; focht bei
Weißenburg und Wörth mit, wurde beim ersten Vorgehen des
Regiments bei Erstürmung der Weinberge verwundet und seitdem
nicht mehr gesehen; nach anderen Vermuthungen soll er in der
Saner ertrunken sein.
114) Ernst
Gustav Peschel, Sachse, aus
Neu-Eiban bei Herruhut, beim k. sächs. Infanterieregiment Nr.
106, 7. Comp.; am 30. Nov. 1870 nach dem Kampf bei Villiers
vermißt; er soll, ohne Verwundung, beim Zurückmarsch vom Zug
abhanden gekommen sein. Die Wittwe des Mannes bedarf des
Todtenscheines, um die volle staatliche Unterstützung zu
erhalten.
115) Friedrich
Gustav Mähler, Weimaraner, aus
Apolda, beim thüring. Infanterieregiment Nr. 94, 3. Comp.;
einziger Sohn einer armen Wittwe und seit Wörth spurlos
verschwunden.
116) Gottlob
Wilhelm Hientsch, Preuße, aus
Alt-Scherbitz bei Schkeuditz, beim 4. thüring.
Infanterieregiment Nr. 72, 9. Comp.; soll, nach Aussagen seiner
Cameraden am 16. August v. J. bei Gorze schwer verwundet worden
sein. Eine andere Nachricht ist der alten kränklichen Mutter
über ihr einziges Kind nicht zugegangen.
117) Bernhard
Fürchtegott Kaiser, Sachse, aus
Leisnig, beim sächs. Infanterieregiment Nr. 108, 9. Comp.; nach
den Verlustlisten am 30. Nov. oder 2. Dec., wahrscheinlich bei
Brie s. M., leicht verwundet. Pakete an ihn kamen anfangs Januar
mit der Bemerkung zurück: „Adressat verwundet, Lazareth
unbekannt“. Von dem Auskunftsbureau des Internationalen
Hülfsvereins für das Königreich Sachsen kam, auf Anfragen, am 7.
Febr. d. J. die Nachricht: „am 30. Januar 71 aus dem Lazareth zu
Chalons als Reconvalescent nach Deutschland evacuirt“. Mehrere
Anfragen an denselben Verein blieben ohne Erfolg und ein Brief
des LazarethdirectorDr. Lagus
in Chalous zeigte nur an, „daß in den dort geführten Listen der
Vermißte nicht zu finden sei“. Da wandten sich die Ungehörigen
am 8. Juni d. J. an die Medicinal-Abth. des Kriegs-Ministeriums
in Berlin und erhielten am 12. Juli d. J. die Antwort: „daß in
den Listen der Barackenlazarethe vnu Chalons der Name nicht zu
finden sei“. – Drängt sich, diesen Fall vor Augen, nicht die
Frage auf: „Werden keine Listen über die transportirten
Verwundeten geführt und wird es den Angehörigen nicht angezeigt,
wenn einer der Ihrigen auf dem Marsch oder Transport zu Grunde
geht?“ Der einzige Wunsch der trostlosen Hinterbliebenen ist, zu
wissen, was aus ihren Lieben im Feld geworden ist, – es ist so
entsetzlich wenig für den ungeheuren Verlust, – und nicht
einmal Das wird
in so traurig vielen Fällen ihnen gewährt! Woran liegt das? – –
118) Heinrich
Kallmeyer, Preuße, aus
Lipprechtrode bei Bleicherode im Kr. Nordhausen, Musketier beim
thüring. Infanterieregiment Nr. 71, 8. Comp.; am 2. Sept. bei
Sedan verwundet, schrieb darnach: „Liebe Eltern! Ganz nahe bei
der Festung Sedan an der belgischen Grenze bin ich von einer
französischen Kugel in den linken Oberschenkel getroffen worden.
