ek Die Schlacht von Beaumont am 30.August 1870 ek


Nach der Trilogie von Metz wurde das deutsche Heer umgegliedert. Die 1. und 2.Armee Belagerte die Stadt, die 3. sowie die neuaufgestellte Maasarmee unter Kronprinz Albert von Sachsen sollte weiter auf Paris marschieren. Zu letzterer gehörten das Gardekorps  sowie das IV. und XII.Korps. Die beiden Feldarmeen hatten jeweils zwei Kavalleriedivisionen zugeteilt bekommen, die etwa ab dem 20.August den beiden Armeen voraus aufklärten.

Bei Chalon versuchten die Franzosen, eine neue Armee aufzustellen. Das I., V. und VII. Korps hatte bereits Niederlagen erlitten. Sie waren zwar notdürftig aufgefüllt worden, dennoch war ihre Beschaffenheit nicht die beste. Lediglich das XII.Korps hatte frische Regimenter, darunter auch Marine-Infanterie. Es wurde von General Lebrun befehligt. Außerdem gehörten noch zwei Kavalleriedivisionen zu dieser Armee, bei der sich auch Kaiser Napoleon und der Prinz befanden. Marschall MacMahon war der Oberbefehlshaber. Da die gezählten französischen Korps VIII bis XI nie bestanden haben - es gab sie nur auf dem Papier - betrug diese Armee etwa 120 000 Mann.

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Das Lager bei Chalons.

Langsam marschierten die Franzosen ab dem 23.August von Chalon aus über Reims in Richtung Norden auf Stenay zu, um bei Montmedy dem allerdings immer noch bei Reims eingeschlossenen Bazaine die Hand zu reichen. Dies war allerdings nicht der ursprüngliche Plan MacMahons, der eigentlich Paris decken wollte. Aber seitens der Politik wurde der Druck immer größer, sich mit Bazaine zu vereinigen, so daß er schließlich die schon getroffenen Anordnungen widerrief und zur Maas abmarschierte.

Auf deutscher Seite ging man davon aus, daß Chalon noch besetzt und Paris damit gedeckt sein würde. Als jedoch die vorauseilende 4.Kavalleriedivision das Lager geräumt vorfand, kamen erste Zweifel auf. Weitere Nachrichten, aus aus neutralen Zeitungen berichteten davon, daß sich die Franzosen in Reims befinden würden. Der Generalstabschef von Moltke entwarf daher schon am 25.August Pläne für eine Marschänderung. Am folgenden Tag hatte dann die Maasarmee erste leichte Kontakte mit dem Feind, die diese neuen Planungen bestätigten. Sofort wurde der Rechtsabmarsch der Armeen angeordnet, wobei die 3.Armee über St.Menehould beschleunigt vorrücken sollte.  Es war eine Situation von höchster Spannung, denn eine Armee von 200000 Mann urplötzlich umzudirigieren war kein leichtes Unterfangen. Für Moltke und seinen Stab war es unzweifelhaft ein Meisterstück! Nun setzte eine trotzt widriger Wetter- und Straßenbedingungen rasche Verfolgung ein, die bald Früchte tragen sollte.

Am 28. und 29.August trafen die ersten deutschen Vortruppen und französische Nachhuten aufeinander. Da aber erst am 30. das Gros der deutschen Armee eingetroffen war, gestattete die deutsche Heeresleitung auch erst zu diesem Zeitpunkt einen energischen Angriff.

Die Franzosen waren schon mit Teilen dabei, über die Maas zu gehen. Deshalb sah der Heeresbefehl vor, den Feind noch auf dem diesseitigen Ufer zu stellen. Hierzu sollte die Maasarmee Beaumont angreifen und die 3.Armee diese Aktion mit den beiden bayerischen Korps unterstützen. Das V. blieb in Reserve, das XI. sollte auf Le Chesne vorrücken und die Franzosen dann im Rücken anfassen. General de Failly, der um Beaumont lagerte, hatte seinen Truppen nach anstrengenden Märschen einen Ruhetag gewährt. Es sollte Abgekocht und die Ausrüstung instand gesetzt werden. Dann sollte mit frischen Kräften der Marsch nach Mouzon angetreten werden. Doch obwohl man von den vorherigen Scharmützeln her wußte, daß die Deutschen nur etwa 7 km entfernt waren, wurde keine Kavallerieaufklärung angesetzt und auch keine Vorsichtsmaßregeln getroffen, um das Lager zu schützen. So war bei den Franzosen das Staunen groß, als um etwa 12.30 Uhr mittags plötzlich Granaten in ihre Kochtöpfe schlugen. Teilen des IV.preußischen Korps der Maasarmee war es nämlich gelungen, den Wald unbemerkt zu durchschreiten und dem sorglosen Feind diese Überraschung zu bereiten.

