ek Die Schlacht von Wörth
am 6.August 1870
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Die 3.Armee sollte auf Befehl des Kronprinzen um Sulz gesammelt bleiben, um am 6.August noch das I.Bayerische Korps und das Korps Werder heranzuziehen. Eine Schlacht war nicht geplant!

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Blick von der Angriffsrichtung (von Osten) her auf Wörth:
Im Tal vor dem Dorf fließt nicht sichtbar die Sauer, in der Bildmitte hinter dem Dorf die von Bäumen gesäumte Straße nach Fröschweiler, welches rechts im Hintergrund nicht mehr sichtbar auf den Höhenzügen liegt.

Diese von Fachleuten auch als "improvisierte Schlacht" bezeichnete Auseinandersetzung kam durch einem etwas unklaren Befehl des Geberalstabschef der Armee, General-Lieutenant von Blumenthal, zustande. Seine Order lautete, daß das auf dem rechten Flügel eingesetzte II.bayerische Korps dann eingreifen solle, wenn im Zentrum bei dem V.Korps Kanonendonner zu hören sei. Nicht bedacht hatte er, daß dieser Kanonendonner nicht unbedingt den Beginn einer großen Schlacht bedeuten, sondern auch vielerlei andere Gründe haben konnte. Das Dilemma, das dann folgte, wird man noch sehen.

Befehlsgemäß rückten die Bayern morgens gegen Langensulzbach vor und hielten auf ihrem linken Flügel an der Kuhbrücke über die Sauer Verbindung mit den Preußen des V.Korps unter General von Kirchbach. Diese hatten von den Regimentern 37 und 50 die Dörfer Goersdorf, Gunstett und Dieffenbach besetzt und Vorposten bis an die Sauer vorgeschoben. Die anderen Brigaden standen an der Straße Sulz-Wörth.

Der französische Oberkommandierende MacMahon hatte ca. 60 000 Mann zur Verfügung. Dazu kam jedoch eine extrem starke Stellung auf den Höhen westlich von Wörth, steile Abhänge in das Tal der Sauer sowie ein Flüßchen, daß in diesen Tagen durch Hochwasser und Anstauung stellenweise zu einem reißenden Fluß geworden war. Von den Höhen war die feindliche Artillerie hervorragend einsetzbar und das weittragende Chassepotgewehr war dem deutschen letztendlich auch überlegen. Dazu kamen noch Feldbefestigungen und die massiv ausgebauten Dörfer Fröschweiler und Elsaßhausen. Das alles zusammen sorgte dafür, daß MacMahon sich stark genug fühlte, auch einen überlegenen Anfriff anzunehmen. Sein rechter Flügel dehnte sich bis Morsbronn, der linke noch über Langensulzbach hinaus. Im einzelnen standen die 1.Division des 7.Korps bei Eberbach, die 4.Division des Korps MacMahon bei Albrechtshäuserhof, zwischen beiden die Kavallerie-Division Michel. Die 2.Division des 7.Korps befand sich auf dem Plateau südlich Elsaßhausen, die 3.Division nördlich des Dorfes und die 3.Division hinter Neehweiler. Die Kavallerie-Division Bonnemains und die Kavallerie-Brigade Septeuil standen rückwärts Fröschweiler.

Der Kampf begann mit der Aufklärungstätigkeit der 20.Brigade, die Wörth unbesetzt fand, allerdings jenseits der Sauer auf starken Feind stieß und das Gefecht bald abbrach. Bei Gunstett gingen die Franzosen vor, wurden aber durch das Abwehrfeuer preußischer Schutzen schnell wieder zurückgedrängt. Auf dem rechten Flügel hatten die Bayern Langensulzbach frei vom Feind gefunden und waren nun aus dem Wald herausgetreten. Nun hörten sie von Wörth her Kanonendonner, der allerdings nicht von einer großen Schlacht herrührte, sondern von dem Geplänkel der Vortruppen der 20.Brigade. Daraufhin kam es zu einem ziemlich verlustreichen Gefecht für die Bayern, die in Richtung Fröschweiler vorgehen wollten. Die Bayern verlängerten nun ihre Linie bis in das Sauertal hinab, konnten aber sonst keine weiteren Erfolge erzielen, obwohl einige Teile bis in den Wald der Fröschweiler Höhen vorgedrungen waren. Da auch einige Batterien durch den Feind zum Abzug genötigt wurden, kam der Kampf hier schließlich zum Erliegen. Nun kam auch noch ein falsch übermittelter Befehl des Oberkommandos hinzu: "Der Kampf solle abngebrochen werden." Diese Order war allerdings nur für das V.Korps gedacht, daß jedoch mittlerweile diesem Befehl schon nicht mehr nachkommen konnte. General von Hartmann bemühte sich jetzt, den Kampf der Bayern zumindest ohne nennenswerte Verluste einzustellen. Mitten in dieses schwierige Unterfangen traf nun die Nachricht vom V.Korps ein, daß man hier den Angriff auf die Wörther Stellungen beschlossen habe. General von Hartmann ließ seine Bayern nun doch in den erreichten Stellungen und beorderte sogar eine frische Brigade zusätzlich nach vorne, um die Preußen zu unterstützen, bei denen nach der Nachricht des Generals von Kirchbach nun auch der Kanonendonner zugenommen hatte.

