ek Die Schlacht von Weißenburg
am 4.August 1870
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Unmittel an der damaligen deutsch-französischen Grenze liegt die kleine ehemalige freie Reichsstadt Weißenburg. Sie sollte zum Schauplatz der ersten blutigen Auseinandersetzung in diesem Krieg werden.

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Blick von den Weinbergen im Norden auf Weißenburg - im Hintergrund nach rechts ansteigend der Geißberg.

Ausgangspunkt war der Plan des Kronprinzen, Führer der 3.Armee, aus seinen Aufmarschräumen heraus bis an die Lauter vorzurücken und diese mit Vortruppen zu überschreiten. Die Spitze hatte die 4.bayerische Division (Generalleutnant Graf von Bothmer), die sich der Stadt bemächtigen sollte, während die 3. bayerische Division (Generalleutnant von Walther) rechts gegen Ober-Ottenbach vorgehen sollte. Die Truppen des V.Armeekorps folgten und hielten die Richtung auf Altenstadt, während das XI.Armeekorps durch die große Straße durch den Niederwald geschickt wurde. Das I.bayerische Armeekorps folgte mit einem Tagesmarsch Abstand als Reserve und bezog Biwak. Die Kavallerie der Armee klärte in der rechten Flanke in Richtung Ober-Ottendorf auf.

Nach einer Nacht im naßkalten Biwak machten sich die Truppen früh auf den Weg und stießen bereits um 8.00 Uhr auf feindliche Patrouillen, die sich aber sofort in die Stadt zurückzogen. Die Vorhuten fanden wider erwarten die Stadttore geschlossen und besetzt, und auch die Gebäude längs der Straße und das Schloß Geißberg waren zur Verteidigung eingerichtet. Der südlich der Stadt gelegene Höhenzug gleichen Namens war unbewachsen und bot eine starke Stellung.

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Schloß Geißberg - Innerer Hof

Auf französischer Seite stand zu diesem Zeitpunkt nur die Division Douay sowie die Kavallerie-Brigade Septeuil bei Weißenburg, offensichtlich völlig isoliert. Denn vier weitere Divisionen befanden sich noch jenseits Lembach (Ducrot),  bei Reichshoffen (Raoult), in Hagenau (Lartigue) und in Colmar (Dumesnil).

Um 8 1/2 Uhr eröffnete eine bayerische Batterie das Feuer auf Weißenburg, daß von den Franzosen nur mit einem Bataillon besetzt war. Der Rest der Division Douay biwakierte am Südhang des Geißberges. General Ducrot, dem General Douay unterstellt war, befahl diesem merkwürdigerweise die Annahmne der Schlacht, obwohl er die isolierte Lage kannte und vom Anmarsch der deutschen Truppen unterrichtet war.

Kurz nach der Eröffnung des Feuers hatte auch die Infanterie der Bayern in das Gefecht eingegriffen und bald war die ganze Brigade Maillinger südlich Schweigen in den Kampf verwickelt. Vergeblich versuchten die Jäger und das 5.Regiment, das Bitscher Tor zu nehmen. Auch von Norden griffen nun die Bayern die Stadt an und verbissen sich förmlich am Landauer Tor, dessen Zugbrücke gezogen und die Befestigungen seitwärts extrem stark waren. So wurde schließlich der Entschluß gefaßt, auf das Herannahmen des V. und XI.Armeekorps zu warten, welche stündlich eintreffen mußten.

Die vordersten Truppen dieser beiden Korps stießen etwa um 9.00 Uhr östlich der Stadt an der Lauter aufeinander und konnten daher fast gleichzeitig eingreifen. Die Kommandierenden Generäle kamen überein, daß das V.Armeekorps den Geißberg frontal angreifen sollte, währen das XI. nochmals links ausholend ihn von Südosten her ersteigen sollte. Die ersten Teile der 9.Division (Generalleutnant von Sandrart) kamen jedoch schon am Bahnhof südlich der Stadt in starkes Feuer der hier sehr gut verschanzt liegenden Turkos. Mit der Zeit jedoch, als auch die anderen Truppen in das Gefecht eingriffen, wurde der Druck auf die Franzosen immer stärker, zumal sich auch im Laufe des Vormittags das XI.Armeekorps aus dem Niederwald heraus entfalten konnte und von Osten her auf den Geißberg zurückte.

General Douay hatte schon um 10.00 Uhr von der Höhe herab die Überlegenheit der Angriffskräfte erkannt und den Rückzug beschlossen. Hierzu sollte sein rechter Flügel die Stellung halten, der linke sich aus Weißenburg heraus absetzen. Aber dies geland nur einem Bataillon, die übrigen Teile seiner Division waren schon völlig mit den deutschen Truppen verzahnt. Mitten in seinen Anordnungen fiel General Douay, wahrscheinlich in Folge der Explosion einer Protze einer Mitrailleusen-Batterie.