Ich liege in einem Nebengebäude des Schlosses von Bazeilles,
eine Stunde von Sedan, fühle mich jedoch ziemlich kräftig und
glaube, daß ich bald wieder hergestellt werde. Euer Heinrich.“
Später wurde er in die Lazarethe Montvilliers bei Bazeilles und,
am 10. Sept., nach Brévilly „evacuirt“ – und ist seitdem für
seine Angehörigen spurlos verschwunden. Derselbe Fall, wie oben!
Auch dieselbe Frage, – aber wer giebt die Antwort?
119) Paul
Hugo Hey, Preuße, aus
Berlin, Unterofficier im niederrheinischen Füsilierregiment Nr.
39, 12. Comp.; am 6. August 1870 bei Forbach verwundet und, laut
Verlustliste, in das Lazareth zu Saarbrücken geschafft – und
verschollen! – Seine Mutter, eine Wittwe, klammert sich an der
Hoffnung fest, daß ihr Sohn doch wohl als Gefangener noch
irgendwo leben könne.
120) Konrad
Frischer, Preuße, aus
Mühlheim im Kr. Berncastel, beim 4. Garde-Grenadierregiment
Königin Elisabeth, 1. Comp.; bei St. Privat verwundet. Cameraden
sahen, wie er aus der Schlacht getragen wurde. Weiteres hat
seine junge Frau trotz aller Bemühungen nicht erfahren können.
121) Karl
Hermann Zill, Sachse, aus
Lichtenstein, zuletzt in Hohenstein wohnhaft, beim 5. k sächs.
Infanterieregiment Nr. 105, 4. Comp.; bei St. Privat mit im
Gefecht und seitdem von Braut und Eltern als Vermißter beweint.
122) Fritz
Oppelt, Baier, aus
Windsheim, Studirender der Architektur aus der Akademie in
Carlsruhe und Mitglied der Burschenschaft Tentonia das.,
Einjährig-Freiwilliger beim k. baier. Infanterie-Leibregiment
(welche Comp.?); bei Orgères verwundet, angeblich im
Feldlazareth Nr. 9 in Baigneaux gestorben. Vergeblich hat eine
Schwester desselben Leichnam oder Nachlaß, namentlich das
Notizbuch, des einzigen Bruders in Baigneaux, Orgèwes und
Orleans gesucht. Die Lazarethe sind abgebrochen, die Todten
verscharrt und ihr Eigenthum verschwunden, – und auch dies in so
unzählig vielen Fällen! –
123) Julius
Schwarz, Preuße, aus
Alexen bei Mehlanken, Reg. Bez. Königsberg, beim 7. westfäl.
Inf.-Reg. Nr. 56, 3. Comp.; – am 9. Januar 1871 bei der
Verfolgung der Franzosen nach der schweizer Grenze unweit dem
Dorfe Pierrère von zwei Kugeln getroffen. – „Ich habe ihn aus
meiner Armuth während des Feldzugs noch mit Vielem unterstützt,
wo er mir reichlich erstatten wollte, aber leider mein Sohn ist
hin, und da stehe ich jetzt verlassen und verarmt mit noch vier
unerzogenen Kindern“ – so schreibt die Mutter des Vermißten,
Rosina Schwarz in Alexen.
124) Karl
Domeyer, Baier, aus
Kreußen, Soldat im 3. Inf.-Reg., 11. Comp., beim I. baier.
Armeecorps; am 11. Oct. v. J. in der Schlacht bei Orleans am
rechten Arm verwundet, soll in ein Lazareth in der Nähe der
Stadt gebracht worden sein, ist aber verschollen.
125) Friedrich
Carl, Baier, aus
Weißenstadt, Soldat im 14. baier. Inf.-Reg., 4. Comp.; soll nach
der Schlacht von Sedan auf dem Marsch nach Paris nebst noch fünf
Cameraden erkrankt und in ein französisches Lazareth, angeblich
Rosoy(?), 2 bis 3 Tagereisen von Paris(!), gebracht worden sein.
Das ist Alles, was der tiefbetrübte Vater über seinen Sohn
erfahren konnte.
126) Ernst
Moritz Bielich, Sachse, aus
Rammenau bei Bischofswerda, Soldat im Inf.-Reg. Nr. 103, 1.