Bei dem V.Korps hatte der Stabschef Oberst von der Esch gegen 9.00 Uhr sehr heftiges Kanonendonnern vernommen, daß von Langensulzbach herüber schallte. Er fürchtete, daß die Bayern ihrerseits in heftigste Kämpfe verwickelt seien und schlug seinem Kommandieren General vor, diese durch einen eigenen Angriff im Zentrum zu entlasten. General von Kirchbach gab seine Einwilligung, und schon ca. 30 Minuten später stand die gesamte Artillerie des V.Korps diesseits der Sauer und richtete nun ihr vereintes Feuer auf die Stellungen der Franzosen.

Die 20.Brigade erhielt nun den Befehl, das jenseitige Ufer zu besetzten, Dazu standen aber nur 4 Bataillone zur Verfügung, von denen jeweils zwei bei Wörth (37er) bzw. Spachbach (50er) vorgehen sollten. Wörth war unbesetzt, von den Höhen kam jedoch vernichtendes Abwehrfeuer der Franzosen, sodaß die Preußen sich hier im Ort erst einmal verschanzten. Weiter vorwärts ging es hier zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Die bei Spachbach vorgegangenen Teile kam bis zur Hagenauer Chaussee, dann gebot auch hier der Feind halt, und die Preußen nisteten sich im Straßengraben ein, so gut es eben ging.

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Die 37er bei Sturm auf die Höhen am Westausgang von Wörth.

Die Truppen auf dem jenseitigen Ufer konnten sich nur mühsam halten, da der Feind durch geschickte Ausnutzung des Geländes ein weiteres Vordringen verhindern konnte. Immerhin rückte nun bei Wörth die 19.Brigade heran, um den Ort erst einmal weiter behaupten zu können.

Inzwischen waren auch die ersten Teile des XI.Korps (Kurhessen, Nassauer und Thüringer) auf dem linken Flügel in den Kampf eingetreten. Als man den Gefechtslärm von Wörth her hörte, waren sie auf Befehl ihres Kommandierenden Generals von Bose losgeeilt um zu helfen. Dieser schickte die Artillerie voran, die bei Gunstett auffuhr und dort hervorragende Stellungen vorfand, sodaß die französischen Kanonen in der Flanke gefaßt werden konnten. Kurz danach kamen an der Spitze die 41.Brigade in Gunstett an, ihr folgte die 42. umgehend. Der linke Flügel (Regiment 80) drang in Gunstett ein, der rechte (Regiment 87) überschritt unter großen Schwierigkeiten die Sauer und drang weit vor, bis es von überlegenen französischen Kräften angegriffen und nach Spachbach zurückgeworfen wurde. Der Feind drang jedoch nicht nach.

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Um ca. 9.30 Uhr überschreiten 5 Kompagnien vom Infanterie-Regiment Nr.87 auf behelfsmäßigen Stegen und tiefen Furten die durch Hochwasser und Anstauung angeschwollene reißende Sauer.

Auch ein weiterer Versuch der Deutschen, bei der Bruchmühle vorzustoßen, wurde durch den Feind vereitelt. So standen also die Spitzen der 3.Armee gegen Mittag in heftigen verlustreichen Gefechten, ohne nennenswerte Erfolge gehabt zu haben. Dennoch hielt General von Kirchbach an seinem Angriffsplan fest, weil er der Überzeugung war, daß ein solch scharfes Gefecht überhaupt nur noch mit größten Verlusten abzubrechen war. Die Verzahnung der Truppen war teilweise schon sehr weit fortgeschritten, so daß ein Loslösen vom Feind kaum mehr möglich war. Daher gab er den Befehl zur Erneuerung des Angriffs seines Korps, bat seine beiden Nachbar-Korps um Unterstützung und benachrichtigte das Armee-Oberkommando.