Unter großen Verlusten gingen nun Teile der deutschen Regimenter 58 und 47 sowie der 5.Jäger von Altenstadt her gegen Weißenburg vor, was auch die am Bahnhof kämpfende Truppe entlastete. Langsam wurde man hier und auch in der Vorstadt der Situation Herr.

Im Norden hatte vom 5.Korps herbeigeholte preußische Artillerie endlich das Landauer Tor und die unmittalbare Umgebung sturmreif geschossen. Dadurch konnten Teile vom 5., 11. und 14. bayerischen Regiment sowie deren 10.Jäger unter heftigem Kampf hier in die Stadt eindringen und bis zum Marktplatz kommen.


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Die Bayern erstürmen das Landauer Tor von Weißenburg.

Im Süden, am Hagenauer Tor, tobte der Kampf noch länger, aber schließlich ergab sich auch die etas 500 Mann starke Besatzung den Truppen der 47er und 58er unter Führung von Major von Mittelstaedt. Damit war man nun endlich um die Mittagszeit in den Besitz der Stadt gekommen.

Zugleich hatte auch die Bewegung begonnen, um auch den Geißberg in die Gewalt zu bekommen. Oberst von Grolmann war rechts mit je einem Bataillon seiner Kurhessen vom 80.Regiment und den Nassauern vom 87.Regiment bis an einen Bahndamm herangegangen, der am Fuß der Höhe entlangführte. In der Mitte setzte Oberst von Colomb zwei Bataillone der gleichen Regimenter zum Angriff an, und rechts nahm Oberst von Bothmer mit seinen Männern vom V.Korps am Fuße der Höhe Stellung, nachdem die 5.schlesischen Jäger ein Geschütz genommen hatten, welches die Franzosen nach einem für sie nachteiligen Artilleriekampf stehen gelassen hatten.


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Eroberung der ersten französichen Kanone durch die 5.schlesischen Jäger.

Mit nun 6 1/2 Bataillonen, die 7er und 47er voran, die 58er und 59 rechts und links eingreifend, stürmte nun gegen 1.00 Uhr am frühen Nachmittag das V.Ameekorps den Geißberg an, während die 80er und 87er vom XI.Armeekorps gegen den rechten Flügel der Franzosen auf der Höhe vordrangen.

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Die Schlacht bei Weißenburg - Stellungen um 1.00 Uhr nachmittags.

Bei der schwachen Zahl der französischen Streitkräfte waren die Stellungen auf den Höhen bald geräumt, lediglich um das alte  Schloß entbrannte noch ein erbitterter Kampf. Die Bauart dieses Gebäude bevorteilte die Verteidiger ganz enorm, so war z.B. eine 5 m hohe massive Mauer um das Anwesen herumgezogen worden. Trotzdem man sich über die drohenden Verluste, die ein Sturm kosten würde, auf deutscher Seite im Klaren war, hielt dieser Umstand die angreifenden preußischen Truppen nicht ab, gegen den Häuserkomplex vorzugehen.  Vor allem die 7.Königs-Grenadiere und das 47.Regiment konnte nur Schritt für Schritt unter großen Ausfällen vorkommen. Major von Kaisenberg vom 7.Regiment fiel mit der Fahne in der Hand, Leutnant Simon, der sie aufhob und ein Stück weitertrug, ereilte das gleiche Schicksal.


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Major von Kaisenberg fällt mit der Fahne in der Hand inmitten seiner
7.Königs-Grenadiere am Hohlweg beim Sturm auf das Schloß Geißberg.

Hauptmann Batsch und viele andere Offiziere wurden tödlich verwundet. Nun gelangten auch Teile der 80er und 87er von Osten und Südosten her kommend an das Schloß, aber erst man unter großen Mühen Batterien auf den Berg herangeführt hatte, und die übrigen Stellungen der Verteidiger auf dem Geißberg restlos geräumt waren, ergab sich nach tapferer Gegenwehr um 2.00 Uhr die französische Besatzung, die ca. 200 Mann zählte.

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Der erbitterte Kampf um das Schloß Geisberg.

Der Feind wurde, nachdemer die Höhen geräumt hatte, von der Infanterie nicht weiter verfolgt, nur die 4.Dragoner wurden nach Sulz vorgeschickt. In der folgenden Nacht lagerte das 2.bayerische Korps bei Weißenburg, nur die 10.Jäger in der Stadt. Das V.Korps lag bei Altenstadt, südöstlich von Weißenburg das XI.Korps auf der Geißberghöhe und das I.bayerische Korps weiterhin rückwärts im Biwak. Abends besuchte der Kronprinz noch die Leiche des Generals Douay, die in einem einfachen Haus ohne jegliche militärische Ehren aufgebahrt war.

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Der Kronprinz an der Leiche des Generals Douay.