Comp.; bei Sedan am 1. Sept. 1870 am Fuß verwundet, kam, laut
Verlustliste, in ein Lazareth in Bazeilles und ist seitdem für
seine Mutter und seinen glücklich aus dem Kriege heimgekehrten
Bruder verschwunden.
127) Christian
Heinrich Hermann Behrens, Braunschweiger, Einjährig-Freiwilliger,
Gefreiter beim braunschw. Inf.-Reg. Nr. 92,3 Comp.; am 5.
December 1870 bei Neuville am Fuß leicht verwundet und seitdem
vermißt.
128) Julius
Richard Lange, Sachse, aus
Oschatz, Soldat im k. sächs. Inf.-Reg. Sir. 107, 3. Comp.; er
zog mit Todesahnung in den Krieg. Als die Leipziger 107er mobil
gemacht wurden, besuchte er noch einmal seine Eltern, ließ Uhr,
Ring und sein bestes Portemounaie zu Hause – und vom Ausmarsch
an correspondirte er fast täglich mit den Seinen und zwar auch
noch am 18. August kurz vor seinem letzten Kampf bei St. Privat.
Diese Correspondenzkarte kam, von anderer Hand mit dem Zusatz
„Gefunden“ versehen, an und enthielt die Bemerkung: „Wenn ich
fallen sollte, liebe Eltern, so seht, daß Ihr mein Notizbuch
erhalten könnt, denn das ist mein Vermächtnis.“ Dieser Wunsch
ging bis jetzt nicht in Erfüllung, wie sehr auch die Eltern und
Cameraden des Vermißten sich darum bemühten. Besonders ist nun
der Finder der
letzten Feldpostkarte Lange’s gebeten, den Angehörigen nähere
Mittheilungen zu machen.
129) Hermann
Pohl, Preuße, aus
Pohlsdorf, Kreis Neumarkt in Schlesien, zuletzt als
Fabrikschmied in Schweidnitz, nachdem er in den Feldzügen von
1864 und 1866 glücklich mitgekämpft, kam er 1870 als Reservist
zum 2. schles. Gren.-Reg. Nr. 11, 12. Comp. Die letzte Nachricht
gab er seiner Gattin am 14. August 1870 vor der Schlacht bei
Gorze. Hier wurde er verwundet und soll, nach dem Bericht des
Central Nachweise Bureaus in Berlin, erst im Lazareth zu Gorze,
später in Orleans gelegen haben und dort sogar am 21. Februar
1871 als geheilt entlassen worden sein. Und trotz alledem spurlos
verschwunden!
130) Eberhard
Ricke, Preuße, aus
Hirschberg in Schlesien, Reservist beim 2. niederschles.
Inf-Reg. Sir. 47, 9. Comp.; er soll am 19. Sept. 1870 bei
Bicêtre durch Schuß in den Oberschenkel schwer verwundet und von
bairischen Krankenträgern in ein Gehöft zum Verbandplatz
getragen worden sein; die Verlustlisten lassen ihn in Bièvre im
Lazareth liegen und als Verwundeten sogar nach Deutschland
befördert worden sein – aber verschollen ist er doch!
131) Oskar
Rudolf Franz, Sachse, aus
Adorf, Soldat beim 5. k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 104,. 10. Comp.;
ein kurzes, traurig kurzes Soldatenleben: Franz mußte,
zweiundzwanzig Jahre alt, am 1. October 1870 in Dresden als
Recrut sich stellen, wurde am 22. Nov. mit anderer
Ersatzmannschaft nach Frankreich befördert, kam am 27. Nov.
gesund in Chelles an, schrieb dort seinen ersten und letzten
Feldpostbrief, denn schon am 30. Nov. und 2. Dec. bei den großen
Ausfällen aus Paris in’s Feuer geführt, ist er seitdem vermißt
und verschollen.
132) Paul
Römer, Preuße, aus
Hehlrath bei Eschweiler, Reg.-Bez. Aachen, beim 25. preuß.
