ek Die Schlacht von Amiens
am 27.November 1870
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Wie im Süden Frankreichs so bildeten sich auch im Norden des Landes nach dem Sturz der kaiserlichen Regierung und der Ausrufung der Republik neue feindliche Truppen. Diese waren fast immer zusammengewürfelt aus den Resten der alten Armee, Rekruten, Mobilgarden und auch Marinesoldaten. Es war sicherlich immer eine große Masse, der aber in weiten Teilen die Klasse fehlte. Es war ihnen nicht möglich, ihre Überzahl auszunutzen. Die Disziplin und die taktische Schulung der deutschen Truppen gab fast immer den Ausschlag zu Gunsten der zahlenmäßig unterlegenen Partei.

So hatte General Ferre bei Amiens, der Hauptstadt der Picardie, etwa 25000 Mann vereint. Diese Streitmacht war durchaus als Bedrohung im Rücken der deutschen Einschließungsarmee von Paris anzusehen. Als Ende Oktober Metz gefallen war, konnte der Generalstabschef von Moltke das Heer so umgliedern, daß die 1.Armee, die nun unter dem Kommando des Generals von Manteuffel stand, in Richtung Rouen abrücken konnte. Allerdings mußte das VII.Korps noch vor Metz bleiben, um den Abtransport der Gefangenen zu sichern. Eine weitere Schwächung trat noch dadurch ein, daß die Festungen Metz, Diedenhofen und Mezieres belagert werden mußten. So blieb vom I.Korps vorläufig nur eine verstärkte Brigade übrig. Dazu kam noch das VIII.Korps sowie die 3.Kavallerie-Division. Später trat noch die 3.Reserve-Division dazu, die immerhin 2 aktive Regimenter führte.

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Eroberung einer französischen Fahne durch das Regiment Nr.69.

Als die 1.Armee durch Aufklärung den Feind bei Amiens feststellte, rief General von Mateuffel auch die 1.Division, die bei Mezieres stand, zu sich. So konnte er seine Truppenstärke auf ca. 30000 Mann bringen. Rechts ging die Kavallerie über Ham in Richtung Amiens vor, in der Mitte daß I. und links das VII.Korps, welches den Weg über Montdidier nahm. Nach kleineren Gefechten kam es dann am 27.November nahe Amiens zur Schlacht.

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Karte vom Schlachtfeld bei Amiens.

Der Angriff begann im Süosten der Stadt, indem das 4.Regiment Gentelles nahm und sich weiter nach der rechten Flanke ausdehnte. Dort stürmte das sprungweise unter heftigstem Feuer vorgehende 44.Regiment in erbittertem Handgemenge starke Verschanzungen bei dem Ort Villers Bretonneux. Obwohl schließlich gegen Abend die Munition zur Neige ging, konnte mit Hilfe des als Verstärkung eingetroffenen Regiment Kronprinz das Dorf gestürmt werden. Obwohl die Franzosen Gentelles wieder erobern konnten, wagten sie nicht weiter vorzudringen. Eine Lücke auf deutscher Seite, welche bis Mittag rechts und links von dem sumpfigen Gelände der Avre die Heeresteile trennte, konnte dadurch geschlossen werden, dasß die 15.Division den Ostpreußen die linke Flanke decken konnte. Die 28er stürmten St.Nicolas, und auch aus Boves wurde der Feind herausgeworfen. Auf dem linken Flügel drang die 16.Division ohne großen Widerstand gegen Dury vor, in dem die 70er dann den Kirchhof eroberten.

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Das Füsilierbataillon des Regiments Nr.70 erstürmt den Kirchhof von Dury.

Für den nächsten Tag wurde die Fortsetzung der Schlacht geplant, aber die Franzosen räumten ihre Stellungen und auch die Stadt Amiens, in welche General von Goeben in der Mittagsstunde einzog. Auch die Zitadelle kapitulierte am 30., nachdem der die Übergabe verweigernde Kommandant gefallen war. Die am 27. erfolgte Einnahme der teilweise in Brand geschossenen Festung La Fere öffnete die Eisenbahnlinie Reims-Amiens und sorgte dafür, daß das I.Korps seine Abgaben wieder zurückerhielt und dadurch voll kampfkräftig wurde.

Den Verlust von 1300 Mann trigen zur großen Hälfte die beiden Regimenter 4 und 44. Die schlecht geführten Franzosen büßten ebensoviel  und außerdem 1000 Gefangene ein. In übler Verfassung trat der Rest des Feindes den Rückweg nach Arras an. Die 1.Armee, nunmehr für längerer Zeit gegen Osten gesichert, setzte nun ihrem Auftrag gemäß den Marsch nach Rouen fort.