ek Die Schlacht an der Hallue
am 23. und 24. Dezember 1870
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Das weitere Vorrücken der Deutschen führte sie bis in die Normandie und Kavallerie klärte bis über die Seine auf. Die kleine Hafenstadt Dieppe wurde betreten und sogar das Meer begrüßt. Die in Le Havre stehenden französichen Truppen verhielten sich ruhig. In Lille jedoch übernahm nun der General Faidherbe den Oberbefehl über ein neues Korps mit der Nummer XXII. Er war klug und hatte ein großes Ordnungstalent; seine junge Truppe führte er mit viel Umsicht und verstand es, den Gegner in Atem zu halten, obwohl er kaum mit Kavallerie ausgestattet war. Am 9.Dezember gelang ihm sogar die Überrumpelung einer deutschen Abteilung in Ham. Schließlich bedrohte er Amiens, was General von Mateuffel dazu nötigte, ihm jetzt entschlossen mit dem VIII.Korps entgegenzutreten.

Am 23.Dezember wurde von dem Oberbefehlshaber der 1.deutschen Armee der Angriff befohlen. Der Gegner stand nicht weit im Nordosten an einem kleinen Bach, der Hallue. Er fließt dort von Norden her in die Somme und durchschneidet eine Hochfläche, deren östlicher Rand den westlichen überragt und gute Aufstellungsmöglichkeiten für Geschütze und Infanterie bietet. In den Dörfen lagen die Franzosen, insgesamt 43000 Mann mit 82 Geschützen, die angreifenden Deutschen mit dem VIII. und Teilen des I.Korps zählten 26000 Mann mit 108 Geschützen.

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Das Schlachtfeld an der Hallue.

Der Tag war klar und kalt, als die 16.Division antrat, um bei Contay den rechten Flügel der Franzosen nördlich zu umgehen suchte, während die 15. geradeaus auf den Ort zumarschierte und dadurch zuerst zum Schuß kam. Die Regimenter 33 und 65 nahmen mittags das Dorf Querrieux und von dort auf dem linken Ufer der Hallue Pont Noyelles. Anschließend wurde mit Hilfe der 8.Jäger etwas weiter südlich das Örtchen Buffy erobert und ein Bataillon des 3.Regiments konnte nach hartem Kampf auch das ausgedehnte Dorf Becquemont besetzen. Obwohl die 28er und 68er auch noch Frechencourt erobern konnten, hatte diese Schar die größten Mühen, sich der Übermacht zu erwehren. Der vorgeschobene Posten Noyelles wurde zwar tapfer behauptet, aber eine den Ort beherrschende Höhe zu gewinnen schlug fehl.

Aufgrund dieser doch kritischen Situation brach die 16.Division ihren Umgehungsmarsch ab und griff direkt bei Behencourt in das Gefecht ein. Das Dorf wurde mit Hilfe von provisorischen Stegen, die über den Bach gelegt wurden, durch die 70er und 27er schnell erobert. Trotz der einbrechenden Dunkelheit war das Schlachtfeld durch die in Brand geschossenen Dörfer noch hell erleuchtet. Die Franzosen nutzten dies aus und versuchten immer wieder, mit Gegenstößen verlorenes Terrain zurück zu gewinnen. Bei Pont Noyelles mußten sich die 65er, die sich gänzlich verschossen hatten, mit dem Bajonett dieser Angriffe erwehren. So war die Situation nach dem Einruch der Nacht diese, daß die Deutschen die Dörfer den Franzosen entrissen hatten und besetzt hielten, während die Franzosen die Höhen kontrollierten.

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Nächtlicher Straßenkampf der 65er in dem brennenden Pont Noyelles.

Am nächsten Morgen, es war der 24.Dezember 1870, unternahm General Faidherbe erneut Angriffe auf die deutschen Stellungen, aber seine Truppen waren nicht mehr leistungsfähig. Das Biwakieren in heftiger Kälte war für die jungen Soldaten eine zu große Belastung gewesen. Dies erkennend brach er das Gefecht ab und führte seine Truppe in leidlicher Ordnung in die Festungen Arras und Douai zurück. Als die Preußen vorsichtig im Laufe des Tages vorrückten, fanden sie die Stellungen des Gegners verlassen. Der heilige Abend wurde danach mit Verfolgungsmärschen gefeiert, die Kavallerie ritt sogar bis in Cambrai hinein.

Auf deutscher Seite betrugen die Verluste etwa 900 Mann, davon gut die Hälfte von den Regimentern 33und 65. Faidherbe verlor etwas mehr und außerdem gegen 1000 Gefangene. In mehrer kleineren Gefechten wurden anschließend die feindlichen Scharen bis an die untere Seine zurückgedrängt, doch General Faidherbe plante schon seinen nächsten Angriff.