General von Bose reagierte sofort, als er diese Nachricht erhielt. Er beorderte seine zweite Division (22.) nach vorne mit dem Auftrag, gegen den rechten Flügel des Feindes vorzugehen, und gab anschließend auch der Korps-Artillerie den Befehl zum raschen Vorrücken.

Schwieriger war die Situation bei General von Hartman und seinen Bayern. Die schon involvierten Teile kämpften bereits seit dem frühen Morgen und waren erschöpft, die 3.Divisionkam erst allmählich heran. Trotzdem machte man einige kleinere Versuche, Boden zu gewinnen, scheiterte jedoch immer wieder an der geschickt geführten Abwehr der Franzose

Der Kronprinz, der nicht wissen konnte, daß sein Befehl zur Einstellung des Kampfes einen falschen Weg genommen hatte, wunderte sich über das immer heftiger werdende Feuer an der Front und began sich mit seinem Stab in Richtung Wörth. Auf dem Weg dorthin erreichte ihn die Meldung des Generals von Kirchbach, daß der Kampf wieder aufgenommen worden sei, und daß er die Flügelkorps um Unterstützung gebeten habe.

Der Kronprinz erteilte nun auf dem Schlachtfeld dem heranrückenden I.bayerischen Armeekorps den Befehl, sich zwischen das I.Bayerische und das V.Korps zu schieben. Das II.Bayerische erhielt die Order, sich weiter nach rechts auf den Flügel hinaus zu schieben. General von der Tann ritt seinem I.bayerischen Korps umgehend voraus und setzte sich mit General von Kirchbach ins Benehmen. Auch die württembergische Feld-Division rückte nun auf Gunstett vor und war dort gegen 2.00 Uhr nachmittags zum Eingreifen versammelt. Die badische Feld-Division war zu weit zurück, auf ihr Mitwirken konnte man nicht mehr rechnen. Der Kronprinz hatte nun alles versammelt, was für ihn verfügbar war, um MacMahon eine große Schlacht zu liefern. Dazu mußte aber alsbald der Angriff allseitig erneuert werden.

Als sich General von Kirchbach der Unterstützung durch das I.bayerische Korps sicher war, beschloß er den erneuten Angriff, da Wörth auf Dauer nur zu halten war, wenn man in dem Besitz beider Höhenzüge war. So schob er zuerst die noch verfügbaren Reste der 10.Division in die Front und stellte die 9.Division mit den Brigaden 17. und 18. zum weiteren Eingreifen bereit. Als Richtungpunkte wurden dieser Wörth bzw. Spachbach gegeben.

Die 17.Brigade hatte Mühe, durch Wörth zu kommen, und auch die 18.Brigade konnte nur mit Hilfe des Königs-Grenadier-Regiments die jenseitigen Höhen erkämpfen.

Nachdem die Franzosen gegen 2.00 Uhr einen erfoldlosen Gegenstoß unternommen hatten, glaubte General von Kirchbach, nun in einem konzentrierten Angriff sich der Weinberge an den Höhen bemächtigen zu können. Dieser Angriff war wieder schwer und blutig: im Zentrum rechts und links der Straße Wörth-Fröschweiler griffen die 46er an, rechts von ihnen Teile des 58. und 59.Regiment. Links ging noch ein Bataillon des Grenadie-Regiments Nr. 6 vor, die anderen beiden folgtem den 465ern im Zentrum. Diese hatten einen furchtbar schweren Stand, da die Höhenränder durch die Franzosen noch mit Brustwehren verstärkt waren. Der Bataillonskommandeur Major Campe setzte sich in einem letzten gewaltsamen Anlauf mit den wenigen noch unverwundeten Offizieren an die Spitze seiner 46er und stürmte die feindliche Stellung.

46er
Gegen 14.00 Uhr bringt das Eingreifen des Infanterie-Regiments Nr.46 im Zentrum Entlastung.