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Überfall des IV.Korps auf das Lager von Beaumont.

Das IV.Korps war um etwa 10.00 von Nouart aufgebrochen. Offizierspatrouillien hatten dann das französische Lager und die fehlende Sicherung bei ihrer Erkundung bemerkt. General von Schöler ging daraufhin so geräuschlos wie möglich mit seiner 8.Division weiter vor. Die 4.Jäger besetzten leise die Höhe nördlich des Pachthofs Belle Bolee, während die 16.Brigade sich dann dahinter entwickelte. Die Artillerie nahm eine Aufstellung bei Beausejour. Doch plötzlich brach Alarm im Lager aus, den ein Landmann mit dem Rufen "Die Deutschen kommen" verursacht haben soll. Da nun keine Zeit mehr zu verlieren war, eröffneten die Geschütze das Feuer. Der Feind formierte sich jedoch trotzdem sofort in Linie und nahm die deutschen Spitzen nun ebenfalls unter Feuer. Auch ihre Batterien griffen umgehend in den Kampf ein, so daß sich die Verluste auf deutscher Seite mehrten. Ein Angriff auf den Pachthof konnte nur unter großen Mühen abgewehrt werden. Inzwischen hatte jedoch die 16.Brigade mit den Regimentern 86 und 96 die Höhen besetzt und dadurch der Artillerie Schutz gegeben. Bald kam auch die 15.Brigade mit den Regimentern 31 und 71 heran und auch die Korpsartillerie traf ein und vergrößerte die Geschützaufstellung.

Am deutschen rechten Flügel erschien nun auch die 13.Brigade der 7.Division. Ihre Regimenter 26 und 66 griffen sofort in den Kampf ein. Auf der Straße, die aus dem Wald Dieuler herausführte, entwickelte sich auch die 14.Brigade mit Teilen ihrer Regimenter 93 und 27 zum Gefecht. Bis 1.00 Uhr waren somit etwa 7 Bataillone und 8 Batterien in den Kampf gekommen. Starke Gegenangriffe vor allem gegen die 66er konnten abgewehrt werden.

Dann erfolgte ein allgemeiner Angriff auf das Lager von Beaumont, welches von fast allen Truppen gleichzeitig erreicht wurde. Alles strömte dann den fliehenden Franzosen nach, und die 86er erreichten fast mit ihnen die Stadt. Ihnen schlossen sich noch zwei Bataillone der 96er an. Um 2.00 Uhr war die Stadt in den Händen der deutschen Truppen. Die nun eintretende Feuerpause nutzten die Deutschen, um vor allem die Aufstellung ihrer Artillerie zu verbessern.

Die Franzosen hatten nach dem Scheitern ihrer sehr schneidig ausgeführten ersten Gegenangriffe völlig entmutigt den Rückzug angetreten, der durch die Verfolgung in Flucht ausartete. Dadurch fielen auch einige Geschütze in die Hände der Angreifer. Doch während die Deutschen Herren der Stadt wurden, stellten sich die Franzosen längs des nördlich der Stadt hinziehenden Höhenrückens erneut auf.

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Die Schlacht bei Beaumont - Stellungen um 2.30 nachmittags.

Das XII.sächsische Armeekorps hatte mannigfaltige Aufenthalte auf seinem Vormarsch gehabt. Die 24.Division hielt die Spitze und beschleunigte ihr Vorrücken, als sie den Kampfeslärm hörte. Als sie auf dem Gefechtsfeld erschien rückten ihre Truppen umgehend rechts der bisher kämpfenden Preußen ein. Auch das Regiment 100 der 23.Division nahm die Richtung auf den Pachthof de Wamme. Das 108.Regiment erstieg die Höhe südlich von Beaumont und vertrieb den sich dort noch behauptenden Feind. Sächsische Artillerie rückte nun nach und nahm hier Aufstellung, währen die 108er die steilen Hänge nach Letanne und Beaumont herabstiegen.

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Das 108.Regiment erkämpft die Höhen südlich von Beaumont. Rechts ein sächsischer Jäger.

Auch das I.bayerische Korps war auf der südwestlich in Beaumont einmündenden Straße mit seinen Spitzen erschienen. Der 2.bayerischen Division war der weihin sichtbare Pachthof La Thibaudine als Angriffsziel befohlen worden. Doch bei der Annäherung an diesen bekamen die Süddeutschen heftiges Feuer, und auch der Wald in der linken Flanke war vom Feind besetzt. Die Tete der Division Dumesnil war auf dem Weg nach Mouzon unvermutet auf dem Kampfplatz eingetroffen.

