Kriegsgliederung des Heeres
und strategischer Aufmarsch

 

Es handelt sich bei dieser Übersicht um die Armee-Einteilung, wie sie aufgrund des Kriegsplans erfolgte. Hierbei können kleinere Abweichungen auf den untersten Kommandoebenen nicht berücksichtigt werden. Entscheidend war, daß diese Gliederung zuerst einmal für den planmäßigen strategischen Aufmarsch, also vor allem auch für die Raumaufteilung, zugrunde gelegt war.

 

1.Armee 2.Armee 3.Armee Küstenschutz Heeresreserve Zeitlich verzögerter
Aufmarsch im Osten
           
VII.Armeekorps Gardekorps V.Armeekorps 17.Inf.-Division IX.Armeekorps I.Armeekorps
  (mit Garde-Kav.-Division)   (mit 17.Kav.-Brigade)    
VIII.Armeekorps III.Armeekorps XI.Armeekorps   XII.Armeekorps II.Armeekorps
    (mit hess. Kav.-Brigade)   (mit sächs. Kav.-Division)  
3.Kav.-Division IV.Armeekorps I.bayerisches Korps Garde-Ldw.-Division   VI.Armeekorps
      (Berlin)    
  X.Armeekorps II.bayerisches Korps 1.Ldw.-Division   1.Kav.-Division
      (Stettin)    
5.Kav.-Division würt. Feld-Division 2.Ldw.-Division 2.Kav.-Division
    (mit würt. Kav.-Brigade) (Berlin)    
  6.Kav.-Division bad. Feld-Division 3.Ldw.-Division    
    (mit bad. Kav.-Brigade) (Posen)    
    4.Kav.-Division      

 

Der zeitlich verzögerte Aufmarsch im Osten war lediglich durch die ausgelasteten Eisenbahnstrecken vor allem westlich von Berlin begründet. Diese Truppenteile unterstanden während der Heranführung der obersten Heeresleitung und wurden nach ihrer Ausladung sukzessive den Armeen überwiesen.

 

Zu Besatzungszwecken von Festungen wurden zunächst 8 Infanterie-Regimenter bestimmt,
welche sich zum Teil schon an Ort und Stelle befanden:
   
Festung Mainz Infanterie-Regimenter 19, 30 und 81 (Regimenter 19 und 81 werden später komb.Brigade bei der 3.Reserve-Division)
Festung Saarlouis Infanterie-Regiment 70
Festung Koblenz Infanterie-Regiment 68
Festung Köln Infanterie-Regiment 65
Festung Rastatt Füsilier-Regiment 34 (Regimenter 34 und 30 [von Mainz] werden später komb. Brigade bei der 1.Reserve-Division)
Festung Sonderburg-Düppel Infanterie-Regiment 25
   
Festungen Neisse und Glatz Infanterie-Regiment 23 (wurde bereits nach wenigen Tagen seinem mobilen Armeekorps überwiesen)

 

Das gesamte Territorium des Norddeutschen Bundes wurde zuerst in 5, dann etwas später in 6 General-Gouvernements eingeteilt:

 

                     1.Generalgouvernement für die in den Küstenlanden gelegenen Bezirke des I., II., IX. und X. Armeekorps mit Sitz in Hannover
General der Infanterie Vogel von Falckenstein
                     2.Generalgouvernement für die Bezirke des VII., VIII. und XI. Armeekorps mit Sitz in Koblenz
General der Infanterie Herwarth von Bittenfeld
                     3.Generalgouvernement für die Bezirke des III. und IV. Armeekorps mit Sitz in Berlin
General der Infanterie von Bonin
                     4.Generalgouvernement für die Bezirke des V. und VI. Armeekorps mit Sitz in Posen
General-Lieutnant von Löwenfeld
                     5.Generalgouvernement für den Bezirk des XII. Armeekorps mit Sitz in Dresden
General-Lieutnant von Fabrice
                     6.Generalgouvernement (ab 13.August) für den Bezirk der Württembergischen Truppen mit Sitz in Stuttgart
General-Lieutnant von Suckow

 

Für das Erreichen der strategischen Aufmarschräume standen für Norddeutschland sechs und Süddeutschland drei Eisenbanlinien zur Verfügung. Zeitlich war alles so koordiniert, daß die drei Armeen bereits am 3.August in ihren zugewiesenen Sammelräumen bereit stehen sollten. Diese waren

                                                               - für die 1.Armee als rechter Flügel der Raum um Saarlouis
                                                               - für die 2.Armee als Zentrum die Räume um Völklingen und Saarbrücken
                                                               - für die 3.Armee als linker Flügel der Raum um Landau

Auch die Reserven sollten bis zu diesem Zeitpunkt in ihren Räumen verfügbar sein. Dafür waren zugeteilt

                                                               - für das IX.Armeekorps der Raum um Zweibrücken
                                                               - für das XII.Armeekorps der Raum um Kaiserslautern

Für den Fall, daß die Franzosen über die Grenze vorstoßen und dadurch den planmäßigen Eisenbahnbetrieb stören sollten, hatte man Vorsorge getroffen, die Ausladungen eventuell ostwärts des Rheins vorzunehmen. Die Festungsbesatzungen hatten daher schon bis zum 1.August vollzählig zu sein. An der Grenze selbst blieb nur äußerst schwacher Schutz stehen, den überwiegend Kavallerie und etwas Infanterie bildete. Jedes Land bewachte seinen Bereich noch selbst, so standen z.B. in Germersheim und Landau noch Bayern und die Badische Feld-Division bewachte mit einigen württembergischen Kameraden bei Brumath den Rhein.