Inf.-Reg., 6. Comp.; am 9. Januar 1871 bei Viller-Sexel schwer
verwundet, seitdem vermißt.
133) Karl
Richard Claußnitzer, Sachse, aus
Ebersbach bei Döbeln, beim 8. k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 107, 1.
Comp.; am 18. August 1870 bei St. Privat verwundet und
verschollen.
134) Moritz
Herb, Baier, aus
Zell bei Memmingen, Corvoral beim 3. Inf.-Reg., 5. Comp.; seit
den Gefechten um Orleans am 4. Dec. 1870 vermißt.
135) Hans
Heinrich Oskar Rauch, Sachse, aus
Schmölln bei Altenburg, Kaufmann, Unterofficier im k. sachs.
Inf-Reg. Nr 105, 7. Comp.; am 18. August bei St. Marie aus
Chênes bei Metz durch Schuß in den Kopf verwundet; ein
Unterofficier will ihn im Lazareth von St. Marie noch am 19.
lebend gefunden haben. Todtenschein kam nicht.
136) Julius
Edwin Müller. Sachse, aus
Rittersgrün, Gefreiter beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 104, 12.
Comp.; seit dem Sturm auf St. Privat vermißt.
137) Christian
Schulz, Preuße,
aus Kassel, Musketier im 1. Hess. Inf.-Reg. Nr. 81; wurde am 3.
Oct. mit 104 Mann Ersatzmannschaft vor Metz transportirt,
erhielt dort am 7. einen Schuß in den Unterleib und ist seitdem
verschollen.
138) Wilhelm
Pohlmann, Preuße, aus
Adorf, beim hess. Inf.-Reg. Nr. 83, 9. Comp.; seit Wörth
vermißt.
139) Karl
Dietsch, Preuße, aus
Elbitz im Mannsfelder Seekreis, bei den Gardeschützen; am 18.
August bei Metz schwer verwundet und in keiner Verlustliste
genannt.
140) Otto
Johann Moritz Wulff, Preuße, aus
Rothmühl, Kreis Grimmen, Reg.-Bez. Stralsund, Füsilier im
Kaiser-Alexander-Garde-Gren.-Reg. Nr. 1, 12. Comp.; am 18.
August 1870 vor Metz verwundet. Die Eltern und Geschwister
setzen ihre letzte Hoffnung auf die Erlösung der deutschen
Gefangenen in Algier(!).
141) Friedrich
Wilhelm Huckenbeck, Preuße, aus
Radevormwald, Musketier im 57. Reg., 6. Comp.; im Gefecht bei
Beanne la Rolande am 28. Nov. 1870 durch Schuß in’s Kreuz
verwundet.
142) Richard
Schweflinghaus, Preuße, aus
Remscheid, Musketier beim 56. Reg., 7. Comp.; seit der Schlacht
von Mars la Tour vermißt.
143) August
Wilhelm Kötter, Preuße, aus
Lüttringhausen, Gefreiter im 39. Reg., 3. Comp.; bei Saarbrücken
Schutz in den Oberschenkel. Verschollen.
144) Karl
Klein, Preuße, aus
Wermelskirchen, Füsilier beim 16. Reg., 12. Comp.; seit Mars la
Tour vermißt.
145) Louis
Alfred Clauberg, Preuße, aus
Malchow in Mecklenburg, Gefreiter im 1. schles. Jägerbataillon
Nr. 5, 1. Comp.; bei Wörth, am 6. August 1870, schwer im linken
Oberschenkel verwundet, laut Verlustliste, aber seitdem spurlos
verschwunden.
146) Friedrich
Lorenz, Preuße, aus
Wanfried, Füsilier beim 77. Reg., 10. Comp.; letzter Brief aus
Messies (?) auf dem Marsch nach Orleans; seitdem verschollen. Im
Friedhof zu Weißenburg soll ein Wanfrieder begraben liegen. Wird
dort Jemand sich die Mühe nehmen, der armen Wittwe und Mutter in
Wanfried den Namen des dort Begrabenen zu schreiben?