Bei den folgenden 6er-Grenadieren fiehl Hauptmann von Wolff mit der Fahne in der Hand und selbst die Pontonierkompagnie des 5.Pionierbataillons ging auf Befehl des Kommandieren Generals unter schweren Verlusten zum Sturm auf die Höhen vor. Allerdings ging es dann auch nicht weiter, denn die Franzosen bestrichen den Höhenrand, und so konnte kaum noch Terrain gewonnen werden.

Es war schließlich das XI.Armeekorps, das den hart bedrängten Preußen im Zentrum die ersehnte Hilfe brachte. Die 22.Division hatte bekanntlich den Auftrag, den Franzosen in ihre rechte Flanke zu fallen. Nachdem die 41.Brigade zurückgedrängt worden war, stürmte nun das Regiment 88 bei Spachbach und die 82er bei Gunstett erneut über den Fluß und rißen die dort liegenden Teile der 80er und 87er mit sich nach vorne. Die 43.Brigade schickte das Regiment Nr.32 in Richtung Morsbronn und die 95er bei Gunstett über die Sauer. Die bei Spachbach vorstürmenden Truppen warfen den Feind am Niederwald zurück und drangen anschließend bis zum seinem Nordrand vor.

Die 95er gingen bei der Bruchmühle über die Sauer und stürmeten dann bis zur Hagenauer Chaussee vor, ebenfalls alles mit sich reißend, was noch vom Morgen dort lag. Dann aber wurde ein weiteres Vordringen durch massives Abwehrfeuer vor allem von dem Albrechtshäuser Hof vorläufig verhindert. Durch geschicktes Ausnutzen des Geländes konnte das Gehöft jedoch langsam umstellt werden. Aber der Feind räumte den Hof erst, nachdem er in Brand geschossen worden war. Nun richteten sich diese Truppen hier zur Verteidigung ein, um eventuelle Gegenstöße der Franzosen abwehren zu können.

Die 32er hatten inzwischen auf dem linken Flügel Morsbronn genommen, unterstützt durch die 94er und einem Teil der 80er. Als dort nun weitere Dispositionen für den Vormarsch getroffen werden sollten, begann plötzlich von Eberbach her ein heftiger Kavallerieangriff der französischen Kürassier-Brigade Michel, der sich noch Teile des 6.Lancier-Regiments angeschlossen hatten. Allerdings war das durch Gräben durchzogene Gelände für eine solche Attacke nicht gerade als günstig zu bezeichnen.  Die an der Spitze reitenden 8.Kürassiere wurden von den 32ern und 94ern, die eine breite Feuerlinie gebildet hatten, unter starkes Abwehrfeuer genommen. So konnten sich nut wenige in das Dorf Morsbronn retten, wo sie jedoch bei Zurückreiten nochmals große Verluste erlitten. Nur einzelne Reiter entkamen in südliche Richtung. Ähnlich erging es den 9.Kürassieren, die in ein verheerendes Feuer der nun auch herangekommenden Teile der 80er und der Pioniere gekommen waren. Auch hier entging nur ein kleiner Teil des Regiments dem Untergang. Die Lanciers wurden von den 32ern unter Feuer genommen und die ganz wenigen, die nochmals anritten, wurden schließlich von den herbeigeeilten 13.Husaren zersprengt. Allerdings hat der aufopferungsvolle Reiterangriff seinen Zweck dahingehend erfüllt, daß sich die französische Infanterie in halbwegs geordnetem Zustand zurückziehen konnte. Dazu kam noch, daß durch einen sehr heftiger Gegenangriff der Albrechtshäuser Hof vorläufig wieder verlohren ging. Doch trafen genau zu diesem Zeitpunkt frische Truppen der 83er ein, die die Franzosen erneut aus dem Gehöft warfen. Teile dieses Regiments konnten sogar den Südrand des Niederwalds erreichen. Die 94er kämpften mittlerweile um Eberbach. Aber erst, nachdem die Situation am Albrechtshäuser Hof bereinigt worden war und der Waldsaum in deutscher Hand war, konnte das Dorf entgültig genommen werden. Jetzt geriet der gesamte Waldrand nach und nach in die Hände des XI.Armeekorps, welches langsam in demselben vorging.

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Turkos in den Weinbergen von Wörth.  Preußen in den Hopfen von Fröschweiler.

