ek Die Gefechte von Artenay und Orleans am 10. und 11.Oktober 1870 ek


Obwohl die Masse der kaiserlichen französischen Armee gefangen oder eingeschlossen war, wollte die neue republikanische Regierung den Widerstand fortsetzen. Vor allem Gambetta war es zu verdanken, daß diese Überlegungen in die Tat umgesetzt werden konnten, denn er hatte sich mit einem Ballon aus Paris absetzen können. Am 9.Oktober war er in Tours gelandet und hatte das Kriegsministerium übernommen. Nun begann er, die Volksmassen zu den Waffen zu rufen und neue Truppen aus dem Boden zu stampfen. Er erhielt zuerst großen Zulauf, und binnen kurzer Zeit konnten so die Korps XVI. bis XXII. aufgestellt werden. Das Material dazu nahm man aus den Depots im Lande. Allerdings fehlte es an Offizieren und dadurch wiederum an einer entsprechenden Ausbildung der neuen Soldaten. Auch die Kavallerie war nicht sehr stark, man hatte die letzten Truppen der alten Armee als Kader genommen und um sie herum eine neue Reiterei geschaffen. Vor allem im Süden und Südwesten an der Loire waren diese Vorgänge schnell vonstatten gegangen, und so war die deutsche Heeresleitung gezwungen, darauf zu reagieren, da ein solcher Truppenzuwachs beim Feind die Belagerung von Paris auf Dauer gefährden konnte.

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Das Gefechtsfeld bei Artenay und Orleans.

So marschierte am 6.Oktober das I.bayerische Armeekorps und die ihm unterstellte 22.Infanterie-Division von der Hauptstadt aus in Richtung Süden ab. Diese Truppenteile waren erst kurz vorher von Sedan kommend eingetroffen, nachdem sie dort den Abtransport der Gefangenen überwacht hatten. Dem Kommandieren General von der Tann wurden außerdem noch die 2. und 4. Kavallerie-Division unterstellt, die auf den Flügeln vorrückten, sowie die 6.Kavallerie-Division, die die westliche Flanke sichern sollte.

Das Ziel war der Raum um Orleans. Die Stadt selbst lag an dem großen, schiffbaren Fluß Loire und war nur 270 km von Paris entfernt auf der rechten Seite des Stroms gelegen. Die Vorstädte waren links des Ufers und durch eine große Brücke mit dem Zentrum verbunden. Die Gegend  dort war dicht bebaut, galt aber auch als Kornkammer des Landes. Auch war schon recht viel Industrie vorhanden und stattliche Bauten zeugten von einem blühenden Wohlstand der ca. 50000 Einwohner.

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Attacke des 2.Leib-Husaren-Regiemts im Gefecht von Artenay.

Bei Artenay traf General von der Tann am 10.Oktober zum ersten mal auf stärkeren Widerstand. Es war das XV.Korps, welches fast nur aus jungen Mannschaften bestand. Von der deutschen Kavallerie umklammert begann das Ausweichen der Franzosen schnell in eine Flucht auszuarten. Am nächsten Tag marschierten die Deutschen in breiter Front weiter vor. Die 22.Division traf links vorgehend bei Ormes wieder auf den Feind und warf ihn nach einem längeren Gefecht. So konnte nur langsam mit den 32ern an der Spitze bis zu dem Rand der Vorstädte vorgegangen werden. Auch auf dem rechten Flügel verstärkte sich bei Bel Air erneut der Widerstand vor den Bayern. Um 5.00 Uhr abends brachte ein kräftiger Stoß der Deutschen den Feind ins Wanken und die Vorstadt St.Jean konnte als erstes genommen werden. Anschließend drange das 1.bayerische Regiment noch bis zum Martroiplatz vor, wo das Denkmal der Jungfrau von Orleans steht. In den Straßen trafen sich Bayern und Thüringer, die sich beim Vorgehen gegenseitich vortrefflich unterstützt hatten. Nun wurden noch am Abend des 11.Oktober die wichtigsten Gebäude und die große Loirebrücke besetzt.

Der große Erfolg der letzten beiden Tage kostete die Deutschen 1100 Mann, von denen ein beträchtlicher Teil auf die 3.bayerische Brigade fiel. Die Franzosen verloren 4200 Mann, davon 2700 Gefangene.