147) Wilhelm
Freund, Meininger, aus
Römhild bei Hildburghausen, Füsilier im 2. thür. Inf.-Reg. Nr.
32, 11. Comp.; am 11. Oct. 1870 bei Orleans durch Schuß in den
Hals verwundet, nach Verlustliste Nr. 233, Nachtrag, am 12. Oct.
in einem Lazareth daselbst gestorben; Cameraden wollen dagegen
den Freund am 12. Oct. in Orleans noch gesprochen haben.
Nachforschungen der Verwandten waren erfolglos; auch ist ihnen
weder ein Todtenschein noch der Nachlaß des Verstorbenen
zugekommen. Sind vielleicht auch da „Universalerben“ thätig
gewesen?
148) Erasmus
Gemm, Baier, aus
Schwabach in Mittelfranken, beim 11. bair. Inf.-Reg., 2. Bat.,
8. Comp.; bekam bei Sedan einen Schutz in die linke Schulter und
wurde in ein Lazareth gebracht, wie ein ebenfalls verwundeter
Freund desselben schrieb, der jedoch seiner Verwundung seitdem
erlag. Den Verwandten ist sonst keine Nachricht zugekommen.
149) Ernst
Gilbert, der
jüngste von drei Brüdern, von denen, der älteste am 7. Oct. vor
Metz fiel, der zweite in den Kämpfen um Belfort verwundet
wurde und der dritte seit der Schlacht bei Wörth vermißt
wird. Letzterer, Preuße, aus Weichnitz bei Quaritz, Reg.-Bez.
Liegnitz, Musketier beim 2. niederschles. Inf.-Reg. Nr. 47;
einige seiner Cameraden behaupten, er sei verwundet in
Gefangenschaft gerathen; das Regiment gab auf Aufrage die
Auskunft: „Bei Wörth verwundet, Lazareth unbekannt.“ Wer kann
den Schmerz der Eltern, denen dieser Krieg schon einen todten
und einen verwundeten Sohn gekostet, über das ungewisse
Schicksal ihres, jüngsten Kindes ermessen! -
150) Ernst
Guder, Preuße, aus
Lauterbach bei Bolkenhain in Schlesien, Füsilier beim
Kaiser-Alexander-Garde-Gren.-Reg., 11. Comp.; am 18. August bei
St. Privat schwer verwundet und verschollen.
151) Karl
Wilhelm Richard Salzmann, Weimaraner, aus
Isserstedt bei Jena, Musketier im 1. Bat., 3. Comp, des 94.
thür. Inf-Reg. „Großherzog von Sachsen“; verwundet am 6. August
1870 in der Schlacht bei Wörth und seitdem vermißt. Er soll
gefangen genommen, in eine Festung an der spanischen Grenze und
von da nach Algerien geschafft
worden sein.
152) Julius
Siegert, Preuße, aus
Gr.-Mochbern bei Breslau, als Ingenieur an der Oberschlesischen
Eisenbahn einberufen, Gefreiter beim 3. niederschles. Inf.-Reg.
Nr. 50, 1. Comp.; schrieb zuletzt am 3. August 1870 aus dem
Bivonac bei Rohrbach. Aus der Schlacht bei Wörth erzählen
Cameraden, daß er glücklich durch die Sauer gekommen und noch
Nachmittags vier Uhr unverwundet gewesen sei. Vor Ermattung sank
er endlich hin, nachdem man ihm das Lederzeug abgenommen. Von
diesem Augenblick an hören alle Nachrichten auf. Die trostlosen
Eltern setzen auch ihre letzte Hoffnung auf die endliche
Erlösung unserer Gefangenen ans Algier. – –
153) Karl
Hoefer, Preuße, aus
Kösen, bei dem altmärkischen Ulanenregiment Nr. 16, 4. Escadron;
letzte Nachricht vom 5. August, am 16. Morgens haben seine
Cameraden ihn zuletzt gesehen, seitdem vermißt.
