ek Das Gefecht von Pontarlier
am 1.Februar 1871
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Bourbaki wurde nach der Schlacht an der Lisaine und eventuell auch durch die Nachricht, daß neue Streitkräfte gegen ihn anrückten, zur Umkehr bewogen. Als man bei der Obersten Heeresleitung erkannte, welche Anstrengungen die Franzosen im Südosten machten, verfügte der König am 6.Januar, daß ein neues Heer gebildet werden sollte, welches den Namen "Südarmee" erhielt. Den Oberbefehl bekam General von Manteuffel, der bisher die 1.Armee befehligt hatte. Ihm wurden das XIV.Korps mit seinen Verstärkungstruppen unterstellt sowie das VII.Korps, welches bei Yonne stand. Außerdem wurde umgehend von der Belagerungsfront Paris das II.Korps in Marsch gesetzt, welches hier von dem von der Loirefront kommenden I.bayerischen Korps abgelöst wurde. So kam doch eine gewaltige Streitmacht zusammen: 3 Armeekorps, 2 Reserve-Divisionen, von denen eine allerdings bei Belfort stand, und dazu noch eine große Menge an Landwehr.

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Karte des Operationsgebietes der deutschen Südarmee.

Der Anmarsch gestaltete sich schwierig aufgrund des Wetters und der Feindlage. Eine gute Nachricht bekam General von Manteuffel allerdings am 19.Januar: General von Werder hatte an der Lisaine gesiegt und er brauchte seine unmittelbare Hilfe nicht mehr. So wurde umgehend der kühner Plan gefaßt, das Flußtal des Doubs unterhalb Besancon zu sperren und Bourbaki, wenn er sich nicht ein zweites Sedan bereiten ließ, an die Schweizer Grenze zu drängen. So nahm schon am 21.Januar die Spitze des II.Korps Dole, das VII.Korps traf schon am Ognon auf Feind. Auch wurde rasch die Verbindung zum XIV.Korps hergestellt.

Eine Abteilung mit fünf Bataillonen der Regimenter 21 und 61 bekam unter Oberst von Kettler den Befehl, Garibaldis Scharen zu beschäftigen, damit sie nicht die Flanke störten. Vor Dijon erlitten die Pommern am 23.Januar nach anfänglichen Erfolgen eine schwere Niederlage. Die 61er wollten noch spät abends mit der 5.Kompagnie ein Fabrikgebäude nehmen, bekamen jedoch schon unmittelbar nach dem Antreten ein mörderisches Feuer. Der Fahnenträger fällt, ein Offizier ergreift die Fahne und fällt ebenfalls. Alle unstehenden Männer stürzen tödlich getroffen oder schwer verletzt zu Boden. Der zurückgehende Rest vermißt das Banner. Freiwillige gehen in der Nacht nochmals vor, aber nur einer kehrt zurück, und auch er verwundet. Die Franzosen fanden dann unter einem Haufen Leichen die zerschossene deutsche Fahne. Es war die einzige, die in diesem Feldzug dem Gegner in die Hände fiel.

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Die Fahne der 61er.

Doch trotz dieser unglücklichen Epidose konnten die deutschen Truppen weiter vorrücken. Am 24.Januar hielt Bourbaki, dessen Truppen in einem elenden Zustand waren, einen Kriegsrat ab, der das unter den Generalen einstimmige Ergebnis hatte, daß die Armee auf Pontarlier abmarschieren sollte. Von dort aus wollte man sich dann längs der Schweizer Grenze in das Rhonetal durchschlagen. Doch die Regierung in Paris, fernab jeglicher Realität, forderte und befahl immer neue Schlachten. Da griff Bourbaki, um nicht des Verats schuldig zu werden, am 27.Januar zur Pistole. Der Suizid mißlang jedoch, er verletzte sich allerdings schwer, doch nicht tödlich. Sein Nachfolger Clinchant hielt jedoch an dem beschlossenen Plan fest.

Südöstlich von Besancour steigen die Vorstufen des Jura steil zu einer Hochfläche an. Nur wenige Straßen führen über die Hochebene. Da die Deutschen die westlichen blockierten, blieb den Franzosen nur der gerade Weg über Ornans oder Etalans frei. Am 26.Januar stürmten das Pommersche Grenadier-Regiment Nr. 2 nach vorherigem Waldkampf, bei dem sich letzte Teile der Franzosen tapfer wehrten, die strategisch wichtige Stadt Salins. Überall drängten die deutschen Truppen nun mit Macht voran.

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Die Pommern vom 2.Grenadier-Regiment im Waldkampf vor Salins.

Am 28.Januar ereichten die Franzosen Pontarlier. Schon glaubten sie sich gerettet, er bekamen plötzlich sie die Nachricht vom Waffenstillstand. Daß diese Armee davon jedoch ausgeschlossen war, das wurde ihnen nicht mitgeteilt. Eine furchtbar bittere Enttäuschung! Manteuffel jedoch trat nach kurzer telegrafischer Rückfrage bei der obersten Heeresleitung sofort wieder an, und so standen die Spitzen des II. und VII.Korps schon am nächsten Tag unmittelbar vor Pontarlier. Von Nordosten her rückten zusätzlich die Truppen der Generale von Schmeling und von Debschütz heran. General Clinchant wollte zwar den Kampf nochmals aufnehmen, aber seine Soldaten waren müde und streckten fast überall beimAuftauchen der Deutschen die Waffen. Nur vereinzelte Plänkeleien gab es noch. So nahm er umgehend mit dem schweizer General Herzog, der die Grenze der Eidgenossenschaft bewachte, Verbindung auf und schloß einen Vertrag, der ihm gegen sofortiges Niederlegen der Waffen den Übertritt auf schweizer Boden gestattete.

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Entwaffnung der französischen Ostarmee nach dem Grenzübertritt durch reguläre schweizer Truppen.

Fast ohne Kampf wurde Pontarlier am 1.Februar von den Deutschen besetzt. Immer noch wurden große Mengen an Gefangenen eingebracht. Die Pommern begannen sogar, die Hänge hinaufzusteigen, um den abziehenden Franzosen noch in die Flanke zu fallen. Als der Abend heranbrach, blieben sie in ihren Stellungen. Sie, die Söhne der Ebene, die zu Hause keinen Berg zu sehen bekamen, übernachteten nun in 1000 Meter Höhe in Eis und Schnee.

Am nächsten Morgen war die französische Ostarmee verschwunden. Ihre Verluste waren enorm hoch, genaue Zahlen konnten die Franzosen nicht liefern. Die Südarmee hatte 1000 Mann an Toten und Verwundeten zu beklagen. Aber nicht nur im Kampf, sondern auch an Marschleistungen waren die deutschen Korps dem Feind überlegen. So legten die Pommern an 34 Tagen ohne Rast 640 Kilometer zurück - eine enorme Leistung.

Etwas besser erging es Garibaldi und seiner Truppe. Sie hatten jeden kräftigen Vormarsch unterlassen, und als sie erfuhren, daß auch sie nicht in den Waffenstillstand eingeschlossen waren, räumten sie schleunigst Dijon und retteten sich auf neutrales Gebiet.