ek Eroberung des Elsaß
und Streifzüge im Südosten
vom 6.Oktober 1870 bis 10.Januar 1871
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Anfang Oktober wurden die beiden Festungen Schlettstadt und Neubreisach eingeschlossen und nach Heranziehung der von Straßburg disponiblen Geschütze ging man alsbald zum förmlichen Angriff über.

Nachdem vor Schlettstadt 56 schwere Kanonen und Mörsel angelangt waren, wurde am 23. die erste Parallele eröffnet. Die Festung war nur ärmlich mit Geschützen versehen, daher ergab sie sich schon am nächsten Morgen. In der Stadt herrschten skandalöse Zustände: Volkshaufen und betrunkene Soldaten durchheulten die Gassen, unbekümmert um die ausgebrochenen Feuersbrünste, welche erst von den deutschen Pionieren gelöscht wurden.

Nun wurde auch Neu-Breisach belagert. Dieses hatte eine etwa kreisrunde Befestigung, welche nur geringe Zivilbevölkerung umschloß., da sie nur ein Militärposten war. Vorgeschoben bis an den Rhein befand sich das kleine Fort Mortier. Am 2.November wurden die ersten Batterien ausgehoben. Das Feuer dieser Geschütze wurde lebhafterwidert. Ein Handstreich, den das Landwehr-Bataillon Goldap aus Ostpreußen gegen das Fort versuchte, wurde zwar abgeschlagen, aber am 6.November kapitilierte es dann doch. Das deutsche Artilleriefeuer wurde nun auf dieFestung konzentriert, welche dann am 10.November die weiße Fahne aufzog.

Beiden Festungen wurde der Abzug mit kriegerischen Ehren bewilligt. Die Verluste der Deutschen betrugen 70 Mann. Der Schwerpunkt des Festungskampfes lag nun im Südosten bei Belfort, welches Anfang November erreicht wurde. Doch sollten andere Vorgänge der Einnahme vorerst einen Riegel vorschieben.

Nach dem Fall von Straßburg wurde dessen Belagerungsarmee umgebildet und bekam die Bezeichnung XIV.Armeekorps. Den Oberbefehl behielt General von Werder. Es bestand aus der starken badischen Felddivision unter General von Beyer, einer kombinierten Infanterie-Brigade mit den aktiven Regimentern Nr. 30 und Nr.34 unter General von der Goltz sowie einer Reserve-Kavallerie-Brigade; insgesamt 23500 Mann und 72 Geschütze.

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Das Schlachtfeld von La Bourgonce.

Die Heeresleitung gab dieser Truppe die Richtung auf Troyes und Chatillon an der oberen Seine, doch wurde das Korps gleich zu Anfang durch die "Vogesenarmee" unter General Cambriels aufgehalten. Die Grenze des Elsaß deckten starke Freischaren, welche in den dortigen Waldgebieten ihr rechtes Feld hatten. Am 6.Oktober kam es zu einem siebenstündigen Gefecht bei La Bourgonce, nachdem die Vorhut unter General von Degenfeld die Pässe zum Meurthetal freigekämpft hatte. Die Hauptmacht hatte weitere Gefechte am 9.Oktober bei Rambervillers und am 11. bei Bruyeres zu bestehen. Schließlich nahmen die Deutschen die Stadt Epinal ein. Hier empfing der Kommandierende General die Weisung, zunächst mit der französischen Streitmacht im Südosten aufzuräumen. Erst dann sollte über Dijon in Richtung auf Bourges vorgegangen werden.

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Badische Infanterie vor La Bourgonce.

Der Feind hatte sich inzwischen im Raum um Besancon gesammelt. So wandte sich Werder südlich in das Flußgebiet der Saone. Am 22.Oktober griff er bei dem Nebenflüßchen Ognon an, wo die badischen Regimenter in langwierigen Gefechten schließlich mehrere Übergänge bei Etuz nehmen konnten.  Daraufhin wurden ihm noch die 1. und 4.Reserve-Division unterstellt und der Auftrag so umformuliert, daß er das Elsaß zu schützen und die noch widerstehenden Festungen zu belagern hatte sowie von Besoul aus den noch vor ihm stehenden Feind festzuhalten. Als die 1.badische Brigade nach einem verlustreichen Gefecht am 30.Oktober das wichtige Dijon an der Ouche besetzt hatte, stellte sich heraus, daß der Feind viel stärker war, als die oberste  Heeresleitung es annahm. An Saone und Doubs waren nunmehr 55000 Mann unter General Crouzat vereinigt. Im Westen bei Autun stand zusätzlich noch die Vogesenarmee, etwa 16000 Mann stark, unter dem Befehl des allerdings doch stark in die Jahre gekommenen italienischen "Freiheitskämpfers" Garibaldi.