Inzwischen war der Artilleriekampf zwischen den Geschützen des IV.Korps und den französischen Kanonen bei Le Fays wieder angeschwollen. Doch bald gewannen die 26 deutschen Batterien die Oberhand und der Feind protzte auf und verlegte seine Stellungen weiter nach Norden hin zum Pachthof La Sartelle unter den Schutz des V.französischen Korps.

Bei den Bayern war inzwischen das 13.Regiment gegen den überraschend auftretenden Feind am Wald vorgegangen, während die Jäger das Gehöft La Thibaudine erstürmten. Teile der bayerischen 10er unterstützen nun den Kampf um den Wald und auch die 3.bayerische Brigade kam nun der 4. zu Hilfe. Die nun zurückweichenden Franzosen versuchten, sich am Yoncqbache festzusetzen. Doch der Sturmlauf der Bayern, voran deren 1.Jäger, ließ sich nicht aufhalten und führte bis auf die Höhe Warniforet, wo sie am jenseitigen Rand erst um ca. 4.00 Uhr nachmittags bei + 227 Halt machten.

Den immer noch in hartem Kampf um das Gehölz stehenden 7.Jägern kam nun das 3.Bataillon der 86er zu Hilfe und gemeinsam konnte der Feind nun auch hier geworfen werden.

Mittlerweile war die 1.bayerische Division über La Besace und Flaba auf Raucourt marschiert. Der dort in Stellung liegende Feind wich schon beim Anmarsch der Bayern aus und die Division konnte bei einbrechender Nacht dort Biwak beziehen. Die bei + 227 gesammelten Teile lagerten bei La Vesace.

Auf dem rechten Flügel wurden die Truppen beim Ordnen permanent vom Feind auf dem anderen Maasufer bei Mouzon mit Feuer belästigt. Deshalb wurde sächsische Kavallerie bei Pouilly über den Fluß geschickt, um die Vorgänge dort zu beobachten.

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Sächsischer Kavallerist.

Die 7.Division hatte sich bei + 261 rechts der Straße nach Mouzon gesammelt, während die 8. sich links der Straße bei dem Hof La Harnoterie ordnete. Der Kommandierende General des IV.Korps von Alvensleben ließ beide Divisionen nun mit Kavallerie voraus vorgehen. Letztere erlitt allerdings durch immer wieder auftretendes starkes feindliche Feuer nicht unerhebliche Verluste, da die Franzosen sehr geschickt Nachhutstellungen bei Yoncq eingerichtet hatten, um ihre Truppen neu zu formieren und auch Verstärkung heranzuziehen. Beim Gehöft Alma fuhren frische französische Batterien auf, die die Deutschen flankierend unter Feuer nahmen. In dieser Zeite hatte die 13.Brigade mit ihren Regimentern 66 und 26 das Gehöft Sartelle genommen. Doch ein weiteres Vorgehen über das Gehöft hinaus wußten die Franzosen durch starkes Abwehrfeuer zu verhindern, das Gefecht kam hier schließlich zum Stehen. Nun kamen aber endlich die Spitzen des XII.Korps an, voran ging das 100.Regiment über Letanne vor. Die 108er und 101er schlossen sich der 13.Brigade an, die noch bei dem Hof La Sartelle stand. Mittlerweile hatten auch 6 sächsische Batterien nordlich von Letanne abgeprotz und die feindlichen Geschütze bei Alma unter Feuer genommen. Doch das Feuer der auf beiden Maasufern stehenden feindlichen Artillerie verhinderte immer wieder ein weiteres Vorgehen. So begnügte man sich auf deutscher Seite vorläufig mit dem Halten der gewonnen Höhe von La Sartelle.

