ek Musketier Karl Emrich
- ein 88er im Feldzug 1870/71
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* 12.4.1847 in Allendorf       + 11.10.1922 in Biskirchen

KarlEmrich

Karl Emrich etwa im Jahre 1890 mit einer seiner Töchter.

 

Als im Juli 1870 der Krieg gegen Frankreich ausbrach war Karl Emrich noch nicht verheiratet. Erst nach dem Feldzug, am 20.Oktober 1872, wurde er mit  Johanette Henriette Weber in Biskirchen getraut, wo er dann mit seiner Frau auch lebte. Sie hatten sieben Kinder, fünf Töchter und zwei Söhne. Der erste Junge und ein Mädchen starben, der Sohn  schon nach wenigen Monaten u.a. an Disterittus (?) und Lungenkatarrh, das Mädchen mit 9 Jahren. Sein zweiter Sohn Hermann kämpfte im 1.Weltkrieg und starb am 29.November 1918 an der damals in Europa herrschenden Grippeepedemie in einem Lazarett in Antwerpen.

 

UrkundeEmrich

Die Verleihungsurkunde zur Kriegsdenkmünze für Combattanten für Musketier Karl Emrich, datiert mit "Mainz, 31.Dezember 1871" und unterschrieben von dem Regimentskommandeur Oberst Preuß (im Feldzug u.a. mit dem EK 1 ausgezeichnet!).

 

Karl Emrich war 23 Jahre alt, als er bei Kriegsausbruch als Angehöriger der 6.Kompagnie des 2.Nassauischen Infanterie-Regiments Nr.88 gegen Frankreich ins Feld rückte. Er leistete zu diesem Zeitpunkt seinen Wehrdienst ab und wäre wohl ehrenhaft im Herbst entlassen worden, wenn nicht die große Weltpolitik auch ihm, wie so vielen anderen jungen Männern damals, einen Strich durch diese Rechnung gemacht hätte. Als Angehöriger ders II.Bataillons war seine Garnison zur damaligen Zeit Fulda, wo auch das I. und der Regimentsstab untergebracht waren. Das Füsilier-Bataillon lag in Hersfeld. Erst nach dem Krieg wurde das komplette Regiment nach Mainz verlegt.

Sein Kompagniechef war zuerst Hauptmann Schenck, später während des Feldzugs dann Hauptmann Knoche. Beide haben wie Emrich den Krieg überlebt! Das ist um so bedeutsamer, da - bezogen auf Stadt und Kreis Wetzlar, das Regiment Nr.88 die meisten Verluste aufwies: 11 Tote und 43 Verwundete waren nach dem Feldzug an Lahn und Dill zu beklagen.

Wenn man sich jedoch die Schlachten ansieht, an denen Emrich und seine Kameraden teilgenommen hat, dann sind die Verluste allerdings nicht so überraschend. Im Rahmen der 21.Infanterie-Division kämpfte er am 4. und 6.August 1870 in den beiden Grenzschlachten bei Weißenburg und Wörth, marschierte dann einige hundert Kilometer, um am 1.September an der gewaltigen Schlacht bei Sedan teilzunehmen, wo das Schicksal Frankreichs besiegelt wurde und dessen glückloser Kaiser Napoleon III. dem König Wilhelm von Preußen seinen Degen überreichte.
Während das Gros der Truppen zu anderweitigen Verwendungen aufbrach, blieb die 21.Infanterie-Division mit einigen anderen Truppen zuerst als "Ordnungsmacht" in Sedan, um die Bewachung und Abschiebung der Unmenge von Gefangenen Herr zu werden. Erst nach der Ablösung durch Landwehr kam ein neuer Auftrag, und wieder mußte marschiert werden. Das belagerte Paris war das Ziel - die Division stand dort zuerst der Heeresleitung als Reserve zur Verfügung.

 

OrdSchnalle

                                               Die Ordensschnalle von Karl Emrich:
links die Kriegsdenkmünze, rechts die Centenarmedaille, die erst am 22.März 1897 zum 100.Geburtstag von König Wilhelm I. von Preußen gestiftet worden war. Sie wurde auch an
die zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Veteranen der Einigungskriege verliehen, also auch
an Karl Emrich.           

  

Doch immer wieder versuchten die Franzosen auszubrechen. Daher brauchten die Männer nicht lange auf ihren nächsten Einsatz zu warten. Diese Kämpfe wurden wiederum siegrich bestanden, sie zogen sich jedoch noch bis März 1871 hin. Dann wurde in Versailles der Vorfrieden und am 10.Mai 1871 dann der Friedensvertrag zu Frankfurt/M. geschlossen. So kam Karl Emrich nach fast einem Jahr harten Kämpfen und großen Entbehrungen heil und unversehrt wieder nach Biskirchen zurück.