Der Kronprinz hatte nun den Entschluß gefaßt, einen gemeinsamen Angriff auf die beiden hartnäckig verteidigten Dörfer Elsaßhausen und Fröschweiler durchzuführen. Nachdem General von Bose von dieser Absicht erfuhr, ließ er seine gesamte Artillerie und die letzten drei frischen Bataillone über die Sauer übergehen, um den Angriff mit allen ihm zur Verfügung stehenden Truppen zu unterstützen. So hatten schließlich nach vielen Mühen fast alle Bataillone des XI.Korps den nördlichen Waldrand erreicht. Die Regimenter 83 und 88 entwickelten sich am Nordsaum und neben ihnen die gemischten Abteilungen der 95er, 82er und 87er. Dazu kamen noch vom V.Korps 7er, 47er und 50er. Zwischen diesem Waldrand und Elsaßhausen befand sich ein Gehölz, welches von den Franzosen stark besetzt war. Als die letzteren von dort aus gegen den Waldrand vorrückten und die 83er und 88er zurückdrängten, wurde auf deutscher Seite nun mit vereinten Kräften vorgegangen und nicht nur der Wald von den Franzosen gesäubert, sondern auch das Gehölz allerdings unter größeren Verlusten genommen. Stark erschöpft richteten sich die Truppen kurzfristig in dem eroberten Gehölz ein. Aber die Artillerie ließ nicht lange auf sich warten und tat ihre Pflicht, indem die kurhessischen und thüringischen Batterien schließlich Elsaßhausen in Brand schossen.

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Blick auf das damals nur aus wenigen Gehöften bestehende Elsasshausen aus Richtung Westen - also gegen die Angriffsrichtung - auf die aus Wörth kommende Straße.

Nun setzte General von Bose seine letzten drei frischen Bataillone der Regimenter 82er und 83er ein und ließ "Das Ganze avancieren" blasen. Alles was vom XI.Korps noch konnte stürmte nun das Dorf, untermischt von Teilen des V.Korps und weiterhin unterstützt durch die Artillerie. Elsaßhausen wurde im ersten Anlauf erstürmt und viele Gefangene wurden eingebracht. Außerdem wurden einige französische Geschütze erbeutet.

Allerdings waren nun die Truppen völlig durcheinander gekommen, jede einheitliche Führung hatte aufgehört. Die Offiziere mühten sich redlich, etwas Ordnung in das Durcheinander zu bringen. Nur in der 44.Brigade war noch einiger Zusammenhang. Links von dem Dorfe schritten inzwischen die 32er durch den Niederwald auf die Rückzugslinie der Franzosen vor.

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Die Schlacht bei Wörth - Stellungen um 3.00 Uhr nachmittags.

Trotz der vermischten Verbände war der Drang nach vorne beim XI.Armeekorps immer noch vorhanden. Die Batterien fuhren weiter nach vorne und nahmen nun Fröschweiler unter Beschuß, und auch das Regiment Nr.83 drang bis zu den vordersten Höfen wurde, wurde hier alledings durch einen französischen Gegenstoß zuerst einmal zurückgewiesen.

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Blick von der Angriffsrichtung des XI.Armeekorps auf Fröschweiler. Rechts sieht man die Straße von Wörth, dahinter das Angriffsfeld des V.Armeekorps.
(Eventuell ist das Bild von Elsaßhausen aus aufgenommen worden. Die Aufnahme stammt jedenfalls aus der Zeit nach dem Krieg, weil die beiden neu aufgebauten Kirchen sichtbar sind.)

Dem Feind war klar, daß mit dem Verlust von Elsaßhausen ein wichtiger Eckpfeiler der Verteidigung verlustig gegangen war. Daher erfolgte ein starker Gegenangriff aus Fröschweiler heraus mit dem Ziel der Wiedereinnahme des Dorfes. Er traf die Nahtstelle zwischen XI. und V.Armekorps. Die ermatteten Deutschen wurden hart getroffen und teilweise aus Elsaßhausen herausgeworfen. Allein das tapfere Eingreifen der 94er und einiger standhaften Batterien sorgten dafür, das der feindliche Angriff letztendlich doch noch  zusammenbrach und die Franzosen bis weit hinter Elsaßhausen zurückfluteten. Daraufhin versuchte die Kavallerie-Division Bonnemains in selbstopfernder Hingabe, die schon erschütterten deutschen Truppen zum Aufgeben ihrer Stellung zu zwingen. Die Attacke traf die eben zum weiteren Vorgehen antertenden Regimenter 94, 88, 83, 82, 59, 7, 58, 50, 6, 46 und 47 sowie eine Anzahl von Batterien. Das Angriffsfeld war genau so ungünstig wie beim Angriff der Brigade Michel. Wieder behielten die deutschen Infanteristen die Nerven und schossen die französische Reiterei in Grund und Boden. Die Attacke war ein totaler Mißgriff, die Verluste enorm. Dennoch stand die Situation kurzfristig auf des Messers Schneide. Aber nun traf hier die Spitze der württembergischen Felddivision ein und stabilisierte die Lage.