Der andere Flügel des IV.Korps war auf der westlichen Seite der Straße nach Mouzon in Tätigkeit getreten. Ein Bataillon der 93er war gegen die Höhe östlich von Youcq vorgegangen, gefolgt von den 27ern. Die 8.Division war von La Harnoterie aus in Marsch gesetzt worden. 7 Bataillone gingen im Yoncq-Tal vor gefolgt von einer bayerischen Abteilung. Die 93er nahmen in dieser Zeit in schneidigen Ansturm die Höhe + 290, eroberten sechs Geschütze und vier Mitrailllleusen und stießen dann bis zum nördlichen Waldsaum vor. Dort nistete sich ein Bataillon ein, die anderen Teile drangen noch bis zum Fuß des Mont de Brune vor, auf dem feindliche Geschütze standen. Die 96er eroberten in dieser Zeit das Eisenwerk Fonderie Gresil. Die 8.Division, an die sich die 27er angeschlossen hatten, sammelte sich nun bei dieser Industrieanlage. Die Artillerie konnte auch weiter vorrücken und nahm auf der Höhe + 290 eine wirksame Aufstellung. Die 27er hatten inzwischen Befehl erhalten, den Mont de Brune von Westen her anzugreifen. Mit den dort schon liegenden Teilen der 93er zusammen gelang der Sturm auf die Höhe, wenn auch unter ganz  erheblichen Verlusten. Sämtliche dort stehende Geschütze wurden von den Angreifern erobert und die Preußen gingen bei der nun einsetzenden Verfolgung bis Mouzon vor. Gegenstöße frischer französischer Kräfte konnten alle abgewiesen werden, auch konnte die 2.Kompagnie der 27er einen Anritt des französischen Kürassier-Regiments de Contenson abwehren.

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Angriff französischer Kürassiere auf die 27er.

Die auf dem linken Maasufer liegende Vorstadt Mouzon war zu diesem Zeitpunkt noch vom Feind besetzt. So mußte auf deutscher Seite erst das Herbeikommender weiterer Artillerie abgewartet werden, bevor der Angriff wieder aufgenommen werden konnte. Das Dorf Pourron wurde inzwischen von Teilen der 96er, 93er und der 1.Pionierkompagnie erobert. General von Schöler ließ anschließend von hier aus die Poncay-Mühle mit Teilen der 86er, 96er, 93er, 31er und der Pioniere angreifen. Mehrere deutsche Batterien verlegten den Franzosen den Weg nach Westen.

Auch waren inzwischen Batterien der Preußen auf dem eroberten Mont de Brune aufgefahren. Sobald diese ihr Feuer eröffneten ging die ganze Infanterielinie vor. Trotz starkem Abwehrfeuer der Franzosen gelang es, die gesteckten Ziele zu erreichen, die Vorstadt zu erobern und den Feind überall zu werfen. Die weichenden Franzosen wurden verfolgt und teilweise durch die Maas getrieben, wo etliche ertranken. Bei der Brücke von Mouzon mußte jedoch wegen zu starkem Feuer des Feindes die Verfolgung abgebrochen werden.

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Rückzug der Franzosen aus Mouzon am späten Abend.

Eine größere Anzahl von Franzosen hatte sich noch auf der Höhe Villemontry sowie in dem Pachthof Givodeau gehalten und feuerte von dort aus auf die deutschen Truppen. General von Schwarzhoff sammelte daher die an der Maas stehenden Teile des 96., 86., 71. und 27.Regiments sowie die 2.Pionierkompagnie und ließ die Höhe von Norden her umfassen. Gleichzeitig gingen im Gehölz Givodeau von Süden her Teile der 101er und 108er gegen die Stellung der Franzosen vor. Als diese die Umklammerung bemerkten, ergaben sich viele von ihnen. Einige versteckten sich im dichten Wal, andere versuchten sich schwimmend über die Maas zu retten. So verstummte hier erst in dunkler Nacht das Feuer.

Die deutschen Truppen hatten die Hauptarmee des Feindes durchschnitten und den größten Teil derselben nun von Metz abgedrängt. Am Abend lagerten von der Maasarmee das IV.Korps bei Mouzon, das XII. nördlich und das Gardekorps südlich von Beaumont. Bei der 3.Armee standen das V.Korps bei La Vesace, , das XI. bei Stonne, das I.bayerische Korps bei Raucourt, das II.bayerische bei Sommauthe und die württembergische Felddivision südlich von Versieres.

Die Franzosen zogen sich nun um Sedan zusammen, nur das 1/2  I.Korps stand noch bei Carignan. Da man auf deutscher Seite fürchtete, daß Teile der Franzosen auf der noch freien Bahnstrecke über Montmedy nach Metz durchschlüpfen könnten, so wurde noch in der Nacht diese Bahn bei Lamouilly durch die sächsischen Reiter zerstört. Ein Durchbruchsversuch nach Mouzon von französischen Teilen, die sich bei Givodeau versteckt gehalten hatten, wurde in der Nacht abgewehrt und der Feind über die Maas abgedrängt. Die Franzosen verloren bei Beaumont ca. 1800 Tote und Verwundete sowie 3000 Vermißte, die Deutschen etwa 3500 Mann überwiegend vom IV.Korps, welches an diesem Tag große Erfolge errungen hatte.