ek Die Schlacht von Le Mans
vom 10. bis 12. Januar 1871
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Am 1.Januar 1871 kam von der Obersten deutschen Heeresleitung der Befehl, daß die 2.Armee unter Prinz Friedrich Karl die französischen Truppen unter General Chanzy energisch anzugreifen habe. Der deutsche Oberbefehlshaber, der ca. 74000 Mann zur Verfügung hatte, ordnete den Abmarsch so an, daß von Nordwesten her das XIII.Korps (17. und 22.Infanterie-Division) über Perche, in der Mitte das IX.Korps (dessen 25.Großherzoglich Hessische Division als Besatzung in Orleans geblieben war) über Moree und das III.Korps über Vendome, das X.Korps von Südosten auf Montoire abmarschieren sollten. So wurde eine in etwa  keilförmige Formation entwickelt, dessen Spitze auf das strategisch wichtige Le Mans zeigte. Die Stadt war unter anderem Knotenpunkt von fünf Eisenbahnlinien.

Die Franzosen lagerten in diesem Raum mit ca. 123000 Mann, und ihr Oberbefehlshaber General Chanzy trug sich nach wie vor mit dem Gedanken, Paris zu entsetzen. Das die erste Loirearmee unter General Bourbaki in den Süden gegangen war, gefiel ihm daher nicht sonderlich. Dennoch - er wollte vorwärts, wie auch sein Gegenüber auf der deutschen Seite, und so mußte es zwangsläufig zu einem Zusammenstoß kommen.

Das Wetter schlug am 8.Januar um, zu der Kälte kam plötzliches Glatteis, was vor allem auch den Pferden sehr zu schaffen machte. Dann folgten Schneefälle, die die Landschaft vollends veränderten und den Erdboden Fußhoch bedeckten. Dieser Zustand sorgte auch dafür, daß die Verpflegung stockte, teilweise sogar ganz aufhörte. Drei Tage erhielten die Truppen kein Fleisch und nur wenig anderes.

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Die 64er erobern das Dorf Champagne zurück.

Der Vormarsch von Orleans her war mit vielen kleineren Gefechten gespickt gewesen, wobei sich herausstellte, daß die Franzosen nicht mehr sehr widerstandsfähig waren. Am 10.Januar abends erreichte das III.Korps als Keilspitze fungierend das Dorf Change, 7 km vor Le Mans. Andere Truppen steckten jedoch noch in kleineren Gefechten fest und konnten erst in der Nacht langsam nachrücken. Vor allem die 22.Division hatte schwere Waldgefechte zu bestehen. Der nächste Tag brachte dann heiße Kämpfe. Die Brandenburger, immer wieder in ihrer Flanke bedroht, hielten wacker Stand, obwohl besonders bei den 20ern starke Verluste eintraten. Dennoch kam der Feind auch ins Wanken, das Regiment 64 eroberte sogar das irrtümlich aufgegebene Dorf Champagne, das die Franzosen sofort besetzt hatten, wieder zurück. Schließlich griffen vom IX.Korps die Regimenter 11 und 85 helfend ein. Unter diesem Flankenschutz  konnten die Brandenburger nun auf Les Aerches und Les Royers weiter vordringen und so waren spät abends die feindlichen Vorposten überall zurück gedrückt worden. Den wichtigsten Schlag aber für die bevorstehende Entscheidung führte am Abend noch das X.Korps. Nach schweren Märschen traten die Regimenter 56, 92, 17 und 10.Jäger nochmals zum Sturm an und drangen bis La Tuilerie vor. Dort wehrten sie anschließend bis 2.00 Uhr nachts noch heftige Gegenangriffe ab.

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Stellung der Schlacht am 11.Januar abends.

Der Verlust von La Tuilerie war für den französischen Oberbefehlshaber sehr schmerzhaft und bestimmte sein folgendes Handeln. Am 12.Januar versuchte er nochmals einen heftigen Angriff auf das III.Korps. Nur mit Mühe konnten die 12.Grenadiere  das Gehöft Le Tertre halten. Schließlich aber ordnete General Chanzy den Abmarsch in Richtung Nordwesten an, die 10.Brigade blieb ihm aber auf den Fersen.

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Das Schlachtfeld nach dem Rückzug der Franzosen.

Nun drangen auch die 20. und 19.Division ohne große Hindernisse in Pontlieue ein. Allerdings hielten sich in Le Mans selbst noch etliche kleinere feindliche Trupps, die die vordringenden deutschen Regimenter, vor allem 17er und 91er,  in einen heftigen Straßenkampf verwickelten. Gegen ein hartnäckig verteidigtes Kaffeehaus im Zentrum mußte sogar ein Geschütz auffahren.

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Deutscher Sanitätstrupp in dem eroberten Le Mans.

In den sieben Tagen des Zuges gegen Le Mans vorloren die Deutschen 200 Offiziere und 3200 Mann, die Franzosen über 25000, von denen 20000 gefangen wurden. Die Verfolgung wurde auf das Wesentlichste beschränkt, da die Truppe auch ruhebedürftig war. Das III. und X.Korps blieben in und um Le Mans, das IX. ging nach Orleans zurück und vereinigte sich dort mit seiner 25.Division. Das XIII.Korps wurde zur Unterstützung der Nordarmee nach Rouen gesandt. Am 19.Januar schließlich besetzte die 38.Brigade das schöne Städtchen Tours. Anschließend flauten die Gefechte ab, bis der Waffenstillstand der Auseinandersetzung ein Ende bereitete.