ek Die Belagerung von Belfort
vom 3.Dezember 1870 bis 16.Februar 1871
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Die Befestigungen Belforts rührten, wie die Straßburgs, von Vauban her, der die Stadt mit bastionierten Fronten umgeben hatte. Auf steilen Felsen steht das zur Zitadelle mit bombensicheren Räumen erweiterte Schloß. Ein überragender Höhenrücken war gekrönt durch zwei Forts, deren Verbindungen mit der Zitadelle zugleich ein großes verschanztes Lager umschlossen. Nach Westen, jenseits der Savoureuse, lagen zwei weitere Forts, auch die Vorstädte und den Bahnhof schützten neu angelegte  Befestigungslinien.

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Zeitgenössische Ansicht von der Stadt und der Festung Belfort.

Eine ernste Gefahr drohte Belfort von den südlich vorliegenden beträchtlichen Höhen, der Hautes und Basses Perches. Daher wurden auch sie bei Ausbruch des Krieges rasch befestigt. Den Oberbefehl erhielt Mitte Oktober der Oberst Denfert-Rochereau, ein ausgezeichneter Ingenieur, der sofort nachdrücklich daran ging, alle Werke zu verstärken und geeignete Örtlichkeiten des Vorlandes mit Befestigungen zu versehen. Er vermied es verständig, sich von vornherein auf die eigentliche Festung beschränken zu lassen, und bereitete den entschlossenen Widerstnd vor. Da in der Stadt nur 4000 Einwohner geblieben waren, reichten die Vorräte für lange Zeit aus. Die Besatzung betrug über 17000 Mann, darunter von der Linie aber nur zwei Bataillone und etwas Artillerie, sonst lediglich Mobilgarden von geringer Beschaffenheit und nur teilweise mit Chassepots bewaffnet. An Geschützen waren 341 Rohre vorhanden.

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Die Zitadelle von Belfort.

Mit dem Unternehmen gegen Belfort war die 1.Reserve-Division unter General von Tresckow I. betraut. Außer der Artillerie bestand sie aus zwei Brigaden pommerscher, posenscher, altmärkischer und sächsischer Landwehr sowie dem aktiven 4.Magdeburgischen Infanterie-Regiment Nr.67. In den letzten Dezembertagen kam noch unter General von Debschütz eine Abteilung schlesischer und schleswiger Landwehr hinzu. Das Belagerungskorps, anfänglich 10000 Mann, wechselte sehr in seiner Zahl, erst Ende Januar wurde es auf 29000 Mann verstärkt. Die Artillerie kommandierte Oberst von Scheliha, die äußerst schwierigen Ingenieurarbeiten leitete General von Mertens.

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In eisiger Nacht auf Vorposten bei Belfort.

Die Einschließung begann am 3.November, die eigentliche Belagerung etwa einen Monat später. Als eine vorläufige Beschießung Anfang Dezember zu keinem Ergebnis geführte hatte, schritt General von Tresckow zum förmlichen Angriff, für den allmählich 72 Belagerungsgeschütze verfügbar wurden. Eine militärische sehr schwere Aufgabe war zu lösen. Sichere Schüsse aus der Festung gefährdeten die Mannschaften, und auch das Wetter trug seinen Teil dazu bei, daß die Schwierigkeiten von Tag zu Tag größer wurden. Auch versuchte der Feind immer wieder, durch heftige Ausfallgefechte eine Lücke in den ohnehin dünnen Belagerungsring zu schlagen. Nur mit Mühe konnte ein solches Debakel verhindert werden. Den Hauptangriff ihrerseits richtete die deutsche Führung auf Perches. Das Dorf Danjoutin, dessen Besitz für die weiteren Arbeiten unerläßlich war, wurde am 7. und 8.Januar gestürmt, die Besatzung gefangen genommen. Links und rechts des Dorfes wurden nun Stände für schwere Batterien erbaut.

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Die Belagerung von Belfort im Winter 1870/1871.

In der sorgenvollen Zeit, in der die Armee Bourbaki herannahte, ging die Belagerung nicht viel vorwärts. Desto lebhafter jedoch schritt sie nach der Schlacht an der Lisaine fort. Der typische Festungskampf lief hier fast schulmäßig ab: erst ein zähes Vortasten, dann plötzlich wieder ein großer Sprung. Der Tag ist die Zeit für den Geschützkampf, die Nacht für das Werk der Pioniere und den ihre Mühe krönenden Sturm. Um von den fertigen Batterien die erste Parallele führen zu können, stürmten die 67er und Landwehr in der Nacht vom 20. auf den 21.Januar mit nicht geringeh Verlusten die waldige Höhe Haut Taillis und das Dorf Perouse. Nachdem die rste Parallele in der Länge von fast 1800 Meter ausgehoben war, glaubte Tresckow am Abend des 26.Januar einen Sturm auf die bereits schwer geschädigten Forts der Perches wagen zu dürfen. Diese Aktion verunglückte und kostete den Wehrleuten von Schneidemühle und den 67ern über 400 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen.

Vom Waffenstillstand blieb auch Belfort ausgenommen, weil die Heeresleitung auf die Einnahme politischen Wert legte.Die Belagerung ging weiter fort mit Erdarbeiten und Batteriebauten, die auch von Süden her das Schloß und zwei Forts bedrohten. Die unsäglichen Anstrengungen und hereinbrechendes Tauwetter beeinträchtigten den schon gestörten Gesundheitszustand aufs schwerste, während der Belagerte rührig seine Gegenwehr traf, trotz des furchtbaren Feuers, das er mit seiner knappen Munition nun immer sparsamer erwiderne konnte.Allmählich war die ganze Perchesfront niedergekämpft. Oberst Denfert ließ unbemerkt die beiden halbzerstörten Forts räumen, am 8.Februar wurden sie von den Deutschen besetzt. Nun konnte von ihnen und neu errichteten Batterien aus das Feuer unmittelbar gegen das Schloß und seine Flankenforts gerichtet werden. Die Festung war somit unhaltbar geworden.

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General von Tresckow zieht in Belfort ein.

Ehe das letzte vernichtende Bombardement begann, forderte Tresckow am 13.Februar den mutigen Verteidiger zur Ergebung unter günstigen Bedingunge auf, doch noch jetzt zögerte der Kommandant. Als jedoch am 15.Februar der Waffenstillstand auch auf die bisher ausgeschlossenen drei departements ausgedehnt wurde, befahl ihm seine Regierung, die Festung zu räumen. Am 18.Februar zog General von Tresckow in Belfort ein, nachdem die Besatzungehrenvoll mit Waffen und Gepäck abgerückt war. Fast 100000 Artilleriegeschosse waren auf die Festungswerke gefallen. Die Franzosen hatten 32 Offiziere und 4715 Mann verloren, die Verluste der Belagerer beliefen sich auf 88 Offiziere und 2049 Mann.