154) Wilhelm
Nitschke (II.), Preuße, aus
Prausnitz im Reg.-Bez. Breslau, Sohn eines Ackerbürgers, beim 3.
niederschles. Inf.-Reg. Nr. 50, 3. Comp.; in der Schlacht bei
Wörth verwundet, lag bis zum 11. August in der Kirche zu Wörth
und ist seitdem spurlos verschwunden.
155) Johann
Max Hollerith, Baier, aus
Großfischlingen in der Rheinpfalz, beim 1. bair. Inf.-Leibreg.,
3. Bat., 9. Comp.; lag im Spital in Orleans, als die Franzosen
dort wieder einrückten und sämmtliche Kranke als Gefangene
wegschleppten. Er kam nach Pan, von wo er mehrere Briefe
schrieb. Ein Brief der Seinigen an ihn kam jedoch von dort
zurück mit der Bemerkung: „parti
pour la – –“, der Ort war nicht zu entziffern. Seitdem ist
er völlig verschollen.
156) Peter
Petersen, Preuße, aus
Lindewitt bei Wallsbüll in Schleswig-Holstein, beim
Kaiser-Alexander-Garde-Greuadier-Regiment Nr. 1, 7. Comp.; am
18. Aug. 1870 bei St. Marie verwundet, kam von da in ein
Lazareth in der Rheinpfalz, am 11. Nov. nach Speier, am 14. nach
Mainz, wo er, wegen Ueberfüllung der Lazarethe, kein Unterkommen
gefunden. Von da an ist jede Spur von ihm verloren! – –
157) Friedrich
Rebitz, Reuße, aus
Titschendorf bei Lobenstein, beim 7. thür. Inf.-Reg. Nr. 96, 6.
Comp.; nach den Verlustlisten bei Beaumont leicht verwundet,
seitdem verschollen.
158) Eduard
Freitag, Weimaraner, aus
Quaschwitz bei Oppurg im Neustädter Kreis, im 5. thür. Inf.-Reg.
Nr. 94, erst 7. Comp., später 1. Comp., ist seit dem 11. Jan. d.
J., an welchem Tage früh er Feldposten gestanden hat, spurlos
verschwunden.
159) Melchior
Albert Erb, Preuße, aus
Fulda, Musketier beim 2. nassauischen Inf.-Reg. Nr. 88, 1.
Comp.; seit der Schlacht bei Wörth vermißt.
160) Wilhelm
Heinrich Hofmann, Hesse, aus
Ulrichstein, beim großh. Hess. 2. Inf.-Reg., 1. Comp.; seit dem
Gefecht am 31. Dec. bei Brière verschollen.
Hiermit
wollen wir die Liste der vermißten Soldaten, wenigstens vor der
Hand, schließen. Wir müssen aus den Erfolgen dieser
Veröffentlichung erst ermessen, ob wir mit den fortgesetzten
Nachfragen nach den für die Hinterbliebenen beklagenswerthesten
Opfern des Kriegs nicht vergeblich nur bittere Gefühle erregen,
oder ob wirklich der ihnen gewidmete Raum an den bekümmertsten
Herzen sich lohnt.
Es giebt
keine traurigere Seite des ganzen Kriegs, als die, die wir mit
dieser Liste aufschlagen: die tausendfache Art, wie theuerste
Menschenleben zu Nichte werden, bis zu welcher
Rücksichtslosigkeit die Noth und noch Schlimmeres oft verleitet,
was überhaupt in der Masse der Einzelne werth ist – das sind
grauenvolle Bilder des Kriegs, die zu Gedanken führen, die man
lieber verschweigt. Es muß noch viel geschehen, um der
Scheußlichkeit der Menschenmetzelei diese schlimmste Seite zu
nehmen – diese Unzahl von Vermißten, Verschollenen,
Verschwundenen, deren von unheimlicher Ungewißheit verhülltes
Schicksal die Schmerzenswunden so unheilbar macht.
Wir bitten
demnach, die Einsendung von Nachfragen nach Vermißten wenigstens
so lange zu unterlassen, bis wir durch günstige Resultate die
Ueberzeugung gewonnen haben, daß wirklich damit etwas gethan
wird.
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