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Am späten Nachmittag greifen auch die Württemberger mit den 3.Jägern an der Spitze zwischen dem XI. und V.Armeekorps in den Endkampf um Fröschweiler ein.

Jetzt ging der Plan des Kronprinzen auf, denn rechts vom V.Korps erreichten nun auch die Spitzen des I.bayerischen Korps das Schlachtfeld und brachten auch hier den Angriff wieder in Schwung. Beim XI.Korps wurden die Teile erst einmal gesammelt, nur das 80. und 87. Regiment waren imstande, bei weiteren Angriffen mitwirken zu können. Beim V.Korps waren die Anstrengungen fortgesetzt worden, auf dem Hochplateau weiter vorwärts zu kommen. Unterstützt wurden diese Angriffe nun durch die rechts flankierend kämpfenden Bayern vom I.Korps. Aber die Franzosen verteidigten das Terrain hartnäckig und versuchten auch immer wieder Gegenangriffe, unter denen vor allem die süddeutschen Bataillone zu leiden hatten. Aber diese bekamen nun mehr und mehr frische Truppen in die Front und mit Unterstützung der Artillerie setzte langsam von rechts zum Zentrum hin ein Vorwärtsdrang ein, der die teilweise erschöpften Preußen im Zentrum wieder vorwärts riß. Links von diesen unterstützten württembergische Jäger das Vorgehen, und General von Bose führte, nun schon zum zweiten mal schwer verwundet, sein XI.Korps noch einmal zum Angriff vor. Allerdings mußte der General dann doch das Kommando abgeben, General Schkopp übernahm nun das Kommando auf dem linken Flügel und feuerte die Truppen an. Endlich drangen diese von Süden her in Fröschweiler ein. Fast gleichzeitig kämpfte die 19.Brigade die Verteidiger des Ortsrands von Oster her nieder.

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Erstürmung der Höhen von Fröschweiler nachmittags von Osten her durch das V.Armeekorps.

Nach schweren Kämpfen drangen schließlich auch von Norden her bayerische Truppenteile in das brennende Dorf ein - der Umfassungsplan des Kronprinzen war aufgegangen. Dénnoch dauerte es noch eine ganze Weile bis das Dorf von den sich tapfer verteidigenden Franzosen gesäubert worden war. Schließlich gelang es einigen wenigen Teilen, in Richtung Reichshoffen zu entfliehen. Eine Verfolgung brachte nur wenig, da französische Reserven doch stärkere Stellungen inne hatten und die zum Nachsetzen vorgesehen deutschen Truppenteile ziemlich erschöpft waren. Nur einzelne Teile der 3.bayerischer Chevauxlegers kamen bis an den Westrand von Niederbronn, wo sowohl der Feind als auch die Nacht einem weiteren Vorgehen ein Ende machten.

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An frühen Abend reitet der Kronprinz durch das teilweise noch brennende Fröschweiler.

Die Truppen biwakierten überwiegend an der Stelle, wo sie lagen. Die badische Division war noch bis Gunstett vorgekommen, das VI.Armeekorps wurde in Landau ausgeladen. Die Kavallerie-Division Prinz Albrecht (Vater) bekam erst um 6.00 Uhr abends den Befehl zum Vormarsch auf Gunstett, wo sie um 10.00 Uhr eintraf und dort erst den Befehl zur Verfolgung erhielt. Der Prinz marschierte in Folge dessen noch in der Nacht sofort bis Eberbach und brach nach dreistündiger Ruhe wieder auf, um den Feind noch zu erreichen.

Der Sieg war ein glänzender! Ca. 200 Offiziere und 9000 Mann waren gefangen, 5 Fahnen, 28 Geschütze und 5 Mitrailleusen erobert. Die eigenen Verluste betrugen bei der 3.Armee 489 Offizier und 10153 Mann - ein teuer erkaufter Sieg. Unter dem Jubel seiner Soldaten ritt der Kronprinz am Abend noch das Schlachtfeld ab.