ek Die Schlacht von Beaugency-Cravant
vom 8. bis 10. Dezember 1870
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Nach der Schlacht von Orleans behielt Prinz Friedrich Karl nur das X.Korps bei sich. Das III.Korps wurde stromaufwärts das rechte Loireufer hinauf nach Osten, die 18.Division mit der 6.Kavallerie-Division hatte südwärts bis nach Vierzon hin die Gologne zu durchstreifen. Sie galt als die "Wüste" Frankreichs, ärmlich, ungesund und kümmerlich in Besiedlung und Ertrag. Die 25.Großherzoglich Hesssche Division begleitete stromabwärts am linken Ufeer der Loire den Zug des Großherzogs, der sich mit seiner Armeeabteilung gegen Chanzy wandte, der bei Beaugenzy Stellung genommen hatte.

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Stellung der Schlacht am 10.Dezember abends.

Am 7.Dezember traf die Armeeabteilung in ihrer drei Meilen breiten Front, deren Mitte die Bayern einnahmen, überall auf starken Widerstand. Die 17.Division unterstütze die bei Grand-Chatre hart kämpfenden Süddeutschen, und auch die 22.Division hatte auf dem rechten Flügel bei Ouzouer starke Feindmassen vorgefunden. Chanzy wollte den Deutschen den Weg auf Vendome und Tours verlegen und hielt wacker stand, indem er den von französischen Führern oft gemachten Fehler vermied, seine Truppen zu zersplittern.

Am folgenden Tag, den 8.Dezember, nahm der französische General den Kampf wieder auf. Dabei verwertete er geschickt seine über 300 Geschütze starke Artillerie. Nachdem die Bayern bei Beaumont den Feind scharf zurück gedrängt hatten, bot dieser alles auf, um bei dem vorspringenden Dorf Cravant die Gefechtslinie zu durchstoßen. Immer neue dichte Kolonnen schickte Chanzy vor und bedrängte die Bayern auf das Äußerste. Diese mußten alle ihre Reserven einsetzen und wurden obendrein durch die 22.Division wacker unterstützt. Dadurch konten sie sich behaupten und schließlich dem Feind noch etwas an Boden abnehmen. Die 17.Division nahm Messas nach einem langen Gefecht, und die 14.Jäger eroberten auch das Städtchen Beaugenzy, das bereits von dem anderen Loireufer her durch Batterien des IX.Korps beschossen wurde.

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Bayerische Plänkler vor Beaugency.

Ebenso heiß ging es am am 9.Dezember auf diesem engen, wenige Kilometer breiten Schlachtfeld her. Die Bayern mußten wieder alle Kräfte aufbieten, um zu bestehen. Die 17. und die 22.Division jedoch gewannen nordwestlich von Beaugenzy bis Origny noch bedeutend an Raum.

Chanzy, dadurch auf seiner Rückzugslinie bedroht, schickte am frühen Morgen des 10.Dezembers eine ganze Division vor. Sie überfiel in Origny zwei Kompagnie der 32er, deren Reste sich nach tapferem Widerstand mit der blanken Waffe den Rückzug bahnten. In den dicht dahinter liegenden Dörfern Villejouan und Villemarceau erging es zwei weiteren Kompagnien der Thüringer ebenso. So mußte wieder die gesamte Infaterie eingesetzt werden, die durch die tapfer ausharrende Artillerie vortrefflich unterstützt wurde. Nachdem jedoch herankommende Teile des X.Armeekorps den linken Flügel verstärkt hatten, eroberten die Hanseaten vom 76.Regiment trotz verzweifelten Widerstandes der Franzosen Villejouan zurück, und nach heftigem Geschützkampf brach der Feind letztendlich das Gefecht ab.

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Die Meininger vom 32.Regment beim Abwehrkampf im Dorf Villejoun.

In dieser Schlacht kämpften 44000 Deutsche gegen 112000 Franzosen. Die Verluste bei dem Sieger betrugen 4000 Mann, bei dem Unterlegenen 7000 Mann. Das I.bayerische Korps, das an der Loire insgesamt fast 6000 Mann verloren hatte, wurde zuerst nach Orleans zurückgenommen und Ende des Monats dann nach Paris verlegt, wo es der Einschließungsarmee später als Ersatz für das II.Korps diente, das der neuen Südarmee zugeteilt wurde.

Trotz des einsetzenden Tauwetter machten sich die Truppen auf die Verfolgung des Feindes. Diese konnten sich bei Vendome nicht halten und gingen weiter auf Le Mans zurück. Vendome wurde am 16.Dezember besetzt, so daß die Deutschen nun die Linie Chartres-Chateaudun-Vendome-Blois einnahmen. Die letztgenannte Stadt hatte die 25.Division bereits am 13.Detember besetzt. Beim weiteren Vorgehen erstürmten ca. 50 Hessen vom 4.Regiment das Schloß Chambord,daß von 3000 Freischärlern "verteidigt" worden war. Das III. und IX.Korps marschierten nun nach Orleans zurück, da noch ein Vorstoß der erste Loirearmee befürchtet wurde, der allerdings nicht stattfand, weil diese Truppen in einem geradezu jämmerlichen Zustand waren.

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Hauptmann Kattrein erstürmt mit Teilen vom 4.Hessischen
Regiment das von Freischärlern verteidigte Schloß Chambord.

Die nun entretende Ruhephase war auch dringend notwendig, denn neben Mensch und Pferd war auch das Material bei den Truppen erschöpft. Fechten, frieren, hungern und hetzen - das war das Los der Deutschen an der Loire gewesen.