Werder hatte einen schweren Stand, da er völlig von den anderen Armeen getrannt war. Zwar sollte das Anfang November vor Metz frei gewordenen VII.Korps eine Lücke an der oberen Seine füllen, aber der Anmarschweg war doch sehr weit und das Franctireurwesen nahm vor allem im Südosten ständig zu. Mitte November kam die 4.Reserve-Division langsam heran, während die 1.Reserve-Division die Einschließung von Belfort vorantrieb. Garibaldis Freischärler versuchten, Dijon zu entsetzen, was ihnen allerdings nicht gut bekam und sie einen beschleunigten Rückzug antraten. In dieser Zeit wurde die Ostarmee des General Crouzat mit der Eisenbahn nach der Loirefront abbefördert, um dort als XX.Korps gegen Ende des Novembers aufzutreten. Dies war dem General Werder jedoch nicht bekannt. Nur die Division Cremer blieb mit Garibaldis Truppen im Südosten. So hielt das verstärkte XIV.Korps weiterhin alleine die Stellung, bis Mitte Dezember endlich das lang erwartete VII.Korps bei Chatillon anrückte und somit Entlastung brachte. Etwas Zeit zur Erholung und Ergänzung der arg mitgenommenen Ausrüstung war für Werders Männer dringend erforderlich.

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Badische Grenadier-Regimenter stürmen den Bahnhof von Nuits.

Doch lange währte diese Ruhezeit nicht. Das VII.Korps mußte sich westlich verschieben, um je nach Bedarf an der Loire oder im Süden verwendet zu werden. General von der Goltz umschloß mit der kombinierten Brigade die kleine Festung Langres, die badische Division erhielt den Auftrag, die Franzosen südlich von Dijon zu verdrängen. Am 18.Dezember trafen sie östlich von Nuits auf die Division Cremer, die 9000 Mann stark heftigen Widerstand leistete. Schließlich nahmen nach gut vorbereiteter starker Artillerieunterstützung drei badische Regimenter im Sturm den Ort, wobei die Verluste insgesamt ca. 900 Mann betrugen. Die Franzosen verloren 1700 Mann, davon 650 Gefangene. Der den Angriff führende Kommandeur der 1.badischen Brigade, Prinz Wilhelm, wurde verwundet.

Inzwischen wurde auf französischer Seite der Plan Gambettas durchdacht, mit starken Truppen erst Dijon und dann Belfort zu befreien. Dann wollte man den Deutschen die Verbindungen im Rücken abschneiden und sich mit (unterstellt) siegreichen Faidherbe im Norden verbünden. Auch ein kräftiger Einfall über den Rhein nach Baden sollte durchgeführt werden. Für diese Unternehmungen wurde die erste Loirearmee bestimmt, die auf Bourges abgedrängt war. Sie bestand aus vier Armeekorps, die allerdings teilweise schon stärkere Verluste gehabt hatten bzw. gerade neu aufgestellt waren, der Division Cremer und Garibaldis Truppen - alles in allem jedoch eine gewaltige Macht. Den Oberbefehl sollte General Bourbaki erhalten.

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Das Schlachtfeld am Ognonbach.

Die Beförderung durch die Eisenbahn geschah langsam und unter vielen Stockungen. Erst Anfang Januar konnte die neue Armee in der Linie Besancon-Dole-Auxonne in Tätigkeit treten. Ihre Aufgabe war, den General von Werder mit seinen Feldtruppen  durch eine Umgehung seiner linken Flanke von Belfort abzudrängen. Dieser hatte jedoch schon Ende Dezember eine Verstärkung des Feindes erkannt und seine Truppen unter Aufgabe von Dijon bei Gray und Vesoul zusammengezogen. Kleinere Gefechte am 5.Januar ließen ihn erkennen, daß es sich bei dem Feind um eine größere Armee handeln mußte. Allerhöchste Vorsicht war also geboten. Am 9.Januar befahl Werder einen Vorstoß auf die feindliche Flanke bei Villersexel, das am Ognonbach lag und zwei Straßen nach Belfort beherrschte. Hier lag auch das Schloß des Herzogs von Gramont. Es entstand ein blutiger Kampf, bei dem die 25er zuerst Ort und Schloß eroberten. Die später herankommende Hauptmacht des Feindes wurde von den 30ern und 34ern vorläufig in Schach gehalten. Doch in der Nacht gelang es den Franzosen, wieder in Schloß und Stadt einzudringen. Der befehligende Offizier wollte sie schon räumen, doch General Werder, der die Franzosen nicht über den Fluß lassen wollte, befahl die Wiedereinnahme. Ostpreußische Landwehrbataillone gingen über eine Brücke über den Ognon vor, und die 25er schlossen sich ihrem Vorgehen an. Schloß und Stadt brannten, und in dieser Flammenhölle tobte der Nahkampf. General Werder ließ dann etwa um Mitternach seine Truppen aus diesem Chaos zurückgehen. 15000 Deutsche mit 54 Geschützen hatten die Wucht von 64000 Franzosen mit 146 Geschützen aushalten müssen. Beide Seiten verloren je etwa 600 Mann, dazu kamen noch ca. 800 gefangene Franzosen. Da Bourbaki aus Vorsicht seine Hauptmacht zurückhielt, konnte das deutsche Korps in östliche Richtung fast unbehelligt abmarschieren.

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Die 25er im Straßenkampf in Villersexel.

General von Werder hatte beschlossen, einen französischen Angriff in einer festen Stellung abzuwarten. Hiezu wählte er nach reiflicher Überlegung die Gegend um das Flüßchen Lisaine. Bourbaki zögerte und machte erst am 13.Januar, gedrängt durch seine Regierung, einen Rechtsschwenk, der seine Front von Norden nach Osten kehrte. Da er Werder nicht hatte von Belfort abdrängen können, wollte er ihn nun in der Front angreifen. Der ungeordnete Marsch kostete den Feind allerdings Zeit, die den Deutschen zu Gute kam und ihre Vorbereitungen begünstigte.